Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
würden.
„Schau“, flüsterte Farina.
Eine Nebelbank bewegte sich auf die Küste zu, allmählich verschwand sie und gab eine Vielzahl von Schiffen frei.
„Akrissa muss auf der Isens Jagd sein“, sagte Farina. „Es sei denn, sie hat ein neues Königinnen-Schiff bauen lassen.“
Das hat sie bestimmt , dachte Leandra, sprach diese Worte jedoch nicht aus.
„Lass uns warten, bis Akrissa und Ciara sowie die meisten Amazonen an Land sind.“
Drei Boote setzten an den Strand. Vorsichtig näherten sich die Kriegerinnen dem Dorf und durchsuchten es. Da die Ebene keine Möglichkeit bot, ein Heer zu verstecken, und der Hain zu klein war, um einer gegnerischen Trupp Deckung zu bieten, gaben die Amazonen das Zeichen, dass alles in Ordnung ist.
Leandra überflog die Boote und erblickte in stolzer Haltung Akrissa und daneben die Hohepriesterin. Nach einiger Zeit lagen Ruderboote wie gestrandete Wale am Strand und das ganze Heer hatte sich um die Königin versammelt. Jetzt war der Augenblick gekommen, und Leandra wandte sich an Anura.
„Ich weiß, dass du keine Menschenmassen magst, aber kannst du uns ins Lager bringen? Es ist wichtig.“
Das Pferd warf den Kopf auf und ab, sodass es wie ein Nicken aussah.
„Danke, Anura.“
Bevor sie aufsaßen, zog Leandra die Kapuze tief ins Gesicht, dann ritten sie los und wurden erst in unmittelbarer Nähe des Amazonenheeres langsamer.
„Da sind zwei Reiter!“, rief eine Stimme, und verwirrte Rufe wurden laut, bis jemand Farina erkannte, die den Heiligen Schild enthüllte. Sofort gaben die Amazonen den Weg frei und waren so aufgeregt, dass keine nach der verhüllten Leandra fragte oder merkte, dass nicht Farina das Pferd lenkte.
Vor Ciara und Akrissa hielt Leandra Anura an. Ihr Herz fing laut an zu pochen, als Farina abstieg und der Hohepriesterin den Schild reichte.
„Farina“, sprach Ciara, „du hast den Heiligen Schild zurückgebracht.“
„Nein, ich war nur Begleiterin dieser jungen Frau. Auch wenn sie keine Dienerin unserer Göttin ist, möchte sie zu uns sprechen und bittet um sicheres Geleit.“
Alle starrten die geheimnisvolle Reiterin neugierig an, und die Hohepriesterin sagte: „Wer auch immer uns den Schild zurückgebracht hat, verdient unsere Aufmerksamkeit und darf dieses Lager unbeschadet verlassen.“
In einer fließenden Bewegung warf Leandra den Umhang fort, und erstauntes Murmeln wurde laut. Viele hatten sie augenblicklich erkannt und glaubten ihren Augen kaum, da sie begriffen, dass Leandra Anuras Reiterin war. Und der Gürtel geschmückt mit den Zähnen einer Hydra passte ebenfalls nicht zu dem Ruf, den sie von der feigen Amazonenprinzessin hatten.
Akrissa schien zu Eis erstarrt, während die Hohepriesterin sich ihre Gefühle nicht anmerken ließ.
„Seid uns beide für einen Tag willkommen, denn wir sind alle gespannt, wie du Anura gezähmt hast, eine Hydra getötet und den Heiligen Schild zurückerobert hast.“
Akrissa regte sich und warf einen Blick auf Ciara. Ihr war die ganze Situation natürlich nicht recht. Trotzdem konnte sie nichts unternehmen, weil der Heilige Schild in den Verantwortungsbereich der Hohepriesterin fiel und diese Leandras Sicherheit zugesagt hatte. Einen ganzen Tag würden sie Gäste sein, und nachdem das Lager aufgebaut worden war, versammelten sich die Amazonen, um Leandras Erzählung zu lauschen. Atemlos hörten sie ihr zu, und zum ersten Mal spürte die Amazonenprinzessin Bewunderung von ihrem Volk. Sie badete darin, doch dass sie eine Heilerin Rheas war, verschwieg sie. Das war ihre letzte Trumpfkarte.
„Du hast dich sehr verändert“, sprach die Hohepriesterin, nachdem Leandra ihre Abenteuer zu Ende erzählt hatte.
„Nicht in allen.“ Sie sah Ciara fest in die Augen.
„Möchtest du von deinem Schwur befreit werden, Farina?“, fragte Akrissa. „So etwas ist noch nie vorgekommen, aber in Anbetracht dessen, was Leandra geleistet hat, sollten die Hohepriesterin und ich darüber beraten, ob wir eine Ausnahme machen können.“
„Der Schwur gilt noch immer, allerdings ist die Schuldige, die ich suche, nicht Leandra.“ Akrissa entglitt ihr Lächeln, und Farina sprach weiter: „Unsere Königin ist durch Gift gestorben.“
Im großen Lager verstummten alle, allein das Feuer verschlang knisternd und knackend das Holz.
„Ihre Mörderin trägt die Krone von Tehuna.“
Bebend sprang Akrissa auf.
„Wie kannst du es wagen, solche Lüge zu erzählen?“
„Setz dich!“, donnerte die Stimme der Hohepriesterin, und vor Wut zitternd
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