Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
dran.“
„In Ordnung.“
Er bedeckte die Augen, und Leandra lief so schnell sie konnte davon. Plötzlich, ohne es zu wollen, blieb sie stehen und sah zurück. Es tut mir leid, Taron , dachte die Prinzessin. Da packte sie eine Hand am Arm, und die Gestalt der Trollin türmte sich vor ihr auf.
„Ha! Du wolltest also fortlaufen!“
„Nein, das ist ein Spiel.“
„Ein Spiel? Denkst du, ich hätte Tannennadeln im Kopf?“
Die Trollfrau zerrte Leandra hinter sich her, und Taron kam ihnen entgegen gelaufen.
„Was machst du mit ihr?“
„Ich habe dir gesagt, dass du auf sie aufpassen sollst.“
„Wir haben nur Verstecken gespielt.“
„Nur Verstecken gespielt? Sie wollte über alle Berge.“
„Nein, Mami, lass sie wieder los.“ Taron fing an zu weinen, und seine Mutter beruhigte sich etwas.
„Weine nicht, mein Schatz, wir gehen jetzt nach Hause, und dort sehen wir weiter.“
Sie hielt Leandra noch immer fest, zog sie jedoch etwas sanfter mit sich, während der kleine Troll schweigend an ihrer Seite ging.
„Ihr könnt hier mit den Knochen spielen“, sagte die Trollmutter, als sie die beiden in Tarons Höhle gebracht hatte, und ließ sie sie allein.
„Ich habe keine Lust, mit den Knochen zu spielen“, maulte Taron. „Weißt du, was wir machen können?“
Leandra hatte keine Lust, etwas zu spielen, und der Gedanke, dass sie noch einen Tag eingesperrt in dem Loch verbringen sollte, lähmte sie. Vielleicht ist es auch das letzte Mal , dachte sie. Bestimmt würde Tarons Mutter den Vorfall als Anlass nehmen, sie essen zu können.
„Leandra?“
„Tut mir leid, ich war in Gedanken.“
„Was können wir hier spielen?“
Die Amazone sah Taron an und bemerkte, dass sie ihn gern hatte. Wenn sie ihm irgendwie begreiflich machen konnte, dass es für sie schrecklich war, bei ihm zu sein, ohne seine Gefühle zu verletzen. Da kam ihr ein Einfall.
„Wie wäre es mit einer Geschichte?“
Zunächst war Taron nicht begeistert, dennoch begann Leandra, von der Meerjungfrau Nahira zu erzählen. Ihre Schilderung vom Leben im Wasser weckte sein Interesse, und als sie berichtete, wie Nahira schwer verletzt nach einem Haiangriff am Strand lag, hörte der kleine Troll ihr gebannt zu. Die Meerjungfrau wurde von einem Krieger gefunden, der sie liebevoll pflegte und ihr sogar ein Wasserbecken in seinem Haus baute.
Nachdem Nahira aber wieder gesund war, wollte er sie nicht mehr ins Meer zurückbringen, obwohl sie ihn darum anflehte. Eines Morgens musste der Mann ins Dorf gehen, um einzukaufen, und da der Ozean nur fünfzig Schritte vom Haus entfernt war, zog Nahira sich aus dem Becken und kroch zum Strand. Zu ihrem Unglück kam eine Handelskarawane des Weges, und ihr Besitzer nahm die Meerjungfrau mit, weil er hoffte, durch sie reich zu werden. Leandra erzählte Taron die Abenteuer, die der Krieger bestehen musste, um Nahira zu befreien, und wie er am Ende einsah, dass sie ins Meer gehörte und dorthin zurückbrachte.
„Der Krieger muss sehr traurig gewesen sein, als Nahira davonschwamm“, murmelte der Troll.
„Das war er, doch auch sehr glücklich.“
„Glücklich?“
„Ja, manche Dinge passieren einem Menschen nur einmal im Leben, und sie sind wie kostbare Geschenke. So etwas war für den Krieger die Begegnung mit der Meerjungfrau.“ Leandra machte eine Pause, dann fuhr sie leise fort: „Ich muss dir etwas sagen, Taron. Zuerst wollte ich wirklich weglaufen, ich zögerte, weil du mein Freund bist.“
Entsetzt sah der Troll sie an und sprach lange Zeit nicht.
„Warum willst du fort?“
„Ich gehöre in die Menschenwelt, und ich habe Angst vor deiner Familie.“
„Du brauchst dich nicht vor ihnen zu fürchten, Leandra. Sie werden dir nichts tun.“
Du bist viel zu lieb für einen Troll , dachte sie.
„Mein Schatz, komm essen!“, rief die Mutter, und Taron sperrte Leandra in die kleine Höhle. Entmutigt legte sie den Kopf auf die Knie. Hätte die Trollfrau sie auch erwischt, wenn sie nicht gezögert hätte? Die junge Amazone fiel in einen unruhigen Schlaf, aus dem sie erwachte, als der Stein leise zur Seite geschoben wurde. Diesmal brannte keine Fackel, und sie konnte nicht erkennen, wer vor ihr stand.
„Taron?“
„Du kannst nicht meine Familie ersetzen oder mir das Gefühl geben von der Strömung getragen zu werden. Das Einzige, was du für mich tun kannst, ist, mir meine Freiheit zurückzugeben.“ Das waren die Worte, mit denen Nahira den Krieger dazubewegen wollte, sie freizulassen.
„Du willst mich gehen lassen,
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