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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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lange Sätze beherrschst du? Du solltest Romane schreiben. Dann wärst du nicht mehr darauf angewiesen, dass wir dir zuhören, und uns bliebe einiges an Zumutungen erspart.«
    Die drei Neuankömmlinge lachten und zogen sich in besagte Nische zurück. Als Leander seine Zwangspause als Geber einlegen musste, ging er kurz zu ihnen hinüber und setzte sich dazu.
    »Dieter gibt seinen Ausstand«, erklärte Lena. »Als er seinen Vorgesetzten darüber informiert hat, dass wir in dem Mordfall momentan nicht weiterkommen, weil der Hauptverdächtige auf nicht absehbare Zeit im Koma liegt, hat der ihn gleich zurückbeordert. Den Papierkram darf ich jetzt alleine erledigen. Und sollte sich später doch Melf Albertsens Unschuld herausstellen, kann Dieter immer noch zurück nach Föhr kommen.«
    »Melf Albertsen?«, wunderte sich Leander, der die aktuellen Entwicklungen noch nicht kannte. »Wie kommt ihr denn jetzt auf Melf Albertsen?«
    Lena berichtete kurz, was sich zugetragen hatte und dass alles darauf hindeutete, dass Melf Albertsen sowohl Nahmen Rickmers getötet als auch den Anschlag auf Ole Paulsen verübt hatte. »Die Waffen, die wir bei ihm gefunden haben, werden zwar noch untersucht, aber Paul Woyke hat sich zu der Vermutung vorgewagt, dass es wohl tatsächlich die Tatwaffen sind. Weitere Hinweise haben wir nicht, somit auch keine weiteren Verdächtigen. Damit ist der Fall abgeschlossen.«
    »Melf Albertsen«, meldete sich Tom Brodersen, der unbemerkt hinzugetreten war. »Wer hätte das gedacht?«
    »Mir gefällt der Gedanke auch nicht«, stimmte Lena zu, »aber wir haben klare Anweisung aus Flensburg und Kiel. Im Ministerium ist man mit der Lösung offensichtlich sehr zufrieden, und man möchte dem Steuerzahler nicht den überflüssigen Einsatz von gleich zwei Kriminalbeamten zumuten. Unser Kollege Olufs hat dem Kojenwärter den Holzknüppel gezeigt, den wir bei Albertsen gefunden haben. Es handelt sich um einen Fischschläger, mit dem gefangene Fische einen Schlag auf den Kopf bekommen, bevor ihnen die Kehle durchgeschnitten wird. Das Teil lag in der Koje, weil er gelegentlich Karpfen aus dem Kojenteich fischt.«
    »Dann dürfte es sich ja wohl nur um Totschlag handeln«, beschied Leander. »Geplant war Rickmers’ Tod offensichtlich nicht, wenn eine zufällige Waffe benutzt wurde. Wie passt das zu dem gezielten Anschlag auf Paulsen?«
    »Vielleicht ist nach der ersten Tat Albertsens Hemmschwelle gesunken, oder er hat sich einfach nicht mehr anders zu wehren gewusst. Schließlich sind auch auf ihn Anschläge verübt worden. Möglich ist auch, dass er eine Spur zu Paulsens Jägerkollegen legen wollte. Genau erfahren wir das erst, wenn wir ihn vernehmen können. Und das kann dauern.«
    »Was ist mit Maarten Rickmers?«, zeigte sich Tom Brodersen immer noch nicht überzeugt. »Habt ihr die Spur aufgegeben?«
    »Hör mir auf mit Maarten Rickmers«, reagierte Lena genervt und machte eine wegwerfende Geste mit der Hand. »Wir haben ihn vorhin auf die Wache zitiert, um über Ariana Jeronskis Verschwinden zu sprechen und weil wir ihn für kindisch genug halten, um so einen Voodoo-Schwachsinn abzuziehen. Er kam auch prompt, allerdings mit dem Familienanwalt. Das ist übrigens Hauke Petersen, Henning.«
    Leander nickte mit hochgezogenen Brauen. An den arroganten Petersen, mit dem er im Todesfall seines Großvaters zu tun gehabt hatte, hatte auch er keine guten Erinnerungen.
    »Was soll ich sagen?«, fuhr Lena fort. »Der Herr Anwalt hat uns nach allen Regeln der Kunst gezeigt, wo der Hammer hängt. Maarten Rickmers hat auf seinen Rat hin zu kaum einer Frage etwas ausgesagt. Und da wir keinerlei Beweise gegen den Jüngling haben, mussten wir ihn schnell wieder gehen lassen.«
    »Vielleicht kann ich euch da weiterhelfen«, ereiferte sich Tom Brodersen. »Ich meine wegen der Beweise.«
    »Was ist denn nun?«, rief Mephisto herüber. »Spielen wir jetzt Karten, oder was?«
    »Stimmt«, wandte Tom Brodersen schuldbewusst ein. »Ich sollte Henning ja holen.«
    Er wandte sich ab, drehte sich aber dann noch einmal kurz um und sagte: »Ich habe da etwas sehr Interessantes erlebt und daraus meine eigene Theorie abgeleitet.«
    Leander folgte Tom zum Tisch der Skatbrüder zurück. Er war in seine eigenen Gedanken versunken und konnte sich mit der Idee, Melf Albertsen sei der Mörder, irgendwie nicht abfinden. War das alles nicht viel zu offensichtlich: die Schmierereien, die versteckten Tatwaffen, der Selbstmordversuch? Oder wollte Leander

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