Leander und die Stille der Koje (German Edition)
zeigen möchten.«
»Ihr Vorteil dürfte sein, dass Sie kaum Konkurrenz zu fürchten haben, oder?«, wandte Dieter Bennings ein.
»Einerseits stimmt das, andererseits leiden auch wir unter der Finanzkrise und hatten auch seinerzeit so gut wie keine Unterstützung aus der Abwrackprämie, weil unsere Kundschaft ohnehin keine alten Autos fährt.«
»Da sind wir fast bei unserer Frage, die uns hierher geführt hat«, lenkte Lena das Gespräch auf ihr Kernanliegen. »Sie haben mehrere Vorführwagen, die in diesem Marktsegment sicher ein hoher Kostenpunkt für Ihre Firma sind.«
Arno Steencke nickte nur und blickte sie abwartend an.
»Nun, einer Ihrer Vorführwagen ist uns während unserer Ermittlungen im Mordfall Nahmen Rickmers aufgefallen.«
»Ich ahne, welchen Wagen Sie meinen«, reagierte Arno Steencke unvermittelt peinlich berührt. »Maarten fährt einen Mercedes-Geländewagen, der auf mein Autohaus zugelassen ist.«
»Genau um das Fahrzeug geht es«, bestätigte Lena. »Verzeihen Sie mir die Frage, aber ist es nicht absolut unüblich, dass ein Autohaus die Kosten für ein Fahrzeug seines Kunden übernimmt?«
»Gut, sparen wir uns jedes Drumherumgerede. Wie ich Ihnen schon gesagt habe, bin ich sehr stark von den wenigen Kunden abhängig, die so eine Insel zu bieten hat. Ich lebe nicht von wechselnder Kundschaft, sondern davon, dass meine Kunden in möglichst kurzen Abständen immer wieder neue Fahrzeuge bei mir kaufen. Dabei ist meine Gewinnspanne ziemlich begrenzt. Die Firma Bendicks, das heißt die Familie Rickmers, gehört zu meinen besten Kunden. Ich kann es mir nicht leisten, sie zu verprellen. Als Nahmen mich im letzten Jahr angesprochen hat, habe ich ihm angeboten, seinem Sohn einen Vorführwagen zur Verfügung zu stellen, den er nach dem Abitur, wenn er Geld verdient, offiziell als Gebrauchtwagen von mir kaufen kann.«
»Ist das nicht gegen Ihre Regel, keine Vorführwagen auf der Insel zu verkaufen?«
Arno Steencke zog als Antwort nur die Schultern hoch und ließ sie langsam wieder sinken.
»So ein gentlemen’s aggreement kostet Sie doch ein paar tausend Euro. Wie viele Fahrzeuge müssen Sie regulär verkaufen, um das wieder reinzuholen?«, bezweifelte Dieter Bennings die Darstellung.
»So schlimm ist es nicht. Wie gesagt, ich verkaufe eine ganze Reihe Fahrzeuge an die Firma von Frau Rickmers, so dass ich durchaus selbst ein wirtschaftliches Interesse an dem Deal habe, wenn ich das mal so nennen darf. Außerdem kann ich Vorführwagen von der Steuer absetzen, und die laufenden Kosten, abgesehen von Steuern und Versicherung, zahlt Maarten Rickmers natürlich selbst.«
»Es beruhigt mich, zu hören, dass Sie nicht auch noch seinen Benzinverbrauch durch Ihre Bücher laufen lassen«, höhnte Dieter Bennings.
Arno Steencke hatte sichtlich Mühe, seine aufgesetzte Freundlichkeit beizubehalten. Er räusperte sich mehrmals und nahm einen Schluck Cappuccino, bevor er sich wieder den Beamten zuwandte. Lena bemerkte, dass sie jetzt auch von Frau Steencke beobachtet wurden. Auch ihr Mann schien darauf aufmerksam zu werden, denn er rutschte etwas unruhig in seinem Sessel hin und her und schielte dabei aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber.
»Warum sind Sie wirklich bei mir? Ich glaube nicht, dass Sie sich nur für meine Vorführwagen interessieren.«
»Sie haben recht, Herr Steencke.« Lena beugte sich etwas zu ihm vor. »Ihre Erklärungen mögen stimmen, aber etwas merkwürdig ist das doch alles. Wir sind in mehrfacher Hinsicht darauf aufmerksam geworden, dass dieser junge Mann vor allem im Umgang mit gestandenen Herren mittleren Alters recht forsch ist. Dem Bürgermeister tippt er in aller Öffentlichkeit provokativ auf die Brust und macht sich in seinem Beisein über ihn lustig, von Ihnen fährt er ein Auto, für das er nichts bezahlen muss. Das ist doch alles nicht normal. Kann es nicht sein, dass er Sie erpresst?«
»Bitte?« Arno Steencke verschlug es schlichtweg den Atem, was sich in einer gepressten Stimme ausdrückte. »Maarten soll mich erpressen? Womit denn, frage ich Sie?«
»Nein, Herr Steencke, das fragen wir Sie!«, korrigierte Dieter Bennings.
»Hast du das gehört?«, rief Steencke nun auffallend schrill in Richtung Büro, woraufhin seine Frau, die nur auf eine Gelegenheit gewartet zu haben schien, nun zu ihnen trat. »Die beiden Kommissare fragen mich tatsächlich, ob Maarten uns erpresst, nur weil sein Auto auf uns zugelassen ist.«
Frau Steencke lief ein wenig rot an, wobei nicht
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