Leander und die Stille der Koje (German Edition)
nicht sein.«
»Warum nicht? Was ist denn mit dem Kennzeichen?«
Der Polizeihauptmeister griff nach der Maus an seinem PC. Nach ein paar Klicks sagte er: »Na bitte. Ich bin jetzt im Zentralregister. Das Fahrzeug ist auf das Autohaus Steencke zugelassen. So, wie ich es mir gedacht habe.«
»Autohaus Steencke? Wieso haben Sie sich das gedacht?«
»Sehen Sie doch selbst: NF – AS. Diese Kombination hat auf der Insel nur Autohaus Steencke, das ist quasi das Erkennungszeichen für seine Vorführwagen.«
»Aber wenn er ein Auto verkauft, bleibt das Kennzeichen doch beim Fahrzeug. Vielleicht hat Maarten Rickmers einen Vorführwagen von Steencke gekauft.«
Olufs schüttelte den Kopf. »Steencke verkauft seine Vorführwagen nicht auf der Insel. Der will sich die Preise nicht selbst kaputt machen. Solch ein Kennzeichen hat hier keiner außer ihm.«
»Danke, Herr Olufs.« Lena ging zurück ins Verhörzimmer, wo Maarten Rickmers noch immer stumm auf seinem Stuhl saß, auf seine Beine starrte und Dieter Bennings nicht weiter beachtete. Die Augen des Hauptkommissars waren lauernd auf den schweigenden Jüngling gerichtet. Auch als seine Kollegin so forsch eintrat, dass überhaupt kein Zweifel daran bestehen konnte, dass sie etwas gefunden hatte, ließ er ihn nicht aus dem Blick.
»So, Herr Rickmers«, begann Lena erneut, diesmal im Ton einer Erwachsenen, die von dem ihr gegenüber sitzenden Kind keinen Widerspruch mehr duldet, und setzte sich wieder mit übergeschlagenen Beinen vor ihm auf die Tischkante. »Sie haben eben behauptet, Ihr Vater hätte Ihnen das Auto geschenkt.«
»Vermittelt«, stotterte Maarten Rickmers. »Er hat es mir vermittelt.«
»Wie bitte? Das Auto gehört dem Autohaus Steencke und nicht Ihnen.«
»Ja. Nein. Verdammt.« Maarten Rickmers wirkte jetzt geradezu gehetzt, wie er sein Gesicht verzog und die Augen zusammenkniff. Dabei schüttelte er hektisch den Kopf, als könne er die unbequemen Fragen damit abwehren.
»Jetzt hören Sie auf, hier herumzustottern, und erklären Sie uns, was es mit dem Fahrzeug auf sich hat. Aber die Wahrheit, bitte. Noch eine Lüge, und ich stecke Sie für die nächsten vierundzwanzig Stunden in die Untersuchungszelle.«
»Das Auto gehört Steencke, nicht mir«, gab Maarten Rickmers jetzt kleinlaut zu. »Ich darf es nur fahren, wenn er es nicht als Vorführwagen braucht.«
»Erzählen Sie uns doch keinen Scheiß!«, fuhr Lena ihn wütend an. »Kein Autohaus klebt einen Aufkleber von Frei-Wild auf die Heckscheibe. Das Auto gehört Ihnen. Warum ist es dann auf Steencke zugelassen?«
Maarten Rickmers krallte seine Finger in seine Knie und stierte mit großen Augen vor sich auf den Boden. Dabei bewegte er den Oberkörper leicht vor und zurück, was eine deutlich beruhigende Wirkung auf ihn hatte, und auf einmal ging eine starke Veränderung in ihm vor. Er gab sich einen Ruck, richtete sich auf, holte tief Luft und blickte Lena mit plötzlicher Entschlossenheit direkt in die Augen. »Ja, gut, das Auto gehört mir«, bestätigte er mit fester Stimme. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass meine Mutter das nicht wissen sollte. Sie mag es nicht, wenn man ihr Geld leichtfertig ausgibt. Außerdem hat mein Vater es von Schwarzgeld gekauft, von dem meine Mutter keine Ahnung hat. Deshalb hat er seinen Freund Steencke gebeten, es als Firmenwagen auf das Autohaus zuzulassen. Der kann es von der Steuer absetzen, also hat er auch einen Vorteil davon und war einverstanden.«
»Herr Rickmers, ich glaube Ihnen immer noch kein Wort.«
»Das ist mir egal«, begehrte der junge Mann jetzt auf. »Ich habe Ihnen alles gesagt. Wenn Sie nicht mehr gegen mich in der Hand haben, dann will ich jetzt gehen. Oder ich rufe meinen Rechtsanwalt an.«
»Ihren Rechtsanwalt!«, höhnte Dieter Bennings. »Sie halten sich wohl für eine ganz große Nummer, was?«
»Ich komme schon noch dahinter, was hier wirklich gespielt wird«, drohte Lena. »Hauen Sie ab!«
Der junge Mann zögerte einen Moment lang, weil er mit der plötzlichen Wendung offensichtlich nicht gerechnet hatte. Dann sprang er auf und eilte auf die Tür zu. Im letzten Moment hielt er inne und drehte sich zu den Kriminalbeamten um. »Wann können wir endlich meinen Vater beerdigen?« Nun waren seine Stimme und sein Blick wieder genauso arrogant und siegessicher wie vor der Vernehmung.
»Wenn die Leiche freigegeben wird. Der Bestattungsunternehmer soll sich mit uns in Verbindung setzen.«
Maarten Rickmers stürzte grußlos aus dem Büro und
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