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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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war ein Schlag ins Gesicht für den Veranstalter und rettete das Konzert. Die Sonne war längst untergegangen, die beleuchteten weißen Zelte verbreiteten eine Atmosphäre wie aus Tausendundeiner Nacht; dazwischen funkelten die Positionslichter der Segelboote, die inzwischen wieder Wasser unter ihren Kielen hatten, und über allem dehnte sich ein ungetrübter Sternenhimmel.
    Dieter Bennings hätte sich seinen letzten Abend auf der Insel kaum schöner vorstellen können. Die Musik war klasse, die Band spielte auch live hochprofessionell, und so war es für alle Besucher schade, als sie nach nur drei Zugaben von der Bühne trat, um Stefan Gwildis Platz zu machen. Dafür war erneut ein aufwendiger Bühnenumbau nötig – Gelegenheit, sich etwas zu essen und zu trinken zu kaufen, wie der nun sehr kleinlaute Schnösel ankündigte, der offenbar inzwischen seinen verdienten Einlauf von den wirklichen Stars dieses Abends bekommen hatte.
    »Sind denn jetzt alle offenen Fragen geklärt?«, erkundigte sich Leander bei Dieter Bennings, als sie im Kreis standen und Bratwürstchen aßen.
    »Allerdings«, entgegnete der kauend. »Der Hammer war am Ende noch die Auswertung der Videos. Jens Olufs hat den Mund vor Staunen nicht mehr zubekommen, als er gesehen hat, wer da alles drauf war. Und auch die weiblichen DNA-Spuren sind dadurch geklärt. Insgesamt hatte Maarten Rickmers sieben Mädchen aus seiner Schule für sich laufen. Das hat auch Ariana Jeronski den Rest gegeben. Ich glaube, der hat für immer bei ihr verschissen. Sie wird vor Gericht umfassend aussagen, da bin ich sicher.«
    Aus den Lautsprechern erklangen die ersten sanften Bluestöne von Stefan Gwildis, dessen Stimme zum Mond und zu den Sternen passte und die Atmosphäre der Sommernacht vollkommen eingefangen zu haben schien.

    Zwei Stunden später drifteten Lena, Leander, Eiken und Dieter Bennings inmitten der Menschenmassen, die ihre Einsatzfähren erreichen wollten, über die Strandpromenade zurück. Der sanfte Blues hing ihnen noch nach, und so waren vor allem Eiken und Dieter Bennings angesichts des bevorstehenden Abschieds am kommenden Tag etwas in sich gekehrt. Lena und Leander lehnten das Angebot, noch auf ein letztes Glas mit in die Weinstube Alte Druckerei zu kommen, dankend ab. Sie wollten das Paar an seinem letzten Abend alleine lassen.

23
    Henning Leander faltete die Zeitung so, dass der Artikel vorne war, und schob sie Lena über den Frühstückstisch zu: Kojenmord aufgeklärt – Sohn erschlägt den eigenen Vater. Sie saßen im Garten unter dem Apfelbaum und genossen den ersten Wochentag nach dem Abschluss der Ermittlungen. Am Vorabend hatten sie Dieter Bennings zur Fähre gebracht, und Lena hatte die Polizeidienststelle der Insel Jens Olufs überlassen, der sie bis auf Weiteres kommissarisch leitete. Die Berichte waren geschrieben und nach Flensburg und Kiel übermittelt, Maarten Rickmers war bereits am Samstagabend nach Flensburg in die Untersuchungshaft überstellt worden, die Leiche von Nahmen Rickmers sollte im Laufe des heutigen Montags wieder auf Föhr eintreffen und war zur Beisetzung freigegeben. Melf Albertsens sterbliche Überreste würden von seiner Familie in Husum beigesetzt werden.
    Lena Gesthuysen hatte Urlaub!
    Sie las den Artikel und lachte mehrmals auf. Dann legte sie das Blatt auf den Tisch und widmete sich wieder ihrem Brötchen mit Honig. » Die anfänglich vagen Verdachtsmomente verdichteten sich am Ende zur Gewissheit des Unfassbaren «, zitierte sie lachend. »Diese Zeitungsleute kennen Formulierungen, da käme ich im Traum nicht drauf.«
    »Die Berichterstattung über den Festumzug gestern fällt ziemlich bescheiden aus«, stellte Leander, der wieder nach der Zeitung gegriffen hatte, fest. »Offensichtlich hat die Presse keine Lust dazu, am Fassadenbau der Inselregierung mitzuwirken.«
    »Das fällt jedem objektiven Beobachter ja auch schwer, wenn er erst einmal hinter die Kulissen dieser ehrbaren Provinzler geschaut hat.«
    »Jedenfalls haben wir jetzt Urlaub«, wechselte Leander das Thema. »Während der nächsten drei Wochen solltest du dein Handy ausschalten. Um die Neuorganisation der Inselpolizei soll sich das Ministerium alleine kümmern.«
    »Wäre das nicht etwas für dich?«, erkundigte sich Lena halb scherzhaft. »Dienststellenleiter der Föhrer Polizei?«
    »Das fehlte mir noch!«, wehrte Leander mit erhobenen Händen ab. »Neinnein, ich habe ganz andere Pläne.«
    »Was darf ich mir darunter vorstellen?«
    »Tom hat

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