Leadership: Lehren, die mich durchs Leben führten (German Edition)
Mitglieder oft Bildungsdefizite aufwiesen oder unter Verhaltensstörungen litten. Für mich war dies die schwierigste, aufregendste und erfüllendste Zeit in meiner Laufbahn. Es gelang uns, wieder ein erstklassiges Heer aufzubauen, das dem Vergleich mit seinen Vorgängern standhielt.
Zu unseren wirksamsten Werkzeugen gehörte eine als After-Action Review ( AAR ) bezeichnete Technik. Diese Methode zur Aufarbeitung der Einsätze wurde erstmals im National Training Center ( NTC ) im kalifornischen Fort Irwin erprobt, der vielleicht innovativsten militärischen Ausbildungseinrichtung, die je ins Leben gerufen wurde. Sowohl das NTC als auch die After-Action Reviews haben weiterhin große Bedeutung.
Das Gelände des NTC erstreckt sich über 2400 Quadratkilometer Wüste. Dies ist der ideale Ort für Manöver und Schießübungen in einer vollkommen realitätsgetreuen Umgebung. Die Einheiten, die zur Ausbildung ins NTC geschickt werden, treffen dort auf einen hervorragend geschulten Gegner, eine als Opposing Force (Feindliche Streitmacht) bezeichnete Einheit, die in Fort Irwin stationiert ist. Beide Seiten sind mit Sendern ausgestattet, sodass jede ihrer Bewegungen im Kontrollzentrum auf Computerbildschirmen verfolgt werden kann.
Militärisches Training mit einem simulierten Feind ist nichts Neues. Streitkräfte in aller Welt versuchen seit langem, in der Ausbildung möglichst reale Kampfsituationen zu simulieren. Einzigartig am Gefechtstraining im NTC ist die umfassende Aufarbeitung der Einsätze in den anschließenden AAR -Sitzungen. In der After-Action Review sehen sich Kommandeure, Beobachter und Prüfer im Kontrollzentrum eine Aufzeichnung des Gefechts an, die an ein Videospiel erinnert. Jedes Fahrzeug, das sich über das Schlachtfeld bewegt, kann identifiziert werden; jede Bewegung von Truppen und Fahrzeugen, jeder Vorstoß, jeder Schuss wird aufgezeichnet und kann unter verschiedenen Gesichtspunkten analysiert werden. Beispielsweise kann der tatsächliche Verlauf des Gefechts mit der Planung der Kommandeure abgeglichen werden, um zu prüfen, inwieweit die Realität den Erwartungen entspricht. Ich habe schon so manchen Möchtegernfeldherrn gesehen, der seinen ursprünglichen Plan aufrief und am Bildschirm mitansehen musste, wie seine Panzer in die falsche Richtung rollten und aufeinander feuerten, während die Opposing Force die Flanken seiner Einheit aufmischte. Eine solche Erfahrung sollte den nachwachsenden Generälen in spe zwei militärische Maximen in Erinnerung rufen. Erstens: »Kein Plan übersteht die erste Berührung mit dem Feind.« Zweitens: »Auch der brillanteste Stratege sollte die Möglichkeit in Erwägung ziehen, dass seine Truppen einem Feind begegnen könnten.«
Anschließend werden die Geschehnisse eingehend analysiert. Nichts wird zurückgehalten, nichts wird außer Acht gelassen. Im Verlauf der Aufarbeitung geben die Kommandeure, Beobachter und Prüfer ihr Urteil über den Verlauf des Gefechts ab und erklären, warum sie bestimmte Entscheidungen gefällt und bestimmte Maßnahmen ergriffen haben.
Die After-Action Review ist eine Autopsie der militärischen Übung. Sie ist nicht dazu da, dem Kommandeur eine Note zu geben oder festzustellen, ob er das Zeug zu einem General Patton hat (oder zu einem Custer). Der Erfolg oder Misserfolg der Einheit in der Übung ist unbedeutend. Es geht einzig und allein darum, zu lernen und sich zu verbessern.
Nach der Aufbereitung und Analyse der Übung kehren die Offiziere der unteren Ränge zu ihren Einheiten zurück, um den Soldaten die Ergebnisse der After-Action Review zu erläutern. Jede untergeordnete Einheit führt ihre eigene AAR durch.
Dieses AAR -System funktioniert, weil es kein Bewertungsverfahren, sondern ein Ausbildungswerkzeug ist. Das bedeutet nicht, dass niemandes Gefühle verletzt werden oder dass die Prüfer niemanden in schlechter Erinnerung behalten. Aber Vorrang haben Erfordernisse des Einsatzes. Obwohl es bei der Einsatzanalyse nicht um Schuldzuweisungen geht, bleiben wiederholte schlechte Leistungen natürlich nicht unbemerkt. Ein Kommandeur, der ein ums andere Mal versagt, ist vermutlich nicht für dieses Kommando oder für eine leitende Funktion auf höherer Ebene geeignet. Umgekehrt wird es auch registriert, wenn sich ein Kommandeur in den Gefechtsübungen regelmäßig ausgezeichnet schlägt.
Da das AAR -System so gut funktioniert, ist es auf die gesamte militärische Ausbildung ausgeweitet worden. Als ich die Einsatzanalysen
Weitere Kostenlose Bücher