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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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sprang erschrocken auf und blickte die Kriminalbeamten ängstlich an.
    »So, Herr Frerich«, übernahm Lena nun bestimmt das Gespräch. »Sie haben uns ja wohl einiges zu erklären.«
    Hein Frerich rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum, während seine Frau rot anlief, ohne dass klar wurde, ob dies aus Scham oder aus Wut geschah. Der Bauer öffnete mehrfach den Mund und setzte zu einer Erklärung an. Dabei schlug den Kriminalbeamten eine üble Schnapsfahne entgegen.
    »Also, das war so«, begann er endlich zögernd und erzählte dann stockend, wie er im Regen von einem vorbeifahrenden Auto nassgespritzt worden und wütend zu Wieses Hof hinübergelaufen war. »Die Scheune war offen, also bin ich rein, um den Albertsen zur Rede zu stellen.«
    »Wieso Albertsen?«, hakte Lena nach.
    »Na, das war doch Albertsens Wagen, der da auf dem Hof stand, habe ich das nicht eben erzählt?«, begehrte Frerich jetzt auf, wartete aber nicht auf eine Antwort. »Ich also rein in die Scheune und vorsichtig die Treppe hoch. Da höre ich unten jemanden reinkommen. Ich dachte, das kann nur der Wiese sein, und dem wollte ich nicht begegnen. Albertsen musste ja auch schon oben sein, und zwei gegen einen, das hat mir noch gefehlt. Ich also weiter bis zum ersten Boden, da bin ich dann an irgendwas gestoßen, liegt ja überall Müll rum in dem Dreckloch. Also habe ich mich erst mal in der Dunkelheit versteckt und gehorcht. Dann ist jemand die Treppe hochgekommen, aber das war nicht Wiese, sondern so’n Knilch, den ich nicht kenne. Als der an mir vorbei war, habe ich den Rückzug angetreten. Der Albertsen muss mich aber gehört haben, der hat nämlich gerufen. Da habe ich gemacht, dass ich wegkam.«
    »Sind Sie sicher, dass Herr Albertsen nach Ihnen gerufen hat?«, hakte Lena nach.
    »Wer soll das denn sonst gewesen sein?«
    »Denken Sie bitte genau nach. Da oben war noch ein Mann. Sind Sie absolut sicher, dass das Albertsens Stimme war, oder kann das auch der andere Mann gewesen sein?«
    Unsicher blickte Hein Frerich zwischen den Beamten hin und her, dann suchte er Halt in den Augen seiner Frau, aber die blitzte ihn nur wütend an und verzog angewidert den Mund.
    »Also sicher bin ich mir da nicht. Das kann auch der andere gewesen sein.«
    »Warum haben Sie dann die Polizei angerufen?«, fuhr Lena fort.
    »Wegen der Hilferufe. Ich dachte mir, da muss etwas passiert sein, sonst ruft doch keiner um Hilfe, oder?« Hein Frerich nahm seine Bierflasche und zog einen langen Schluck daraus, bevor er sie schwer atmend wieder auf den Tisch stellte und sich mit dem Ärmel über den Mund wischte.
    »Wenn Albertsen stirbt, sind Sie wegen unterlassener Hilfeleistung dran«, kam es nun wütend von Dieter Bennings, der dem Gespräch bisher mit grimmigem Blick gefolgt war. »Das muss Ihnen klar sein, Herr Frerich. Sie hätten nicht weglaufen dürfen. Wenn jemand um Hilfe ruft, müssen Sie helfen.«
    »Hein!«, fuhr Frau Frerich ihren Mann ebenfalls wütend an. »Wie konntest du nur?«
    »Sei still«, wies der sie grob ab und blickte starr vor sich auf den Tisch.
    Lena erhob sich und nickte Dieter Bennings zu.
    »Sie kommen morgen Vormittag in die Zentralstation und geben Ihre Aussage zu Protokoll«, befahl sie dem Landwirt, der sitzen blieb und keine Anstalten machte, sich zu verabschieden. »Bis dahin haben wir auch mit der Staatsanwaltschaft geklärt, ob wir Sie wegen unterlassener Hilfeleistung drankriegen können. Auf Wiedersehen, Frau Frerich.«
    Sie verließen den Bauernhof und stiegen in ihren Dienstwagen. Lena ließ sich müde in den Beifahrersitz sinken, und auch Dieter Bennings’ Gesichtszüge drückten Überlastung aus.
    »Lass uns zu Albertsens Haus fahren«, meinte Lena. »Vielleicht finden wir da etwas, das uns Aufschluss über den Grund gibt.«
    Bennings nickte und startete den Wagen.

    Als sie in den Hof des Arztes einbogen und direkt vor der Haustür hielten, fing es wieder an zu regnen. Lena und Dieter Bennings huschten geduckt aus dem Auto und auf das Haus zu. Lena zog den Schlüsselbund aus der Tasche, winkte damit Dieter Bennings triumphierend zu und schloss auf. Sie fanden sich in einem schummerigen Gang wieder, von dem mehrere Türen abgingen, und suchten nun ein Zimmer nach dem anderen ab, ohne jedoch etwas Interessantes oder Außergewöhnliches zu entdecken. Sowohl das kleine Büro als auch das Wohnzimmer und die Küche waren vorbildlich aufgeräumt. Wenn Albertsen hier heute Morgen noch gefrühstückt hatte, dann hatte er das

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