Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
angelegt.“
Obwohl die Mädchen kein Wort verstanden, war ihnen klar, dass sie das Ziel der Reise erreicht hatten, und gingen hinaus. Leandra folgte als letzte, und das Licht blendete sie nach so langer Zeit in der Dunkelheit. Was die Prinzessin sah, erschrak sie. Erst der Tag offenbarte, wie heruntergekommen die Gefangenen waren. Die langen Haare hingen in fettigen Strähnen hinab, die Bewegungen hatten an Anmut verloren und die Augen ihren besonderen Glanz. Die Gefangenschaft hatte ein Teil ihrer Persönlichkeit geraubt. Das, was Fürst Balark diesen Frauen antat, war schlimmer als der Tod. Leandra blickte hinüber zur Insel. Die Rote Nixe hatte in einer Bucht geankert, steile Klippen erhoben sich zu beiden Seiten, und vor ihnen lag ein schmaler Sandstrand, wo die Piraten ein Zelt errichteten. Kein Wunder, dass der Balark sich sicher fühlte. Der einzige Weg auf die Felsen war eine Treppe, die man leicht bewachen konnte.
Mit Booten wurden die Mädchen an den Strand gebracht und ins Zelt geführt. Man hatte es durch einen Vorhang in zwei Teile getrennt. Hier standen Waschschüsseln, und die Piraten scheuchten sie hin.
„Warte, du nicht“, sagte Ian, der den Vorhang zur Seite geschoben hatte. „Du kommst hierher, schließlich bist du unser besonderes Angebot.“
Leandra gehorchte und sah zu ihrem Schrecken, dass auch Lenos da war. Mit einem finsteren Gesicht saß er an einem Tisch. Dieser Mann war ihr unheimlich, doch er beachtete sie nicht. Fast sanft legte Ian ihr eine Hand auf die Schulter und deutete auf eine Trennwand aus Holz.
„Dahinter findest du einen Waschbottich und ein sauberes Gewand. Mach dich schön.“
Rasch huschte Leandra hinter die Trennwand. Unfassbar, dass sie so etwas wie Dankbarkeit gegenüber den Leuten empfand, die Menschen aus ihrer Heimat entführten, nur weil sie sich nicht vor ihren Augen entkleiden musste. Das Wasser im Bottich war kalt, und Leandra fror erbärmlich, nachdem sie ihre Haare gewaschen hatte. Trotzdem biss sie die Zähne zusammen, zog sich aus und stieg zitternd hinein. Immerhin werde ich mir keine Erkältung holen , versuchte sie sich aufzumuntern. Es gelang ihr nicht. Sie war froh, als sie fertig war und in das saubere, grüne Gewand schlüpfen konnte. Bestimmt stammte es von einem Beutezug der Piraten. Sie holte die Dose mit dem abdeckenden Puder aus ihrem alten Gewand und bedeckte ihr Amazonenmal damit.
„Trödel nicht!“, rief Lenos, und Leandra kam hervor.
Die beiden Männer, die an dem Tisch saßen, musterten sie. Ian nickte zufrieden, während Lenos sich einen Becher Wein einschenkte. Da keiner etwas sagte, blieb Leandra, wo sie war, und wartete.
„Dass dieser Fettwanst immer so lange braucht.“ Zornig stand Lenos auf und ging hinaus. Nach einem kurzen Augenblick kam Ian zu Leandra und neigt den Kopf an ihr Ohr.
„Bitte verzeih mir die Worte, die ich sage.“
Sie hörten draußen Schritte, und Ian eilte in den vorderen Teil des Zeltes. Leise trat Leandra an den Vorhang.
„Falan, sei gegrüßt“, hörte sie ihn sagen. „Wir haben wieder zehn Mädchen für euch.“
„Ich muss sie mir näher ansehen, bevor ich mich entscheide.“
Bei fast jedem Mädchen beklagte er Fehler, und Leandra spürte, wie sie vor Wut zu zittern anfing. Bei der einen meinte er, sie hätte einen dummen Gesichtsausdruck und würde nur zum Bodenschrubben taugen, bei der zweiten, dass sie zu große Füße hätte, über die sie stolpern würde. Ihr war klar, dass er damit den Preis drücken wollte, und tatsächlich feilschten der Fremde und Ian erbittert.
„Sagtest du nicht, du hast zehn Mädchen für mich?“
„Komm, sie ist eine Schönheit, die diese hier überstrahlt hätte.“
Hastig huschte Leandra an ihren alten Platz zurück und sah nach unten, als Ian, Lenos und Falan eintraten. Sie hörte einen Laut des Entzückens, und dann blickte sie auf orange Schuhe, die mit Edelsteinen besetzt war.
„Schau mich an, Kleines“, sagte er, und Leandra hob den Kopf. Der Vertreter des Fürsten war ein kleiner Mann, dessen Leibesumhang von den gelben Gewändern kaum verhüllt wurde. „Ist sie Mendarnerin?“
„Ja, sie war auf eins der Schiffe, die unseren Weg kreuzten.“
„Wie tragisch. Was willst du für sie haben?“
„3 Goldmünzen.“
Diesmal feilschte Falan nicht, sondern nickte bloß und bezahlte. Danach nahm er Leandra an die Hand wie ein Kind. Die Prinzessin unterdrückte ein Schaudergefühl, weil seine schwabbelige Haut nass vor Schweiß war. Er führte sie in den vorderen
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