Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
zufriedener Zug seine Mundwinkel.
„Bedauerlicherweise komme ich zu spät, um die Rede meines Vaters zu hören. Da ich seinen Standpunkt kenne, ist es nicht weiter schlimm.“ Sein Blick fiel auf Leandra. „Ihr seid keine mendarnische Adelige, also geht bitte.“
„Du hast kein Recht, ihr etwas zu befehlen.“
„Ebenso wie sie keins hat, hier zu sein.“
„Beleidige mit deinem Verhalten meinen Gast nicht länger!“ Zum ersten Mal hörte Leandra in Bellins Stimme Schärfe, und sein Sohn zuckte mit den Schultern.
„Nun gut, soll sie bleiben.“ Darius fixierte nacheinander jeden der Fürsten. „Mein Vater hat Euch erzählt, dass der Krieg unbedingt verhindern werden muss, weil er nicht akzeptieren kann, dass die Zeiten des Friedens vorbei sind. Die Beziehung zwischen Mendarn und Tehuna war schon immer empfindlich, und es gab nie Respekt zwischen uns. Wie sollte es auch? Unsere Völker sind zu verschieden, und der Krieg ist nicht vermeidbar. Er wird zeigen, welches Land das stärkere ist.“
„Anscheinend seid Ihr überzeugt, dass wir es sind“, warf Silvus ein.
„Wir werden die Amazonen besiegen, und der Frieden, der darauf folgt, wird zu unseren Bedingungen ausfallen.“
Fassungslos sah Leandra den Prinzen an. Selbst im Falle einer Niederlage würde ihr Volk sich nicht wie ein mendarnisches Fürstentum behandeln lassen.
„Und was ist mit den Verlusten, mein Sohn?“
Darius Blick wanderte zu Leandra und seine Lippen entblößten ein wölfisches Grinsen, das sie bis in die Tiefen ihrer Seele erschaudern lässt.
„Wozu haben wir die Heilerinnen Rheas? Dank der Entdeckung der jüngsten Priesterin sind verletzte Krieger rasch wieder kampfbereit.“
„Unsere Kräfte sind nicht dafür da, dass sich Menschen unbesorgter in Gefahr begeben!“
„Ihr könnt das Geschenk der Göttin nicht so missbrauchen!“ stimmte Silvus ebenfalls zu. „Was meint Ihr, Fürst Dural?“
Dural erweckte den Eindruck, als würde er sich langsam aus einer Starre lösen. Hatte er überhaupt zugehört? Sein Gesicht war so abgemagert, dass sich der Schädel deutlich abzeichnete.
„Frauen kann man nicht trauen“, flüsterte er, „und Amazonen erst recht nicht. Je mehr man ihnen zugesteht, desto mehr wollen sie. Sie müssen auf ihren Platz verwiesen werden.“
Seine Stimme war ohne jede Leidenschaft, und Leandra vermutete, dass jemand lange auf ihn eingesprochen hatte. Was sie noch mehr besorgte war, dass eine Abstimmung in einem Unentschieden enden würde. Dazu kam, dass Prinz Darius zwar keine Stimme im Rat hatte, doch starken Rückhalt in der mendarnischen Armee.
„Liebster Vater“, sprach der Prinz, „du hast dein Bestes gegeben, um die Beziehung zu Tehuna zu retten, und es ist schmerzhaft für dich, den Frieden zerbrochen zu sehen. Überlass den Kampf mir, und ich werde Mendarn in neues Zeitalter führen.“
König Bellin war bleich geworden.
„Du willst, dass ich abdanke?“
„Ihr seid ein Mann des Friedens“, sagte Fürst Dorian sanft, „und auch gesundheitlich könnt Ihr unsere Armee nicht in Schlacht führen, aber wir brauchen nun einen starken Befehlshaber.“
„Es ist wahr, dass ich alt bin, dafür habe ich gelernt, meinen Kopf statt meiner Muskeln zu gebrauchen. So sehe ich, dass Ihr, Fürst Dorian, Euch nicht von Eurer Liebe zu unserer Heimat leiten lässt.“
„Wenn Ihr das glaubt, wisst Ihr, wie Ihr meine Zustimmung gewinnen könnt, oder?“
König Bellin schüttelte den Kopf, und Fürst Silvus meinte: „Es ist spät geworden. Lasst uns morgen früh die Entscheidung fällen, bevor wir eine treffen, die wir bei Anbruch des Tages bereuen.“
Dorian nahm diesen Vorschlag an, wohl weil er hoffte, dass König Bellin es sich anders überlegte und ihm Ian auslieferte. Leandra kannte den mendarnischen Herrscher nur kurz. Trotzdem war sie davon überzeugt, dass er darauf nicht eingehen würde. Aus dem Augenwinkel musterte sie Prinz Darius, der völlig gelassen wirkte.
Nachdem sie einander halbherzig eine gute Nacht gewünscht hatten, kehrten sie auf ihre Zimmer zurück, und Leandra erzählte den anderen, was geschehen war. Ian stand auf und wandte sich zum Gehen.
„Wo wollt Ihr hin?“, fragte sie ihn.
„Zu Fürst Dorian, ich werde mich ihm stellen.“
„Vielleicht tötet er Euch, ohne Euch anzuhören.“
„Und wenn ich es nicht tue, könnte ich im Kampf gegen Tehuna sterben. Ich bin Soldat, Leandra, und ich werde mich nicht feige verstecken.“
„Ich komme mit.“
„Wolltest du nicht woanders hin?“, fragte
Weitere Kostenlose Bücher