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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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ausgerichtet war. Das fehlte noch, dass er zu
vorgerückter Stunde zwischen abfahrenden Luxuskarossen rangieren musste. Seine
Versicherung würde sich bedanken, wenn er einen Lamborghini oder Maserati
touchieren würde.
    »Auf die Gästeliste bin ich gespannt«, maulte er und deutete
auf die Autokennzeichen in der Zufahrt, die sie nun durch den eisigen Wind
entlangspazierten. »Die versammelte High Society aus Flensburg, Kiel, Hamburg
und Bremen. Ich dachte, die hätten ihre festen Silvestertermine auf Sylt.«
    »Das hätten sie wahrscheinlich auch, wenn Petersen nicht auf
Föhr wohnen würde. Und damit ist seine Bedeutung an dieser Stelle ebenfalls
geklärt.«
    »Ich frage mich ehrlich, was wir hier eigentlich sollen«,
schimpfte Leander nun in einem Tonfall, als wolle er sofort wieder umkehren.
    »Das kann ich dir sagen«, konterte Lena und zog ihn entschlossen
in Richtung Haustür. »Du gehörst jetzt dazu, schließlich bist du an Petersens
Geschäften beteiligt. Du bist quasi sein Partner, und es wird Zeit, dass du auf
diesem glatten Parkett zu gehen lernst.«
    Leander blickte sie entgeistert an, aber mit einem Stoß in die
Seite gab Lena Entwarnung und zeigte, dass sie es nicht so ganz ernst gemeint
hatte.
    An der Haustür kamen sie sich dann so richtig deplatziert vor
mit ihren beiden Weinflaschen, denn anders als in ihrem sonstigen
Bekanntenkreis öffneten nicht die Gastgeber auf ihr Klingeln hin, denen man die
Mitbringsel gleich in die Hand drücken konnte, um ein künstlich entrüstetes
»Das wäre aber nicht nötig gewesen!« mit ebenso eintrainierter Großzügigkeit
abtun zu können, sondern hier empfing sie ein Diener in Livrée und nahm mit
unterkühlter Miene ihre Mäntel entgegen. So standen sie nun etwas verloren mit
ihren Weinflaschen in der Hand in der Marmordiele, die zugleich kühl und
elegant wirkte und sich an einer geschwungenen breiten Treppe gleicher Qualität
vorbei zu einer geräumigen Wohnlandschaft mit schweren Ledermöbeln öffnete.
    Überall standen Gäste in
kleinen Gruppen mit Sektgläsern in der Hand zusammen und unterhielten sich in dezenter
Lautstärke. Klassische Musik untermalte die Szenerie und verströmte eine
stimmige Atmosphäre unendlicher Gelassenheit und Friedfertigkeit. An den Wänden
erkannte Leander die Bilder Götz Hindelangs in zahlreichen Variationen, und er
stellte sich einen Moment lang vor, wie verloren und deplatziert der Maler
selbst in dieser Umgebung gewirkt hätte.
    Derart geblendet und in Gedanken vertieft bemerkte er gar
nicht, dass sich der Hausherr in Begleitung seines Sohnes näherte.
    »Das also ist er«, stellte Hauke Petersen Leander seinem Vater
vor, einem sehr elegant wirkenden alten Herrn, dessen Augen durch eine
Goldrandbrille funkelten.
    »Herr Leander, schön, dass Sie kommen konnten«, begrüßte der
alte Petersen sie.
    »Die Auswahl fiel uns leicht«, entgegnete Leander und reichte
zuerst dem alten, dann dem jungen Petersen die Hand. »Wir hatten nur diese eine
Einladung.«
    »Was habe ich gesagt?«, erwiderte Hauke Petersen und stimmte
ein etwas künstlich wirkendes schallendes Gelächter an. »Er ist wie sein Vater,
nimmt kein Blatt vor den Mund und pfeift auf alle Konventionen.«
    »Erfrischend«, entgegnete der alte Petersen mit etwas
säuerlichem Gesicht.
    »Apropos Konventionen«, fuhr Leander fort. »Dies ist meine
Lebensgefährtin, Frau Lena Gesthuysen.«
    »Kompliment«, antwortete der alte Petersen und platzierte
gekonnt einen Handkuss.
    »Wem von uns beiden gilt Ihr Kompliment?«, erkundigte sich Lena
unbeeindruckt und reichte, während sie auf die Antwort wartete, Hauke Petersen
die Hand, der sie zu ihrer Erleichterung schlicht und kurz schüttelte.
    »Ich sehe, auch Sie halten wenig von althergebrachter Konvention«,
antwortete der alte Petersen. »Sie entschuldigen mich, ich muss mich wieder um
meine anderen Gäste kümmern.«
    »Jetzt haben Sie ihn verstimmt«, erklärte Hauke Petersen. »Er
ist ein Kavalier alter Schule. Mit mir können Sie da unkonventioneller umgehen,
ich verstehe einen Spaß, mein Vater weniger.«
    »Es sollte auch kein Spaß sein«, entgegnete Lena.
    »Ich denke, wir fangen noch einmal neu an«, schlug Leander vor,
der Lena zu gut kannte, um es auf die drohende Eskalation ankommen zu lassen.
»Vielen Dank für die Einladung. Ich weiß das wirklich zu schätzen, zumal wir in
Zukunft ja sicher häufiger miteinander zu tun haben werden.«
    Er reichte Hauke Petersen die beiden Weinflaschen, der sich mit
einem

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