Leander und die Stille der Koje (German Edition)
Helge Dulz mit ein paar knappen Anweisungen nach draußen, um Ole Paulsens Wagen zu untersuchen. Der Kriminaltechniker erhob sich wortlos und verließ das Büro.
»Ist der immer so schweigsam?«, erkundigte sich Lena bei dem Leiter der Kriminaltechnik.
Der winkte leicht ab. »Gespräche kannst du mit ihm nicht führen. Besonders nervig wird es, wenn wir außerhalb zu tun haben und da auch übernachten müssen. Der sitzt abends neben dir, trinkt sein Bier und schweigt stundenlang. Auf die Dauer ganz schön öde, das kann ich dir sagen. Dafür hat er den Vorteil, dass er in seiner ruhigen Art absolut gründlich vor sich hin arbeitet und keine Minute vertrödelt. Naja, besser so als andersrum. In diesem Sinne: Was habt ihr sonst noch für mich?«
»Ich wäre dir dankbar, wenn du dir den Ort des Geschehens mal näher ansehen könntest«, bat Bennings, »und auch Wieses Fahrzeug, das wahrscheinlich noch da draußen im Graben liegt. Ein Kollege der Inselpolizei ist vor Ort und sichert die Stelle, bis ihr eintrefft. Vielleicht kannst du den Hergang rekonstruieren und so beweisen, wer von denen recht hat. Hast du noch etwas in der Rickmers-Sache herausgefunden?«
Paul Woyke nickte und verzog halb belustigt, halb angewidert den Mund, während er seine Ergebnisse vortrug. »Die DNA-Spuren sind ausgewertet. Rickmers hat keinerlei Säfte auf dem Bettzeug hinterlassen, sein Sohn aber und Ariana Jeronski auch; Letztere sogar heftig. Von wem die anderen Spuren stammen, wissen wir nicht. Insgesamt haben wir Spuren von sieben Männern und drei Frauen nachgewiesen. Wie gesagt: Syphbude.«
»Also waren Maarten Rickmers und seine Freundin doch in der Vogelkoje«, stellte Lena fest. »Und weitere sechs Männer und zwei Frauen.«
»Definitiv, ja, aber wann sie da waren, lässt sich nicht feststellen«, bedauerte der Kriminaltechniker. »Die frischesten Spuren jedenfalls stammen nicht von Ariana Jeronski oder Maarten Rickmers. Wir konnten sie auch sonst niemandem zuordnen. Die anderen Körperflüssigkeiten, auch die weiblichen, sind älter. An der Leiche haben wir nichts weiter gefunden. Von mir aus können wir sie jetzt auch freigeben. Interessant ist noch, dass in einzelnen Spuren, unter anderem in denen von Ariana Jeronski, Rückstände mehrerer toxischer Substanzen nachweisbar waren. Neben Kokain haben wir Ecstasy gefunden, aber auch nicht genau definierbare synthetische Mixturen.«
»Sieh an, da haben die Kids dort aber in jeder Hinsicht ausgelassen gefeiert«, kommentierte Dieter Bennings die Neuigkeiten. »Habt ihr auch die DNA von Mareen Olsen gefunden?«
»Negativ. Habt ihr irgendeinen Hinweis auf die Tatwaffe?«
»Nein, nichts. Allerdings wissen wir auch nicht, wonach wir suchen sollen«, stellte Dieter Bennings fest.
»Irgendein stumpfer Gegenstand. Vielleicht ein dicker Stock, ein Baseballschläger, oder etwas in der Art. Jedenfalls ist er aus Holz.«
Helge Dulz betrat das Büro so unauffällig, wie er gegangen war. Allerdings hatte sich sein Gesichtsausdruck jetzt verändert, war dienstlich und dabei fast lebendig geworden, als läge der Elan dieses Mannes ausschließlich in der klar strukturierten Ausübung seines Berufes.
»Also, die Spuren sind eindeutig«, berichtete er. »Der Fahrer des Wagens hat ein rotes Fahrzeug gerammt, so viel steht fest. Der Aufprall erfolgte seitlich, während das andere Fahrzeug ebenfalls fuhr. Das lässt sich an den Verwischungen und der Kratzerrichtung nachweisen. Danach ist auch klar, dass ›unser‹ Auto das andere gerammt hat und nicht umgekehrt. Einfach nur geschrammt hat der Wagen das andere Fahrzeug definitiv nicht, dafür sind die Schäden zu groß, und sie weisen einen deutlich nach innen gerichteten Druck nach. Ich müsste allerdings den anderen Wagen sehen, um zu einem abschließenden Ergebnis zu kommen.«
»Das kannst du haben«, erklärte Paul Woyke. »Allerdings liegt die Karre noch im Graben.«
»Worauf warten wir dann noch? Lass uns fahren«, forderte der Spurensicherer seinen Chef auf.
Lena erhob sich und ging nach nebenan in die Wachstube. Oberkommissar Hinrichs saß am Computer und tippte etwas hinein, Polizeiobermeister Vedder stand am Tresen und unterhielt sich leise mit Maarten Rickmers, der sich lässig seitlich auf die Tischplatte stützte. Er trug heute zu einer hellen, leichten Leinenhose und weißen Chucks ein buntes Poloshirt und hatte den Kragen lässig hochgeschlagen. Die beiden machten einen recht vertrauten Eindruck und nichts deutete darauf hin,
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