Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Erzähl es mir, Bunny.“
„ Tom hat gestern Nacht gesagt, dass, wenn ich es heute Morgen noch wollen würde, er wahnsinnig gern mit mir zusammen wäre. Verstehst du, er ging schlafen in der Hoffnung, dass die Sonne auch heute noch scheint. Er hat sich grundanständig benommen, als er gestern dachte, ich könnte zu blau sein, um es wirklich zu wollen. Er hat es nicht ausgenutzt und sich einfach bedient an dem, worum ich ihn angebettelt habe. Und glaub mir, ich habe ihn ziemlich bearbeitet. Trotzdem war ihm das, was ich vielleicht doch nicht wollen könnte wichtiger, als das, was er selbst unbedingt wollte. Heute Morgen kam er dann mit einem Tablett voller Kuchen, Kakao und Blumen. Er hatte so viel Hoffnung und Freude in den Augen. Er hat geglaubt, wir könnten nun endlich zusammen sein.“
„ Ihr seid es demnach nicht“, resümierte Kyle einfühlsam.
„ Nein. Ich habe mich nicht getraut. Ich habe einfach immer noch so viel Angst, dass er mich beißen und mein Blut wollen könnte und ich keine normale Beziehung mit ihm führen könnte, dass ich gekniffen habe. Aber ich habe mich völlig feige verhalten und ihm das nicht einmal so gesagt. Ich... Kyle, ich hab so getan, als könnte ich mich an nichts mehr erinnern.“
Ich hörte meinen Bruder seufzen. Er öffnete die Autotür und zog mich auf seiner Seite mit sich heraus, was insofern kein Problem war, da er eine durchgehende Sitzbank hatte. Dann stellte er mich auf meine Füße und sah mir tief und ernst in die Augen, legte dabei Daumen und Zeigefinger um mein Kinn, dass ich ihn auch wirklich anschaute.
„Bunny, mir tut Tom zwar leid, aber ich bin nicht sein Bruder. Ich sehe doch, wie schwer dir das alles fällt. Ich kenne dich schon dein ganzes Leben und es hätte mich ziemlich gewundert, wenn du einfach so mit den Fingern schnippst und sagst: Drauf geschissen. Ab heute bin ich auch für Vampire zu haben. Hast du geglaubt, ich könnte mit dir schimpfen?“
Ich nickte kleinmütig.
„Hey Bunny, was auch geschieht, ich stehe hinter dir. Du bist mein Ein und Alles, weißt du noch?“ Er küsste meine Stirn wie er es früher so oft getan hatte und ich schlang schluchzend meine Arme um seine Taille. „Shhh, mein Sternchen“, tröstete er mich. „Es wird doch alles gut. Zu glauben braucht Zeit. Aber ich sehe doch, wie gern du es wollen würdest; einfach über deinen Schatten springen und auf dein großes Herz hören.“
„ Es sind wohl eher die Hormone“, wandte ich ein.
Er schüttelte den Kopf und sah mich vielsagend an.
„Ich bin alt genug, um zu erkennen, wann es Herz und wann es Hormon ist. Das ist Herz. Hormone kennen kein schlechtes Gewissen. Du leidest, weil du nicht nur Tom, sondern auch dir selbst wehtust. Vor ein paar Monaten wäre es dir egal gewesen, ob Tom depressiv ist. Er war nicht mehr als ein Blutsauger mit einer hübschen Wohnung für dich. Aber jetzt läufst du zu ihm, wenn er traurig ist und küsst ihn, weil du es nicht anders aushältst. Neulich Abend hast du nicht für uns mit ihm getuschelt und gekuschelt. Ich habe Augen im Kopf. Und Tom wohl auch, sonst würde er nicht derart hoffnungsvoll schauen und dir all deine kleinen und großen Fehler verzeihen. Du machst es ihm zwar aktuell nicht sehr leicht, also eigentlich überhaupt nicht, und ich will gerade wirklich nicht mit seiner Stimmung tauschen, aber du tust es nicht, um ihn zu verletzten, sondern weil du es nicht besser weißt und nicht besser kannst. Bunny, du hast ein viertel Jahrhundert deine Zahnphobie gepflegt wie andere ein Blumenbeet. Da ist viel gewachsen und gewuchert. Pack nicht gleich den Flammenwerfer aus, um es umzugestalten. Ich finde, du hast in der kurzen Zeit seit unserem letzten Gespräch schon riesige Fortschritte gemacht.“
„ Du findest, dass es Fortschritte sind?“
„ Aber ja. Vampire sind auch nur Menschen. “ Er grinste mich an. „Ich kenne menschliche Scheißkerle und vampirische Männer, die okay sind, so wie Tom. Im Leben geht es um etwas ganz anderes als Zähne. So, und nun genug davon. Ich finde, du grübelst schon zu viel. Wir sollten dich endlich mal auf andere Gedanken bringen. Vielleicht solltest du es nicht so erzwingen in dir. Das kommt von ganz allein. Lass es einfach zu und lass dich treiben. Die Richtung stimmt schon.“
„ Können wir uns schön Zeit lassen und lange bummeln? Ich mag noch nicht so bald zurück. Dann hat mich nur meine Zwickmühle wieder und ich weiß doch ehrlich nicht, was ich tun soll.“
„ Klar, ich habe
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