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Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Leander und der tiefe Frieden (German Edition)

Titel: Leander und der tiefe Frieden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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während Lena ins Bad ging. Sie stand noch unter der Dusche,
als er wieder hinaufging, machte aber bereitwillig Platz, was das Frühstück
erneut hinauszögerte.
    Am Küchentisch unterhielten sie sich über die Feiertage und
darüber, wie sie sie verbringen sollten. Sie einigten sich darauf, zuerst einen
ausgedehnten Spaziergang am Strand entlang zu machen und anschließend die Kiste
in der Wohnstube zu durchstöbern.
    Während Lena die zwei Tassen und Teller abspülte, holte Leander
Holznachschub vom Schuppen im Garten und legte reichlich auf, damit sie es
später warm hatten, wenn sie aus der Kälte zurückkamen. Da der Kamin einen
Einsatz hatte, konnten sie das Feuer unbeaufsichtigt brennen lassen, was sonst
eine Gefahr gewesen wäre angesichts des Holzfußbodens und des Daches aus Reet.
    Am Strand war es so, wie Leander es schon in den vergangenen
Tagen vorgefunden hatte. Der Wind wehte eisig aus östlicher Richtung, der
Himmel war stahlblau und das Meer lag spiegelglatt da, wie aus Öl
dahingegossen. Die ersten paar hundert Meter waren dicht bevölkert, aber das
ließ hinter dem Wellenbad schlagartig nach, und bald waren sie alleine auf dem
Weg in Richtung Nieblum. Leander zeigte Lena den Nordsee-Kurpark, wo sie im
Schutz der Bäume einige Zeit Ruhe vor dem kalten Ostwind hatten. Dann kehrten
sie an den Strand zurück und setzten ihren Weg entlang des Spülsaums fort.
    Lena erzählte von der Arbeit der letzten Zeit, und Leander
hatte den Eindruck, dass das LKA ganz gut ohne ihn auskam. Das kränkte ihn,
beruhigte ihn aber auch gleichzeitig, weil er sich kein schlechtes Gewissen zu
machen brauchte, wenn er dort alles im Stich ließ. Dann redeten sie über seine
weiteren Pläne.
    »Aus dem Ministerium hört man, dass bei uns eine neue Abteilung
gegen Kinderpornografie im Internet eingerichtet werden soll«, erzählte Lena.
»Genaues weiß man noch nicht, aber die Planungen scheinen intensiv zu laufen.
Das wäre deine Chance. Du bist dran, und immer übergehen kann man dich schließlich
nicht.«
    Leander war sich nicht sicher, wie er darauf reagieren sollte.
    Lena sah ihn von der Seite an und fuhr fort: »Überleg es dir.
Du hättest deine eigene Abteilung, könntest dir ein neues Team zusammenstellen
und hättest eine neue Herausforderung. In dem Bereich kennt sich keiner aus, niemand
wird sich trauen, dir hineinzureden.«
    »Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich das überhaupt
noch will«, entgegnete Leander.
    »Du bist verbittert, weil du bei den letzten Beförderungen
übergangen worden bist«, zeigte Lena Verständnis. »Sicher, bei deinen
Leistungen müsstest du längst Kriminalrat sein, wenn nicht mehr, aber die
Chance hast du jetzt. Wenn du die neue Abteilung übernimmst, müssen sie dich
befördern.«
    »Vielleicht hast du recht«, wandte Leander ein. »Es hat mich
schon mitgenommen, dass ständig die letzten Flaschen an mir vorbei befördert
worden sind, nur weil ich nicht stromlinienförmig genug war. Aber ich habe das
Gefühl, dass das vorbei ist. Verstehst du, ich habe mich in den letzten Jahren
zunächst damit arrangiert, und inzwischen habe ich mich damit abgefunden, dass
ich bis zur Pensionierung Hauptkommissar bleiben werde. Ich kann Karrieretypen
nicht ausstehen, deren Selbstwertgefühl nur von ihrem Dienstgrad abhängt. Man
wird so sozialisiert, wenn man zu unserem Verein geht, aber wer sagt, dass man
sich davon nicht auch wieder lösen kann?«
    Nun war es Lena, die schwieg.
    »Versteh mich nicht falsch, natürlich ist so eine Aufgabe
reizvoll. Aber ich will mich nicht schon wieder einem Bewerbungsverfahren
aussetzen und mich mit Kollegen messen, von denen ich weiß, dass ich ihnen
haushoch überlegen bin. Das habe ich auch nicht nötig. Ich habe mehr als
zwanzig Jahre sehr erfolgreichen Dienst hinter mir. Wenn das nicht genug ist,
um mich zu befördern, dann will ich nicht mehr. Und dazu kommt, dass ich jetzt
hier eine neue Chance habe, von der andere nur träumen können. Ich weiß noch
nicht, was ich will, und ich habe in meinem Alter nicht mehr die Zeit, falsche
Wege zu gehen, um dann später zu merken, dass es für eine Umkehr zu spät ist.
Verstehst du? Ich werde mir diesmal die Zeit nehmen, gründlich darüber
nachzudenken, wie meine Zukunft aussehen soll.«
    »In der Konsequenz heißt das, dass du den Dienst quittieren
willst?«
    »Ich habe mich noch nicht entschieden«, gestand Leander. »Tief
im Innern spüre ich, dass das hier meine Chance ist. Der Job macht mich krank.
Ich

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