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Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)

Titel: Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Béla Bolten
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kann uns entscheidend helfen. Außerdem steht fest, dass die Fotos zu dem Zeitpunkt entstanden sind, der auf dem Chip gespeichert ist. Das Pensum für morgen ist damit klar. Wir müssen alle Menschen, mit denen Claudia Pech gestern Kontakt hatte, ausfindig machen und befragen. Vielleicht ist irgendjemandem etwas aufgefallen. Stephanie, bitte koordinieren Sie das.«
    Er hatte sie bewusst mit dem Vornamen angesprochen, und die Kriminalkommissaranwärterin registrierte es mit einem strahlenden Lächeln.
    Thal wandte sich an Gerth.
    »Und wie sieht es in der Villensache aus, Kollege Gerth? Gibt es dort ebenfalls Fortschritte?«
    Gerth richtete sich kerzengerade in seinem Stuhl auf.
    »Nun ja, wie man es nimmt. Spuren haben wir nach wie vor keine. Aber wir wissen jetzt, dass es eine Beziehung zwischen zwei der Opfer gibt. Dr. Himmels Frau war vor Jahren mit Gerd Ahlmann liiert, und bei Ahlmanns fand der zweite Einbruch der Serie statt.«
    Gerth schaute herausfordernd in die Runde, als erwarte er Beifall. Stattdessen ergriff Frank Auer das Wort.
    »Ehrlich gesagt wissen wir nicht genau, ob es diese Affäre wirklich gegeben hat. Es kann auch alles Gerede sein.«
    Gerth war sichtlich verärgert, dass ihm der einzige für die Kommission »Villa« verbliebene Mitarbeiter des KK 1 derart in den Rücken fiel. Trotzig antwortete er:
    »Bei Gerüchten gibt es immer einen wahren Kern. Da bleiben wir jetzt am Ball.«
    »Also nichts Neues«, stellte Thal fest und erhob sich zum Zeichen, dass die Besprechung zu Ende war.
    »Ach, noch etwas«, Thal wandte sich an Wagner, »Frank, du tauscht bitte morgen den Schreibtisch mit der Kollegin Bohlmann.«
    Ohne eine weitere Erklärung verließ Thal den Raum. Zurück blieben ein wütender Adrian Gerth und eine fröhlich lächelnde Stephanie Bohlmann.
     
     
    ***
     
     
    Irgendwo musste es hier doch einen Heizofen geben. Im Atelier war es zehn Grad kalt, und Thal fror. Seinen Wintermantel hatte er abgelegt, weil er ihn beim Fotografieren hinderte. Endlich entdeckte er die elektrische Heizsonne oberhalb der Werkbank und schaltete sie ein. Sechsundvierzig Gemälde hatte er bereits abgelichtet. Er nahm die Kamera und kontrollierte die Fotos auf dem winzigen Display. Er war kein guter Fotograf, auf Reisen hatte Leah das übernommen. Er benutzte die kleine Digitalkamera nur zu dienstlichen Zwecken, sie war eine Art elektronisches Gedächtnis, um sich Orte – in der Regel Tatorte – Gegenstände sowie hin und wieder Menschen einzuprägen. Für den Galeristen musste die Qualität reichen.
    Nach der Besprechung hatte Bettina Berg gefragt, ob er mit ihr Essen gehen wollte. Er hatte abgelehnt. Für heute hatte er genug Umgang mit anderen Menschen gehabt, er sehnte sich danach, allein zu sein. Als er das Präsidium verließ, entschied er sich spontan, zum Atelier zu gehen. Es war an der Zeit, dass er sein Leben wieder selbst in die Hand nahm. Außerdem schuldete er es Leah. Als Künstlerin wollte sie dem Publikum Freude schenken. Das war ihr einziger Antrieb, sie hatte keine Botschaft, wollte nicht belehren oder aufklären. Die Menschen sollten teilhaben an ihrer unbändigen Lebensfreude. Er erinnerte sich an eine Ausstellungseröffnung in einer Stuttgarter Galerie, zu der er seine Frau begleitet hatte. Die Ausstellung trug den Titel »Du bist Mensch«. Leah hatte ausschließlich großformatige Porträts ausgewählt: Kinder, Alte, Weiße, Schwarze, Asiaten. Als endlich alle Reden gehalten waren, standen sie mit einem Glas in der Hand abseits vom Trubel in einer Ecke des Raumes.
    »Schau«, sagte Leah und wies auf einen siebzigjährigen Mann, der versunken vor sich hinlächelnd das Porträt eines tibetischen Bauernmädchens betrachtete.
    »Das ist mehr wert als jeder Scheck, den mir dieser hochnäsige Galerist in den nächsten Wochen überreichen wird.«
    Thal erhob sich von der Werkbank und ging zu den noch nicht fotografierten Gemälden. Konzentriert hob er eines nach dem anderen auf, stellte es auf eine Staffelei direkt unter eine helle Leuchte und machte jeweils drei Aufnahmen. Die Arbeit ging ihm inzwischen automatisch von der Hand, so konnte er seinen Gedanken freien Lauf lassen.
    Es war sicher in Leahs Sinn, ihre Werke in die Öffentlichkeit zu bringen, sie durften nicht länger in dieser Halle verstauben. Er, Alexander Thal, war Leah Braaschs Erblassverwalter. Er hatte die Pflicht, sich darum zu kümmern. Außerdem war er sich sicher, dass es ihm helfen würde, wenn Leah mit einer letzten

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