Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
riesiger Fußabdruck.
„Trolle“, murmelte Timor, und sein Vater nickte geistesabwesend.
Wie die meisten Kinder hatte er sich früher vor Trollen gefürchtet. Als Timor älter wurde, hatte er sie als ausgestorben Wesen abgetan, doch es gab diese Wesen immer noch …
„Vater, in den Legenden heißt es, dass Trolle Tageslicht nicht ertragen. Meinst du, dass sie darin recht haben?“
Adain riss sich vom Anblick des Fußabdrucks los und sah Timor an.
„Das stimmt sicher.“ Er blickte sich um. „Komm, das Gebüsch bietet eine gute Deckung. Lass uns rasten und etwas essen.“
„Sollten wir uns nicht beeilen und Leandra endlich finden?“, fragte Timor, der keinen Hunger verspürte, obwohl es bereits nach Mittag war.
„Wir helfen ihr nicht, wenn wir vor Erschöpfung zusammenbrechen“, antwortete Adain und ging zu den Büschen. Timor trottete hinterher und setzte sich neben ihm. Wer wollte sich nach so einer Entdeckung ausruhen? Lustlos aß er zwei Vanis-Schoten und wartete darauf, dass sein Vater weitersuchen wollte. Um sich etwas zu entspannen, blickte Timor auf den Fluss, und ihm fiel auf, dass die Steine, über die er gesprungen war, eine fast gerade Linie bildeten, und selbst der Abstand zwischen ihnen schien gleich zu sein. Sein Mund wurde trocken. Das war keine natürliche Brücke!
Als Adain in diesem Moment aufstand, fuhr Timor zusammen.
„Was ist los mit dir?“
„Nichts.“
„Gut, lass uns weitergehen.“
Timor kehrte ans andere Ufer zurück, und sie suchten weiter. Nachdem der Fluss die Biegung gemacht hatte, wurde die Strömung allmählich schwächer, und Timor fand weitere Trollspuren und dann Abdrücke von Stiefeln, die abrupt kehrt machen und weiter auseinander lagen. Die beiden Fährten führten ins Dickicht. Anscheinend war Leandra auf dem Rückweg gewesen, als sie den Troll bemerkt hatte und in den Wald geflüchtet war. Aufgeregt winkte Timor seinem Vater, und dieser schwamm herüber.
Adain runzelte die Stirn, als er sich Leandras Spuren ansah.
„Die Weite der Schritte ist anders als sonst, sie scheint verletzt zu sein.“
Angespannt folgten der Jäger und sein Sohn den Abdrücken in den Wald. Timor betete, dass Leandra den Trollen entkommen war, doch ihre Fährte endete bei einem Gebüsch, und Adain fand eine weitere Trollspur. Die junge Amazone musste von den beiden Ungeheuern gefangen und fortgeschleppt worden sein.
Beklommen fragte Timor: „Meinst du, sie ist am Leben?“
„Ich weiß es nicht, wir müssen weiter und hoffen, dass wir Leandra noch retten können.“
Timor spürte, wie er auf die Knie sank. Dass die Trolle sie haben könnten, war nur so dahin gesagt gewesen. Er hatte nicht gewollt, dass seine Worte sich als wahr herausstellten.
Adain legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter.
„Du brauchst dich nicht schuldig zu fühlen.“
„Was, wenn sie schon tot ist?“
Der Jäger antwortete nicht, und Timor wurde klar, dass sein Vater es nicht verkraften würde, wenn Leandra wirklich tot war. Weil dann hatte er nicht nur als Mensch versagt, sondern auch seinen Schwur gebrochen. Und was ist mit mir? dachte Timor und legte die Hand auf seine Brust. Sein Herz fühlte sich so schwer an, dass er glaubte, nicht wieder aufstehen zu können. Was würden wohl die Helden aus den Legenden an seiner Stelle tun?
„Nicht aufgeben“, flüsterte er.
„Wie bitte?“
Timor sprang auf.
„Wir werden nicht aufgeben, bis wir Leandra gefunden haben.“
Erstaunt sah Adain seinen Sohn an, schließlich nickte er, und sie folgten den Trollen. Als der Untergrund steiniger und die Vegetation weniger wurde, verloren sie die Fährte, doch Timor bemerkte, dass von einer Staude die Spitze abgeknickt war. Die Trolle hatten Leandra nicht sofort getötet.
„Wenn man ihren Weg bis hierher betrachtet, wollen sie zu der Schlucht dort“, meinte sein Vater und deutete auf einen großen Durchgang zwischen den Felsen. Der Unterschlupf der Ungeheuer musste dort liegen oder - war es sogar die Schlucht, die zur Trollfestung führte? Nachdem Adain und Timor den Durchgang erreicht hatten, fanden sie noch eine abgeknickte Pflanze. Sie beeilten sich. In einigen Stunden würde es dunkel werden, und hier zu lagern, wäre zu gefährlich. Glücklicherweise hatte die Schlucht keine Verzweigungen, sodass sie nicht rätseln mussten, wohin die Trolle gegangen waren.
Ihre Schritte wurden erst langsamer, als sie seltsame Umrisse auf der rechten Seite der Felswand erkannten. Vorsichtig schlichen sich Adain und Timor näher und sahen,
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