Leahs Vermächtnis (Berg und Thal Krimi) (German Edition)
Südwestdeutschen Philharmonie, die heute Abend ein Konzert im Konzil gibt.«
Thal wandte sich erneut dem Zeugen zu.
»Gut, Herr Wollhuber. Ich habe nur noch eine Frage, dann können Sie gehen. Aber diese Frage ist sehr wichtig: Ist noch jemand in die Kirche gegangen oder herausgekommen, bevor die Polizei eintraf?«
»Nein, nein. Da war niemand sonst drin, und reingegangen ist auch keiner mehr. Nur dieser Fotograf, aber der gehört ja zu eurer Truppe.«
Thal schaute Stephanie Bohlmann an, die ihm beruhigend zunickte. Er legte dem Zeugen die Hand auf den Arm und bedankte sich für seine Geduld.
Als Hermann Wollhuber ächzend aus dem Wagen geklettert war, fragte Thal Stephanie Bohlmann:
»Wo ist die Kollegin Berg?«
»Im Krankenhaus beim Opfer. Sie hat vor zehn Minuten angerufen. Die Frau ist bei Bewusstsein und außer Lebensgefahr. Die Ärzte meinten, in einer Stunde könne sie mit ihr sprechen.«
»Rufen Sie Bettina an. Sie soll mit der Befragung warten, bis ich komme. Ich schau mir jetzt den Tatort an.«
Das Innere der Kirche wurde von drei Scheinwerfern taghell ausgeleuchtet. Vor dem Altar arbeiteten zwei Tatortermittler in ihren weißen Overalls und blauen Plastikschuhen. Hartmut Grendel saß mit einem höchstens dreißig Jahre alten Mann in der dritten Bankreihe. Sie schauten auf das Display einer Digitalkamera. Als er Thal erblickte, stand er auf.
»Hallo Alexander, darf ich dir unseren neuen Fotografen vorstellen: Niels Kröning. Er hat vor zwei Monaten bei uns angefangen und ist von der ganz schnellen Truppe.«
»Guten Abend, Herr Hauptkommissar. Das war reiner Zufall, ich kam auf dem Heimweg vorbei. Dieser Rentner schrie die ganze Zeit was von einer Leiche in der Kirche, dann kamen die Kollegen und der Notarzt. Da bin ich halt mit rein und habe draufgehalten. Die Fotos sind natürlich nicht perfekt ...«
»... aber brauchbar«, beendete Grendel den Satz.
Kröning hielt Thal das Display hin, der seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt sah.
Auf der Kirchenbank lag eine zweite Kamera. Thal deutete darauf:
»Haben Sie Polaroids gemacht?«
Kröning griff in seine Manteltasche und überreichte Thal einen kleinen Stapel Fotos. Er blätterte sie durch und steckte eins in die Innentasche seines Jacketts. Anschließend nahm er Grendel beiseite.
»Guter Mann. Wann bekomme ich euren Bericht?«
»Morgen früh hast du ihn auf dem Schreibtisch.«
Thal traf Bettina Berg im Ärztezimmer der Notaufnahme des Klinikums. Sie unterhielt sich angeregt mit dem diensthabenden Arzt Dr. Fabian Hendrick, einem gut aussehenden, schlanken, muskulösen Mann um die vierzig, dem der weiße Anzug wegen seiner gebräunten Haut perfekt stand.
»Du kommst genau zur richtigen Zeit, Alexander. Wir können gleich zu ihr. Der Doktor wollte mir gerade seine Untersuchungsergebnisse mitteilen.«
Der Arzt ging mit einem strahlenden Lächeln auf Thal zu.
»Fabian Hendrick, guten Abend Herr ...?«
»Thal, Alexander Thal. Was können Sie uns sagen?«
Hendrick empfand diese kurz angebundene Reaktion als unangemessen und wendete sich ruckartig Bettina Berg zu.
»Die Frau ist mit einem schweren Narkotikum betäubt worden.«
Thal versuchte, die Aufmerksamkeit des Arztes erneut auf sich zu ziehen.
»Könnte es sich um Liquid Extasy handeln?«
»Nach den Blutwerten könnte es Gamma-Hydroxy-Buttersäure gewesen sein, was sich aber kaum mit absoluter Gewissheit nachweisen lässt. Die Patientin hat sich erstaunlich schnell davon erholt, sie ist nur noch etwas benommen. Darauf sollten Sie Rücksicht nehmen, wenn Sie mit ihr reden.«
»Sonstige Verletzungen?«, fragte Thal.
Dr. Hendrick schüttelte den Kopf.
»Nichts Nennenswertes. Äußerlich ist sie unversehrt. Allenfalls konnte ich eine leichte Schwellung der inneren Schamlippen diagnostizieren, was auf intensive, sexuelle Kontakte in der letzten Zeit hindeuten könnte.«
Thal gefiel das anzügliche Grinsen nicht, mit dem der Doktor Bettina anschaute.
»Irgendwelche Anzeichen einer Vergewaltigung?«
Hendrick schien Thals Verärgerung zu spüren, denn das Lächeln verschwand.
»Nein. Wir haben aber einen Abstrich gemacht. Die Ergebnisse sollten morgen früh vorliegen.«
Bettina Berg bedankte sich bei dem Arzt und verließ mit Thal das Zimmer. Auf dem Flur sagte sie:
»Ich habe zwei Mal versucht, dich anzurufen. Wo warst du die ganze Zeit?«
»In einer Therapiesitzung.«
Bevor Bettina weitere Fragen stellen konnte, öffnete Thal die Tür zum Krankenzimmer. Er
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