Leander und die Stille der Koje (German Edition)
kontrollierbar, oder?«
Wieder ein Nicken. Jörgens stutzte kurz, dachte über die Frage nach, schaute verwirrt, dann schüttelte er vorsichtshalber den Kopf.
»Müssen sich die Interessenten anmelden, wenn sie hier übernachten wollen?«
»Quatsch. Das kommt ja höchstens in der Fangzeit vor, und dann wollen das auch nicht so viele, dass sie sich ins Gehege kämen.«
»Jetzt ist also keine Fangzeit?«
Diesmal ein energisches Kopfschütteln.
»Wie erklären Sie sich dann, dass wir auf dem Bett frische Spermaspuren gefunden haben?«, beteiligte sich Bennings nun an dem Gespräch.
Jörgens wurde rot und schaute verlegen zu Boden. »Nun ja. Mit dem Entenfang hat das jedenfalls nichts zu tun.«
»Das haben wir uns gedacht«, wurde Bennings ungeduldig. »Also raus mit der Sprache. Sind die Spuren von Ihnen?«
»Von mir? Wo denken Sie hin?«, begehrte der Kojenwärter auf. »Da wird wohl der eine oder andere Interessent seinen Schlüssel für ein Treffen benutzt haben, von dem seine Frau nichts wissen sollte. Aber mehr sage ich nicht. Mehr können Sie von mir nicht verlangen. Ich mag meinen Job hier. Außerdem weiß ich auch nicht mehr.« Er verschränkte die Arme und setzte ein entschlossenes Gesicht auf.
»Wie oft war Herr Rickmers hier?«, lenkte Lena ein, die von dem wechselhaften Mienenspiel des Kojenwärters durchaus beeindruckt war.
»Oft.«
»Was heißt das?«
»Na ja, er hat sich am meisten um alles gekümmert, mehr als alle anderen Interessenten. Wenn etwas zu machen war, habe ich ihn informiert, schließlich war er der Hegeringleiter hier auf Föhr, und er hat seine Aufgabe sehr ernst genommen. Nahmen, ich meine Herr Rickmers, war auch der größte Geldgeber, wenn etwas repariert werden musste.«
»Hat Herr Rickmers sich auch mit seinen Freundinnen hier getroffen?«, wagte Bennings einen weiteren Vorstoß.
»Davon weiß ich nichts!« Wieder dieses entschiedene Gesicht.
»Herr Jörgens, es geht hier um Mord. Und Ihren Freund Rickmers brauchen Sie nicht mehr zu schützen, der ist nämlich das Opfer«, begehrte Bennings auf. »Also los jetzt, raus mit der Sprache, Mann.«
»Ich weiß nichts«, gab sich Jörgens störrisch.
»Sollten wir herausbekommen, dass Sie uns wichtige Informationen vorenthalten, werden wir Sie zur Rechenschaft ziehen, Herr Jörgens«, belehrte Lena ihn eindringlich. »Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, bin ich vom Landeskriminalamt. Wir sind eingeschaltet worden, weil Herr Rickmers eine wichtige Persönlichkeit war, verstehen Sie? Man ist an höchster Stelle in Kiel daran interessiert, seinen Mörder zu finden. Meinen Sie nicht, dass persönliche Rücksichtnahmen auf einen Toten da nachrangig sind?«
»Außerdem ist es strafbar, wenn Sie etwas wissen und es uns nicht sagen«, ergänzte Bennings und bemerkte plötzlich, dass er an Lena Gesthuysens Seite automatisch den Part seines Kollegen Dernau übernahm. »Das kann Sie teuer zu stehen kommen, Mann!«
»Wissen Sie eigentlich, was Sie da verlangen?«, rief Jörgens verzweifelt. »Nahmen ist tot, aber seine Familie muss hier weiterleben. Und die sind nicht irgendwer hier auf der Insel. Die Hilke ist die Erbin einer Fleischereikette. Der Name Bendicks zählt hier was. Und Maarten soll das später einmal alles übernehmen. Wissen Sie, was das für die beiden bedeutet, wenn der Ruf der Familie geschädigt wird?«
»Wir sind zur Diskretion verpflichtet, Herr Jörgens«, belehrte Lena den zitternden Mann. »Was Sie uns sagen, bleibt unter uns. Sie sehen also, Sie helfen der Familie, wenn Sie uns dabei unterstützen, den Mörder zu fassen.«
Jörgens überlegte eine Weile und sah sie immer wieder zweifelnd an. »Okay«, lenkte er dann ein. »Einmal habe ich Nahmen hier mit einer Frau überrascht. Das ist aber schon ein paar Monate her.«
»Mit seiner Geschäftsführerin, mit Mareen Olsen?«, hakte Dieter Bennings nach.
»Nee, das war so ’ne ganz blutjunge Deern. Ich kannte die nicht«, winkte Jörgens ab. »Aber der Hilke sagen Sie nichts davon, klar? Das reicht doch wohl, dass ihr Mann jetzt tot ist.«
»Mehr wissen Sie nicht?«, hakte Lena nach. »Gab es zum Beispiel noch weitere Frauen? Oder war Frau Olsen seine einzige außereheliche Beziehung?«
»Davon weiß ich nichts. Wirklich, ich habe Ihnen jetzt alles gesagt. Fragen Sie doch die Mareen selbst.«
»Wir wissen bereits von dem Verhältnis zwischen Herrn Rickmers und Mareen Olsen, Herr Jörgens«, erklärte Bennings.
Jörgens atmete sichtbar auf, musste er
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