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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Winter
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machte eine ausladende Handbewegung zum Leuchtturm, um seine Ode daran anzukündigen.
    „Rund gebaut ragt er hoch hinauf,
    An steilen Klippen lenkt er den Lauf
    Der Schiffe, die das Meer durchgleiten,
    Schützt ihren Weg durch die wässrigen Weiten,
    Mit rotierenden Spiegeln um ein Feuer entfacht
    Strahlt er am Ufer durch schwärzeste Nacht,
    Oh Seemann, in den peitschenden Stürmen,
    Wenn sich am Kiel die Wellen hoch türmen,
    Dann meide die Tücken messerscharfer Felsranken,
    Die dem Unbedarften durchbohren die Planken,
    Und gleite im Schutze sicher dahin,
    Denn ihn zu sehen – und nicht nahe zu kommen – ist sein wahrer Sinn.“
    Ich lachte und umarmte ihn.
    „ Danke, danke“, ließ sich Kyle von seinem einzigen Publikum huldigen. Aber dann blickte ich nachdenklich zum Leuchtturm auf.
    „ Äh Kyle“, meinte ich.
    „ Ähä?“, kam seine Frage zurück.
    „ Ich fand das Gedicht wirklich klasse. Aber welche steilen Klippen? Welche messerscharfen Felsranken?“
    Der Leuchtturm stand im flachen Sand und friedlich umschloss das Meer Tybee Island.
    Kyle grinste mich an. „Künstlerische Freiheit“, erklärte er.
    Er gab mir das Blatt mit dem Gedicht und ich faltete es zusammen und steckte es zurück in meine Tasche, nicht jedoch, ohne vorher noch einen dankbaren Kuss auf das Papier zu hauchen. Kyle grinste mich an.
    „Nana, Bunny. Soviel Freude wegen einem schnellen Reim?“
    Ich nickte und lächelte ihn mit all meiner schwesterlichen Liebe an. „Ich werde noch ganz sentimental, wenn ich dran denke, wie viel Glück ich habe, so einen tollen Bruder wie dich zu haben.“
    Er schmunzelte. „Fandest du mein Ego vorhin nicht schon viel zu groß?“
    Ich drückte ihn und Kyle umarmte mich auch. „Ich meine es ernst, Kyle. Ich bin so froh. Ohne dich wäre ich doch völlig verloren. Ich hab dich so unendlich lieb.“
    „Ach Bunny. Ich dich doch auch. Aber lass uns langsam zurückgehen, ja?“
    Ich nickte und wir schlenderten am Strand zurück zu unserem Parkplatz am Pier. Es war bald vier Uhr, als Kyle mich schließlich wieder vor meiner Tür absetzte.
    „Und denk dran, Bunny. Du wirst schon alles richtig machen. Setz dich nur nicht so unter Druck. Ich finde, du machst da einen großartigen Schritt, wenn du über dich und Tom nachdenkst. Da bröselt gerade eine uralte Mauer zusammen. Hol nicht gleich das Sprengstoffkommando. Manche Wände muss Tom eben etwas mühselig einreißen. Aber ich bin mir sicher, er tut es gern und ich weiß, du bist die Mühe wert. Also fühle dich nicht immer nur schlecht. Versprochen?“
    Ich nickte.
    „Gut. Und jetzt raus mit dir. Meine Freundin wartet sicher schon mit scharfen Krallen.“ Er grinste mich an und ich winkte ihm.
    „ Grüß Sarah von mir.“
    „ Na klar.“
    Er legte den Gang ein und fuhr lächelnd davon. Die Sonne hatte ihn noch gebräunter hinterlassen. Mit einem Gefühl von Leichtigkeit drehte ich mich um und schwebte Richtung Haustür. Doch schon auf dem Weg die Treppe hinauf stieg ich meinen alten Zweifeln entgegen. Jeder Schritt ließ mein Herz schneller schlagen. Da war einerseits die Vorfreude auf Tom. Aber gleichzeitig brauchte ich einfach noch etwas Distanz zu ihm. So wie mir mein Tag mit Kyle gut wie ein Wunder getan hatte. Ich konnte deutlich klarer denken, wenn Tom nicht bei mir war. Ich könnte ergründen, wie sehr er mir fehlte, wie wichtig er mir wirklich war und ob ich mutig und verliebt genug war, einen Schritt zu gehen, von dem ich nie geglaubt hatte, auch nur im Entferntesten über ihn nachzudenken.
    „Nein Tom, das ist doch eine prima Gelegenheit“, hörte ich Sarah sagen, als ich die Wohnung betrat. Ich sah die beiden im Flur stehen und warf meinen Rucksack zu Boden.
    „ Hey Sarah“, begrüßte ich sie überrascht. Mein Bruder hätte gar nicht davon fahren brauchen. „Tut mir leid, dass ich Kyle so lange in Beschlag genommen habe.“
    „ Kein Problem“, begrüßte sie mich strahlend. „Ich habe einfach mit Tom geplaudert.“
    „ Hey Lea“, sagte nun auch Tom.
    Ich winkte einmal wie ein Scheibenwischer im großen Bogen zur Begrüßung und legte ein schiefes Lächeln auf. Zwischen uns stimmte irgendwie die Atmosphäre nicht mehr. Daher sah ich wieder zu Sarah.
    „Ich bin ein bisschen überrascht, dass du da bist“, meinte ich.
    „ Kyle hat mir einen Zettel geschrieben, dass er sich mit dir trifft. Da dachte ich, dass ich ihn hier bei dir finden würde. Aber Tom hat mir verraten, dass ihr ausgeflogen seid und er auch nicht wisse, wo

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