Leander und die Stille der Koje (German Edition)
Plastikbeutel und deutete einen Schlag vor die Stirn von Dieter Bennings an. »Ihr Vater ist sofort nach vorne zusammengesackt, auf Ariana.«
»Sage ich doch! Sie hat ihn erschlagen. Ich bin sofort rein und habe den alten Sack von ihr runtergezogen. Und dann sind wir abgehauen.«
»Falsch! Sie haben Ihren Vater, der zugegebenermaßen leblos auf Ariana lag, auf den Boden gewuchtet. So ein lebloser Körper ist verdammt schwer, den muss man seitlich wegziehen. Deshalb ist er auf dem Bauch gelandet und hat seitlich am Bett Blutspuren hinterlassen. Ariana hat sich angezogen und ist rausgelaufen. Dabei hat sie einen Mann umgerannt, der ebenfalls in der Nacht in der Vogelkoje gewesen ist, ohne dass Sie es gewusst haben. Deshalb wissen wir auch, dass Sie mit einiger Verspätung hinter Ihrer Freundin hergelaufen sind. Was haben Sie in der Zeit gemacht, Herr Rickmers?«
»Ich habe geguckt, ob ich meinem Vater vielleicht doch noch helfen kann. Aber er war tot, da war nichts mehr zu machen. Also bin ich auch abgehauen. Ich war total in Panik, das müssen Sie doch verstehen. Meine Freundin hatte meinen Vater erschlagen!«, beharrte Maarten Rickmers und macht ein geradezu bockiges Gesicht.
»Sie waren so wenig in Panik, wie Sie es jetzt sind«, widersprach Lena. »Wenn man in Panik ist, sucht man nicht in aller Ruhe nach der Tatwaffe und nimmt sie mit. Sie haben Ihre Spuren beseitigt, und als Sie festgestellt haben, dass Ihr Vater noch lebt, haben Sie Angst bekommen. Das will ich Ihnen gerade noch zugestehen. Vielleicht haben Sie aber auch Ihre Chance erkannt. Jedenfalls haben Sie noch einmal zugeschlagen, fester als Ariana und auf den Hinterkopf. Und dieser Schlag war tödlich, das wissen wir aus dem Obduktionsbericht. Warum, Herr Rickmers? Warum haben Sie Ihren Vater getötet?«
»Ich war es nicht!«
»War es, weil er immer gieriger wurde? Weil er Ihre Geschäfte mit seinen eigenen Interessen in Gefahr brachte? Immerhin haben Sie sich sehr schnell umorientiert, nachdem die Boldixumer Vogelkoje nicht mehr zur Verfügung stand. Innerhalb einer Woche lief Ihr Geschäft weiter, als wenn nichts geschehen wäre. Und dafür haben Sie selbst gesorgt, indem Sie den Verdacht auf Dr. Albertsen gelenkt und ihn in den Selbstmord getrieben haben.«
»Was habe ich gemacht?!«
»Herr Rickmers!«, brüllte Dieter Bennings den jungen Mann an. »Hören Sie endlich auf mit dem Affentheater! Wir können es Ihnen beweisen. Sie haben zuerst den Verdacht auf Elmeere gelenkt, weil Sie wussten, dass Ihr Vater und Ole Paulsen mit Günter Wiese und Melf Albertsen zerstritten waren. Sie haben Radmuttern an Albertsens Wagen gelöst, um Anschläge der Jäger zu inszenieren. Und Sie haben die Chance genutzt und das Gewehr von Ole Paulsen aus dessen Auto gestohlen, als er es fahrlässigerweise dort liegen gelassen hatte. Dann haben Sie damit auf ihn geschossen. Für die Polizei sollte es wie ein Krieg zwischen zwei heillos zerstrittenen Parteien aussehen, in dem die Umweltschützer einen Feind nach dem anderen aus dem Weg räumen. Dann haben Sie die Tatwaffen in Dr. Albertsens Schuppen versteckt und mit Ihren Morddrohungen und den Schmierereien an der Schuppenwand dafür gesorgt, dass Dr. Albertsen verzweifelt genug war, um einen Selbstmordversuch zu begehen.«
»Sind Sie bescheuert, oder was? Ich wollte doch nicht, dass der Idiot sich umbringt. Er sollte Angst kriegen und die Insel verlassen. Das hätte als Geständnis für die Polizei ausgereicht. Und Wiese ist alleine doch völlig aufgeschmissen, der hätte seinen Scheiß nicht einfach so weiter durchziehen können, dafür hätten Brar und Ole schon gesorgt. Dass Albertsen sich gleich umbringt, konnte ich doch wohl nicht ahnen. So ein Weichei!«
»Das einzige Weichei hier sind Sie, Herr Rickmers«, stellte Lena in sachlichem Ton fest. »Sie haben das nur noch nicht begriffen. Mit Ihren Allmachtsphantasien und dem Gefühl, unantastbar zu sein, haben Sie den Bogen überspannt. Wir werden Sie wegen Mordes an Ihrem Vater drankriegen, zumindest wegen Totschlags. Mit Totschlag im Affekt kommen Sie jetzt nicht mehr durch. Und die Staatsanwaltschaft wird Sie wegen Mordversuchs an Ole Paulsen anklagen. Auch was den Suizid von Dr. Albertsen angeht, werden Sie mit Sicherheit nicht ungeschoren davonkommen. Mit einer Jugendstrafe brauchen Sie nicht zu rechnen, falls Ihnen Ihr Anwalt dahingehende Hoffnungen gemacht haben sollte.« Sie warf dem resigniert dasitzenden Dr. Petersen einen Seitenblick zu. »Der Zug
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