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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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Bildern labten, die Mephisto in ihnen wachgerufen hatte, nahm Leander die Karten auf, mischte sie und teilte sie aus.
    »Achtzehn«, schmetterte Mephisto.
    »Jepp!«, antwortete Götz Hindelang.
    »Zwanzig auch noch?«
    »Immer!«
    »Aber zweiundzwanzig nicht mehr!«
    »Oh doch! Oh doch!«
    »Du lügst doch. Aber warte, dir werde ich heimleuchten. Null!«
    »Die hatte ich gestern, die habe ich heute, und morgen werde ich die auch noch haben.«
    »Wenn du jetzt noch behauptest, dass du auch vier hast, dann …«
    »Klar habe ich vier, und jetzt?«
    »Jetzt? Jetzt schmettere ich dir ein todesverachtendes Sieben entgegen!«
    »Die wehre ich erfolgreich ab.«
    »Heißt das, du bist weg?«, erkundigte sich Mephisto sicherheitshalber.
    »Wo nimmst du nur immer diese Kombinationsgabe her?«, staunte Götz Hindelang theatralisch.
    »Was ist mit dir, Schulmeister?«, attackierte Mephisto Tom Brodersen. »Weilst du noch unter uns, oder kneifst du wie immer?«
    »Ich halte mich diskret da raus. Verlier du lieber!«, antwortete Tom Brodersen.
    »Verlieren? Ich? Mitnichten!«, erklärte Mephisto, nahm den Skat auf, warf ihn gleich wieder hin und erklärte ungerührt: »Herz!«
    »Herz? Bei Siebenundzwanzig?«, klärte Götz Hindelang die Verteilung der Buben.
    »Ganz genau«, antwortete Mephisto leichthin.
    »Wie kann jemand wie du denn Herz spielen?«, wunderte sich Tom Brodersen. »Du hast doch gar kein Herz.«
    »Da hat er recht«, sagte Götz Hindelang zu Leander und erntete dafür ein zustimmendes Nicken.
    »Da ich nur mit Gestalten wie euch zu tun habe, brauche ich das auch gar nicht«, reagierte Mephisto unbeeindruckt und spielte die erste Karte auf.
    »Oh, oh, oh, da muss ich doch glatt Kontra sagen«, erklärte Götz Hindelang.
    »Es gab Zeiten, in denen Jungspunde wie ihr auf einen alten, schwachen Mann wie mich Rücksicht genommen haben«, beschwerte sich Mephisto.
    Und so begann nun ein Spielverlauf, der für Mephisto Grund genug gewesen wäre, einen Nervenzusammenbruch zu bekommen. Aber da der Mann hart im Nehmen war, steckte er den Schneider kommentarlos weg. Tom gab Götz gratulierend die Hand, Leander strich den Gewinn genüsslich ein, und Mephisto schien geradezu dankbar dafür zu sein, dass dieses Spiel nicht wie gewohnt in seinen einzelnen Zügen verbal nachvollzogen wurde.
    »Noch einmal kurz zurück zu Maarten Rickmers«, fing Tom Brodersen erneut an, wofür er genervtes Stöhnen von Götz Hindelang erntete. »Jaja, schon gut. Ich höre ja gleich mit dem Thema auf. Mir geht nur nicht aus dem Kopf, dass dieser Bursche so überhaupt keine Trauer zeigt. Versteht ihr das? Der treibt es weiter mit seinen Miezen, als wenn nichts passiert wäre. Noch dazu am öffentlichen Badestrand, wo ihn jeder sehen kann.«
    »Jeder Spanner zumindest«, stimmte Leander zu und zeigte mit dem Daumen auf Mephisto. »Vielleicht hat er seinen Vater nicht geliebt. Oder seine Liebe zu den jungen Damen ist so groß, dass sie alle Trauer überwindet. So etwas soll es doch geben.«
    »Ich weiß nicht«, gab Tom Brodersen nicht klein bei, griff aber doch zu den Karten.
    Sie spielten ein paar Runden ohne größere Zwischenfälle, bestellten immer rechtzeitig ihr Bier nach, so dass es auch auf diesem Gebiet zu keinerlei Engpass kam, setzten aber keine wirklich nennenswerten Beträge um, da irgendwie jeder seinen eigenen Gedanken nachhing.

    Gegen einundzwanzig Uhr betraten Lena, Eiken Jörgensen und Dieter Bennings das Kleine Versteck . Sie klopften grüßend auf den Tisch der Skatrunde und ernteten allgemeines Erstaunen.
    »Was macht ihr denn in dieser Spelunke?«, erkundigte sich Tom Brodersen mit einem Seitenblick auf den Gastwirt Mephisto, der den Hieb aber vollkommen ignorierte. »Wollte euch kein ehrlicher Wirt mehr haben?«
    »In der Not frisst der Teufel wohl Fliegen«, kommentierte auch Götz Hindelang die ungewohnten Gäste.
    »So, genug der Kindereien«, schimpfte Mephisto. »Wenn ich euch schon nicht an die frische Luft setze, weil ich ein viel zu weiches Herz habe, dann setzt ihr euch gefälligst an einen eigenen Tisch. Nehmt den da hinten in der Nische, der ist schön weit weg. So weit kommt das noch, dass man als alter Mann nach der Mühe und Plage eines erfüllten Arbeitstages nicht einmal mehr ein ehrliches Spielchen mit unehrlichen Leuten machen darf, ohne dabei von sich langweilenden Beamten, die ihren Tag vertrödelt haben, mit respektlosen Sprüchen belästigt zu werden.«
    »Wahnsinn«, kommentierte Tom Brodersen. »So

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