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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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beweisen?
Versteht mich bitte nicht falsch; was Unrecht ist, muss Unrecht bleiben und
bestraft werden. Aber ich bin in den vielen Jahren auch pragmatischer und
realistischer geworden und führe keine Kriege mehr, bei denen ich im Voraus
weiß, dass sie nicht zu gewinnen sind. Überlegt euch lieber, wie ihr die Sache
ausnutzen könnt, um im Sinne deines Großvaters Gutes zu tun. Er hat zum Beispiel
anonym über mich Spenden an Hilfsorganisationen überwiesen, die sich mit dem
Leid von Flüchtlingen auseinandersetzen. Das ist effektiv. Taten von vor
sechzig oder siebzig Jahren rächen zu wollen, ist dagegen ein wahnsinniger
Aufwand mit wenig Effekt, weil fast alles verjährt ist und ohnehin kaum mehr zu
beweisen.«
    »Du hattest also Kontakt zu meinem Großvater, während mein
Vater und er nie mehr miteinander gesprochen haben?«
    »Oh ja, ich habe sogar alles, was ich über Bjarne gelesen und
gesammelt habe, in Kopie an deinen Großvater geschickt.«
    »Daher also die Zeitungsausschnitte«, warf Lena ein.
    »Genau. Und ich habe ihm auch die englische Detektei empfohlen,
als ihn die Williamson-Sache umtrieb. Da hat er auch Mord vermutet, und am Ende
stellte es sich als bloßer Unfall heraus.«
    »Mein Großvater hat mich angerufen und herbestellt, um mir
etwas Wichtiges zu sagen. Als ich eintraf, war er bereits tot«, erklärte
Leander. »Warum sollte er in seinem Alter riskieren, bei Sturm auszulaufen,
wenn er mich am nächsten Tag so dringend erwartete?«
    Erik Petersen dachte einen Moment lang nach, dann erhob er
sich. »Kommt mit, das klären wir jetzt«, sagte er und ging voraus in das
Wohnzimmer, in dem die Stimmung inzwischen deutlich angestiegen war,
wahrscheinlich proportional zum Verbrauch alkoholischer Getränke.
    Er öffnete eine Holztür an einer Seite des Raumes und schob
Lena und Leander hindurch. »Wartet hier, ich bin sofort wieder da.«
    Er schloss die Tür hinter ihnen, so dass sie sich nun allein in
dem Zimmer befanden, das offenkundig ein Arbeitszimmer war. Vor dem Fenster,
das zum Garten und in Richtung Meer hinaus zeigte und neben dem sich eine große
Flügeltür zur Terrasse befand, breitete sich ein monströser Schreibtisch aus
dunklem Holz aus, gekrönt von einer auf Hochglanz polierten Platte. Beachtlich
war aber nicht nur die Größe dieses Möbels, sondern auch die Tatsache, dass die
Schreibtischplatte absolut leer war. So ordentlich hatte Leanders Schreibtisch
zuletzt im Möbelhaus ausgesehen. Seitdem war er nie wieder frei von
Papierbergen gewesen. An den Wänden waren nicht einfach nur Bücherregale angebracht.
Was sich ihnen hier bot, firmierte in Möbelprospekten hochrangiger Hersteller
gemeinhin als Bibliothekswand: Mehrere voreinander verschiebbare Ebenen und
eine Schiebeleiter charakterisierten den Traum eines jeden Bücherliebhabers. In
der Ecke des Raumes stand die passende Ledergarnitur, die zum stundenlangen
Schmökern einlud.
    Noch ehe sich die beiden Kommissare von diesem Anblick erholt
hatten, öffnete sich die Tür zum Wohnzimmer wieder, und Erik Petersen betrat
den Raum zusammen mit seinem Vater und einem weiteren alten Herrn mit schlohweißem
Haar. Noch während er die Tür unsanft hinter sich schloss, eröffnete er das
Gespräch in einem Tonfall, der deutlich machte, wer ab jetzt die Regie hatte.
    »Meinen Vater kennt ihr bereits. Dieser Herr hier ist Enno
Jessen«, und zu den beiden Alten gewandt fuhr er fort: »Henning Leander und
seine Lebensgefährtin Lena Gesthuisen sind Kommissare beim LKA. Ihr solltet sie
also nicht unterschätzen.«
    »Erik«, begehrte der alte Jessen auf, »was soll das Ganze? Und
überhaupt, was ist das für ein Ton?«
    »Ich finde das hier auch höchst unangemessen«, stimmte Claus
Petersen seinem Freund zu. »Du solltest den Bogen nicht überspannen, mein
Sohn!«
    »Wer hier den Bogen überspannt hat, das werden wir gleich
sehen«, entgegnete Erik Petersen, und Leander und Lena beobachteten erstaunt,
wie Enno Jessen den Mund öffnete, um etwas zu sagen, es sich aber dann anders
überlegte und sich stattdessen mit einem Glas und Whisky von einer Anrichte
bediente.
    »Willst du auch einen?«, fragte er Claus Petersen, als sei er
der Hausherr, doch der schüttelte nur den Kopf und ließ sich sichtlich gespannt
in der Sofaecke nieder.
    »Henning und Lena erheben schwere Vorwürfe gegen euch«, fuhr
Erik Petersen fort. »Jemand ist in Hinnerks Haus eingebrochen und hat Papiere
durchwühlt. Und bei Wilhelm genauso. Außerdem vermuten sie, dass

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