Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
Taron?“
“Du hattest recht, sie wollen dich essen, und das will ich nicht. Halt dich an mir fest, damit du nicht irgendwo gegen läufst.“ Leandra streckte die Hände aus, bis sie Taron berührte. Dann tastete sie seinen Rücken hoch und legte ihre Hände auf seine Schultern.
„Sei leise“, ermahnte er sie und setzte sich in Bewegung. Sie schlichen an den anderen Trollen vorbei, und Taron führte Leandra zum Ausgang, wo er die Arme um sie warf und begann heftig zu schluchzen.
„Ab hier muss du alleine weitergehen.“
Beruhigend strich die Prinzessin ihn über dem Kopf.
„Weine nicht, ich werde dich nie vergessen.“
„Ich dich auch nicht.“ Taron löste sich von ihr und wischte die Tränen fort.
„Wohin gehst du?“
„Nach Westen.“
„Wenn du dieser Schlucht folgst, gehe nicht in das Tal, an dessen Durchgang die Steinfigur steht. Dort liegt die alte Festung, und im gesamten Tal soll es spuken, sodass niemand wagt, es zu betreten.“
„Danke für die Warnung.“
„Hier, das brauchst du sicher.“
Etwas blitzte im Mondlicht auf, und Leandra erkannte ihren Dolch. Glücklich presste sie ihn an sich.
„Taron, vielen Dank, jetzt muss ich gehen.“
„Ich weiß. Pass auf dich auf, Leandra.“
„Natürlich, leb wohl“, sagte sie und ging. Bevor sie außer Sichtweite war, drehte sie sich noch einmal um und winkte kurz. Taron winkte zurück, und die Prinzessin hoffte, dass er ein so freundlicher Troll bleiben würde.
Während Leandra weiterwanderte, dachte sie nach. Wenn Adain und Timor sie suchten, was lag näher, als es in der Nähe der Trollfestung zu tun? Taron hatte sie ausdrücklich davor gewarnt, das Tal zu betreten, und nachdem Leandra Trollen begegnet war, konnte sie sich auch vorstellen, dass es Geister gab. Trotzdem musste sie überprüfen, ob die beiden Männer ins Tal gegangen waren.
Der Sonnenaufgang färbte die Schlucht rot, und die Prinzessin merkte, dass sie in der vorherigen Nacht zu wenig geschlafen hatte. Suchend sah sie sich um und entdeckte über sich einen Felsvorsprung. Als sie hinauf geklettert war, legte sie sich schlafen.
Ganz wie die Legende sagte, war der Eingang der Trollfestung verschüttet. Wenn Adain und Timor nicht den Kopf einer zertrümmerten Statue gefunden hätten, hätten sie wahrscheinlich geglaubt, dass die Felsbrocken von einem normalen Steinschlag stammten, und wären einfach vorbeigegangen. Anscheinend hatten die Trolle nicht einmal versucht, die Felsen fortzuräumen, um ihr altes Heim wieder zu beziehen.
“In diesem Tal muss es irgendwo eine Höhle oder einen anderen Unterschlupf geben“, sagte Adain. „Am besten wir suchen getrennt weiter und treffen uns hier wieder, wenn die Sonne im Zenit steht.“
Timor stimmte zu. Während sein Vater nach Westen ging, wanderte er nach Osten. Allmählich bekam er das Gefühl, dass sie an der falschen Stelle suchten. Seit sie dieses Tal betreten hatten, hatte sie keine weiteren Spuren von Trollen gefunden.
Plötzlich befahl eine weibliche Stimme: „Bleib stehen, heb deine Hände hoch und dreh dich langsam um.“
Zögernd gehorchte Timor und sah, dass ihm zwei Amazonen gegenüberstanden. Die eine erkannte er sofort als Brianna wieder, und die zweite Kriegerin, die kurzes, blondes Haar hatte, zielte mit dem Bogen auf ihn. Die Amazonen hatten ihn gefunden. Was sollte er tun? Warum war er überhaupt in dieser Lage?
„Dass Amazonen sich nur für ihre Töchter interessieren, war mir bekannt, aber warum will-“ Timor stoppte, weil er diese Frau nicht Mutter nennen könnte. „Warum will Akrissa ihren eigenen Sohn töten?“
Die blonde Kriegerin zuckte mit den Schultern.
„Ich kenne die Gründe unserer Fürstin nicht.“
„Ich habe deine Herrin noch nie gesehen!“, rief Timor. „Die einzige Verbindung zwischen uns ist, dass sie mich geboren hat. Weiter ist da nichts! Reicht das aus, um mich zu töten?“
Die Amazone hielt es nicht für notwendig ihm zu antworten, und Timor spürte, wie sein Körper sich vor Wut anspannte. Diese Frauen machten, ohne darüber nachzudenken, sein Leben kaputt!
Brianna, die ihn erstaunt gemustert hatte, fragte: „Akrissa ist seine Mutter? Er ähnelt ihr gar nicht.“
„Darüber bin ich sehr froh“, zischte Timor. „Anscheinend ist eure Herrin nicht bei klarem Verstand.“
Zornig blitzten die Augen auf, und die Hände, die Bogen und Pfeil hielten, zitterten.
„Pass auf, wie du von unsrer Fürstin redest.“
„Wieso? Soll ich stolz darauf sein, dass sie meine Mutter ist? Auf eine Mutter, die
Weitere Kostenlose Bücher