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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Büro, wo der Leiter der Kriminaltechnik gerade zu seinem Bericht ansetzte: »Mit den Autos sind wir jetzt durch. Keine verwertbaren Spuren, leider. Ein paar verwischte Fingerabdrücke, aber nicht genug für einen Abgleich. Der Fußabdruck vor Paulsens Tür beziehungsweise in Nachbars Garten ist Größe zweiundvierzigeinhalb, Sportschuh mit weit verbreiteter Sohlenstruktur, also auch nichts Auffälliges. Wir brauchen schon die Schuhe selbst, in der Hoffnung, dass sich in den Rillen Rückstände aus dem Garten befinden. Paulsens Computer habe ich zerlegt und die Festplatte per Kurier zu unseren Spezialisten in Flensburg geschickt. Mit etwas Glück können wir morgen Abend mit einer ersten Auswertung rechnen. So, wie ich unsere Kollegen in der Technik kenne, ziehen die die Nacht durch.«
    »Auch wenn es wenig Greifbares gibt, das uns momentan nützen kann«, erklärte Dieter Bennings, »ist das gute Arbeit, Paul.«
    »Ehrlich, wenn mir letzte Woche jemand gesagt hätte, dass ich auf Föhr so viel zu tun bekäme, hätte ich ihn für verrückt erklärt. Was ist denn hier auf einmal los? Dreht hier irgendjemand durch? Es kann doch nicht plötzlich so viele Bekloppte geben, die gegeneinander Krieg führen.«
    »Das wundert mich, ehrlich gesagt, auch«, stimmte Lena dem Spurensicherer zu und knetete ihre Unterlippe. »Dieser Aktionismus stört mich irgendwie. Die wissen doch, dass wir auf der Insel sind. Ich kann nur noch einmal sagen: Irgendetwas übersehen wir.«
    »Liebe Leute«, erklärte Paul Woyke, »ihr könnt gerne weiter nach der Nadel im Heuhaufen suchen. Ich mache mich jetzt vom Acker. Morgen ist auch noch ein Tag. Wer weiß, was der bringt? Bei dem Tempo, das die Föhringer hier vorlegen, ist jetzt eigentlich wieder ein Mord dran, oder wenigstens ein gescheiter Versuch.«
    Er stand auf und verließ mit dem für ihn typischen Gruß über die Schulter das Büro. Dort ließ er zwei sehr nachdenkliche Hauptkommissare zurück.

    Als Lena an diesem Abend nach Hause kam, saß Leander wieder mit einem Glas Rotwein im Garten und genoss die Tatsache, dass die Sonne hinter grauen Wolken verschwunden war, obwohl es dadurch kaum kühler wurde.
    »Du kommst spät«, begrüßte er sie.
    »Lass mich erst einmal einen Schluck trinken.« Lena setzte sich neben ihn in einen der neuen Stühle. »Oh, bequem.«
    Sie nahm Leander das Glas aus der Hand, trank einen Schluck und gab es ihm wieder zurück. Dann berichtete sie von den Ereignissen des heutigen Tages und auch davon, dass die Situation reichlich verfahren war.
    »Komm, lass uns etwas essen gehen«, schlug Leander vor. »Das bringt dich auf andere Gedanken. Morgen Abend geht es nicht, da habe ich meinen Skatabend.«
    »Gut«, stimmte Lena zu und erhob sich schwerfällig wieder aus dem bequemen Gartenstuhl, obwohl sie jetzt viel lieber dort sitzen geblieben wäre. »Fisch in Klatt’s guten Stuben ?«
    »Einverstanden. Und weil die Reihenfolge der Lokale langsam zum Ritual wird: anschließend ein Glas Wein in der Alten Druckerei .«

    Melf Albertsen hatte seinen Wagen an der Zentralstation abgeholt und war nun auf dem Weg nach Hause. Langsam wurde es dunkel, die Sonne hatte zunächst glutrot über dem Horizont gehangen und war dann hinter dicken, schwarzen Wolken verschwunden. Das war kein gutes Zeichen. Den ganzen Tag über hing ein Gewitter unheilschwanger in der Luft und kam einfach nicht zum Ausbruch.
    Hedehusum lag so friedlich und verlassen vor dem Deich, als seien hier alle schon schlafen gegangen. Die wenigen Menschen, die hier lebten, waren vor der stickig heißen Luft geflüchtet und saßen bestimmt in ihren etwas kühleren Häusern vor dem Fernseher. Melf Albertsen bog in den schmalen Deichweg ein, an dem sein Haus lag.
    Hinter dem kleinen Schuppen, in dem Albertsen im Winter seinen Wagen unterstellte, bog er auf den Hof, der so abgeschirmt war, dass er noch finsterer war als die unbeleuchtete Dorfstraße. Die Lichtkegel seiner Scheinwerfer durchschnitten scharf die Finsternis, streiften den Staketenzaun seines Bauerngartens und dann die hohen Bäume, die das Grundstück von den nassen Wiesen abgrenzten, die sich von hier bis nach Utersum erstreckten.
    Was war das? Albertsen hatte einen Moment lang den Eindruck, als seien da zwei Schatten über seinen Hof gehuscht. Erschrocken trat er so heftig die Bremse, dass der Wagen trotz seines sehr geringen Tempos kurz auf dem Schotter schlitterte und dann hart nach vorne ruckte, als der Arzt ihn in seinem Schrecken auch noch

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