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Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Leander und die Stille der Koje (German Edition)

Titel: Leander und die Stille der Koje (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Breuer
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zuständigen Leiterin bei den Ermittlungen im Mordfall Rickmers. Dennoch ist mein Besuch bei Ihnen rein privat, ich dürfte auch gar nicht im Namen der Polizei hier sein. Ist das ein Problem für Sie?«
    Wiese überlegte einen Moment und blickte Leander dabei ununterbrochen in die Augen; dann lachte er und antwortete: »Wir haben nichts zu verbergen. Wenn ich Ihnen erst einmal unsere renaturierten Flächen gezeigt habe, werden Sie verstehen, dass unsere Arbeit vordergründig ein Dienst für die Tiere, aber auch an den Menschen nicht nur hier auf der Insel ist. Die Störche da draußen sind ein gutes Beispiel. Früher gehörten sie zum Landschaftsbild in ganz Norddeutschland. Dann hat man die nassen Wiesen in der Marsch trockengelegt, und damit ist ihre Nahrungsquelle versiegt. Bis vor ein paar Jahren gab es hier auf der Insel kein einziges Storchenpaar mehr. Mein Stellvertreter, Melf Albertsen, und ich haben sie wieder angesiedelt und sorgen dafür, dass ihr Bestand von Jahr zu Jahr zunimmt. Melf liebt Störche. Kommen Sie, ich zeige Ihnen mal etwas.«
    Er lief voraus in den Flur und gleich wieder rechts in die Küche, blieb aber direkt hinter der Tür stehen. Auf einem schmalen Wandregal stand die Tastatur eines Computers, darüber ein Bildschirm und drumherum ein unglaublicher Wust an Papieren aller Art. Auf den ersten Blick erkannte Leander Einkaufsbons, Rechnungen, Infobroschüren, Briefe und zahllose handbeschriebene Zettel, die alle über- und nebeneinandergestapelt waren und zum Teil einfach nur durcheinanderflogen.
    »Das ist unsere Buchhaltung«, erklärte Wiese. »Lassen Sie sich von dem Anschein nicht täuschen. Wir beherrschen das Chaos.«
    »Glauben Sie ihm kein Wort«, widersprach Anna Wiese, die unbeeindruckt mit ihrem Geschirr hantierte. »Mein Mann wüsste mit seiner Zeit gar nichts anzufangen, wenn nicht so viel davon für die Sucherei nach wichtigen Unterlagen draufginge.«
    »Von hier aus habe ich unsere Flächen am Andelhof im Blick«, fuhr Günter Wiese fort, als hätte er sie gar nicht gehört, und klickte mit der Maus auf einigen Icons herum, die sich wirr auf dem Bildschirm verteilten. »Das ist unser Bauernhof direkt am Midlumer Deich. Ich habe eine Dachkamera auf der Aussichtsscheune installiert. Die kann ich von hier aus steuern. Ich sehe also immer, was auf unseren Flächen passiert.«
    Auf dem Bildschirm öffnete sich ein Videofenster, in dem man bewässerte Flächen sehen konnte. Wiese zoomte näher an ein Teilstück heran, und bald erblickte Leander aus nächster Nähe einen Wasservogel, der gestochen scharf abgebildet wurde.
    »Eine Bekassine«, erklärte Wiese. »Ist das nicht faszinierend? Wir können die Tiere zählen und beobachten, ohne sie in ihrem Biotop zu stören. Und wenn jemand dort fotografieren will, haben wir einen Unterstand, den er betreten und verlassen kann, ohne gesehen zu werden. Ein befreundeter Naturfotograf hat da schon Fotos gemacht, da bleibt Ihnen die Spucke weg. Wir haben für Naturliebhaber übrigens ein paar Ferienwohnungen auf dem Hof. Da sind sie ganz ungestört.« Wiese zoomte wieder aus der Fläche heraus, wodurch der Blick auch über die angrenzenden Wiesen frei wurde.
    »Der Bauwagen da hinten …« Leander deutete auf ein grünes Gefährt, das direkt am Zaun auf einer Nachbarweide stand. »Ist das Ihr Unterstand?«
    »Nein«, antwortete Wiese, und seine Stimme war mit einem Mal sehr hart. Auch in seinem Gesicht konnte Leander jetzt Abscheu, fast schon so etwas wie Hass lesen. »Das ist nicht unsere Fläche. Der Bauwagen gehört den Jägern. Wenn Sie mal darauf achten, wohin das Fenster zeigt, dann wissen Sie auch, warum er dort steht.«
    »Sie wollen doch nicht etwa sagen, dass von dort aus auf Tiere in Ihrer Fläche geschossen wird«, zweifelte Leander.
    Statt einer Antwort klickte Wiese das Videofenster zu und öffnete einen Ordner mit Fotos. Die rief er nun der Reihe nach auf. Was Leander da zu sehen bekam, war einfach nur widerlich: Vögel mit blutigen Flügeln und Bäuchen, zerschmetterten Köpfen und zerzaustem Gefieder.
    »Die habe ich am Rande oder in unseren Flächen gefunden«, erklärte Günter Wiese. »Ich könnte Ihnen Hunderte davon zeigen, aber diese paar reichen auch schon, um zu kapieren, was hier läuft. Wenn an unseren Flächen geschossen wird, scheucht das die Tiere auf und vertreibt sie mit der Zeit. Zum Brüten brauchen die Vögel Ruhe, ihre Fluchtdistanz ist zum Teil sehr groß. Vor ein paar Tagen musste sogar ein Bulle

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