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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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gehört, was Anna Wiese gesagt hat: Er ist nicht so stark wie ihr Mann. Für mich sind das genügend Gründe für einen Selbstmordversuch.«
    Kurz darauf trafen Paul Woyke und Helge Dulz ein. Lena und Dieter Bennings gingen zu ihnen in den Hof und wandten sich mit den Spurensicherern der Scheune zu.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, gestand Paul Woyke und blickte kopfschüttelnd auf die aufgeschlitzten Störche. »Jetzt verstehe ich deinen Voodoo-Scherz.«
    Helge Dulz fotografierte das geschlossene Tor aus verschiedenen Perspektiven, streifte dann Gummihandschuhe über und zog das Messer aus dem Holz, während oben auf dem Scheunendach heftiges Gezeter ansetzte. Drei kleine Storchenköpfe ragten aus dem Nest und schielten zu den Menschen im Hof hinunter. Die Tiere schienen zu spüren, dass da unten etwas geschah, das direkt mit ihnen zu tun hatte, auch wenn sie ihre Eltern aus dem Winkel nicht sehen konnten. Dulz steckte das Messer in einen Plastikbeutel. Dann nahm er eine Zange aus einem seiner Koffer und zog die Nägel aus dem Holz. Ausgestreckt hielt er schließlich die beiden toten Körper vor sich.
    »Ganz schön schwer, dafür, dass da nichts mehr drin ist«, murmelte er und hatte offensichtlich Mühe, die aufgeschlitzten Tiere, deren lange Hälse nun schlaff vor den Flügeln zur Seite hinab hingen, hochzuhalten.
    »Seht ihr das hier?«, fragte Paul Woyke Lena und Dieter Bennings. »Das stammt von einer Schrotladung. Die Vögel wurden abgeschossen, bevor sie so zugerichtet wurden.« Er deutete auf das blutdurchtränkte Gefieder, in dem Lena mit etwas gutem Willen schwarze Pünktchen erkennen konnte. Dann steckte Dulz auf ein Nicken Woykes die Störche in zwei große Plastiksäcke.
    »Vielleicht finden wir ja auf dem Messer Fingerabdrücke«, hoffte der Kriminaltechniker, den der Umstand der Tat offensichtlich so beeindruckt hatte, dass er plötzlich regelrecht gesprächig war.
    Lena blickte zu den Storchenbabys auf dem Dach hinauf, die das Geschehen nun schweigend beobachteten. »Jemand muss sich um die Kleinen kümmern«, stellte sie fest. »Die verhungern sonst. Ruf Günter Wiese an.«
    Dieter Bennings zog sein Handy aus der Hosentasche. Während er wählte, ging er ein paar Schritte zur Seite, um den Technikern nicht unnötig im Weg zu stehen.
    »Und?«, erkundigte sich Lena, als er kurz darauf wieder zurückkam.
    »Wiese hat getobt. Er holt die Tiere nachher zu sich in das Gehege an seinem Haus und wird sie da von Hand aufziehen. Paul, sagst du Günter Wiese Bescheid, wenn ihr hier fertig seid?«
    Der Kriminaltechniker nickte, schrieb die Telefonnummer von Dieter Bennings Handydisplay ab und machte sich dann daran, mit einem kleinen Messer Farbe und Blut vom Scheunentor in Plastiktütchen zu kratzen.
    »Wenn das nicht pervers ist«, urteilte Dieter Bennings kopfschüttelnd. »Ausgerechnet ein Storch, wo Albertsen und Wiese sich gerade für diese Tiere so besonders einsetzen.«
    »Das ist es ja«, erklärte Lena. »Jedes andere Tier hätte Albertsen nicht so aus der Bahn geworfen. Das hat der Täter genau so beabsichtigt. Und dann das Arrangement der Kadaver: Das sah aus wie eine Kreuzigung. So etwas kann man nur als Warnung verstehen. Oder als Strafe.«
    »Hast du irgendeinen Verdacht?«
    »Nun, vermutlich einer der Jäger. Paulsen kommt ja leider im Moment nicht in Frage. Aber Hein Frerich? Oder Malte Ottensen? Vielleicht Maarten Rickmers?«
    »Wieso Rickmers? Soweit ich weiß, jagt der doch gar nicht.«
    »Er ist der Sohn des Mordopfers.«
    »Aber das scheint ihn wenig zu stören. Als Rächer ist er doch wohl eher ungeeignet«, wandte Dieter Bennings ein. »Außerdem hast du Brar Arfsten vergessen.«
    »Den habe ich nicht vergessen. Ich halte so einen Voodoo-Scheiß nur nicht für seinen Stil, das ist alles.«
    Dieter Bennings deutete auf das Scheunentor. »Können wir da jetzt rein?«
    »Sucht ihr etwas Bestimmtes?«, erkundigte sich Paul Woyke statt einer Antwort.
    »Hinweise für ein Suizid-Motiv.«
    »Den habe ich gerade aus dem Tor gezogen«, meinte Woyke.
    »Oder Beweise dafür, dass Albertsen wirklich Rickmers’ Mörder ist«, ergänzte Lena.
    Im Inneren der Scheune war es ausgesprochen schummrig. Durch schmale Ritzen zwischen den Holzbrettern der Wände fielen Lichtstreifen herein, in denen man Staub durch die Luft wirbeln sah. Sonst war es relativ dunkel, da die Scheune keine Fenster besaß. Dieter Bennings betätigte einen alten Drehlichtschalter aus Porzellan, der zunächst einigen

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