Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
Adain sich an Timors Fuß festhielt.
Der Rote Nebel wurde dünner, und sie erblickten das Land, in dem Vishans Kreaturen hausten. Über die Ebene verteilten sich kleine Lavaseen, und bizarre Felsen ragten wie Türme in die Höhe. Sie verließen den Nebel, und damit beschleunigte sich der Fall. Unter ihnen erkannte Leandra einen großen See, und sie hoffte, dass er tief genug war. Sie stürzten ins warme Wasser, und die Prinzessin paddelte rasch wieder nach oben. Suchend schaute Timor sich um.
„Wo ist mein Vater?“
Leandra und Timor tauchten und sahen, dass Adain hinabsank, ohne dagegen anzukämpfen. Sie schwammen zu ihm und zogen ihn nach oben. Der Jäger war bewusstlos, und Timor wurde ganz blass.
„Vater, komm bitte zu dir.“
Adain reagierte nicht, und Leandra sagte: „Wir müssen ihn ans Ufer bringen.“
Nachdem sie ihn ans Land gezogen hatten, fing Timor mit der Beatmung an. Hustend spuckte Adain das Wasser aus und richtete sich auf.
„Ist alles in Ordnung?“, wollte Timor wissen.
„Ja, ja natürlich, wo ist Leura?“
Noch immer war der Geist nirgends zu sehen, und als Leandra nach ihr rufen wollte, hielt Adain ihr den Mund zu.
„Nicht, wer weiß, welche Wesen in unsere Nähe sind? Ihr ist sicher nichts geschehen.“
Die Prinzessin nickte, und Adain ließ sie wieder los. Dann gingen sie zu der Felswand und stellten fest, dass sie viel zu glatt war, um wieder hinaufzuklettern, außerdem fühlte sie sich seltsam an. Fast wie Metall , dachte Leandra.
Adain meinte: „Wenn wir an der Felswand entlang gehen, finden wir vielleicht einen Weg, der uns aus diesem Land hinausführt.“
Stumm wanderten sie weiter nach Westen, und die Sonnenstrahlen, die durch den Nebel drangen, tauchten das Land in glühendes Rot.
Nach einer Weile murmelte Timor: „Wenigstens sind wir noch keiner Kreatur des dunklen Gottes begegnet.“
„Vielleicht, weil es noch Tag ist.“ Kaum hatte Leandra den Satz ausgesprochen, bereute sie ihn. Timor versuchte ihnen Mut zu machen, und den würden sie brauchen. Mut und eine Menge Glück.
Auf einmal begann vor ihnen die Luft zu flimmern, und Leura erschien.
„Habe ich euch endlich gefunden. Den Göttern sei dank, dass ihr den Sturz überlebt habt.“
„Ja, irgendwie hat der Rote Nebel uns gerettet.“
Leandra bemerkte, dass Leura seltsam schimmerte. Nein, sie zitterte.
„Was ist denn? Du bist doch schon tot.“
„Trotzdem habe ich Angst. Wollen wir nicht schnell weiter gehen?“
Gemeinsam setzten sie den Weg fort, bis die Sonne unterging, und sie sich einen Lagerplatz suchten. Adain wollte mit Leura die erste Wache halten, und Leandra und Timor legten sich hin, um sich auszuruhen.
Unruhig wälzte sich Timor auf die andere Seite. Es hatte keinen Sinn. Er konnte nicht einschlafen, deshalb richtete er sich auf und schlang den Umhang eng um die Schultern. Danach warf Timor einen Blick auf Leandra, die anscheinend tief schlief. Immerhin einer von uns findet Ruhe , dachte er.
Adain setzte sich neben ihn und flüsterte: „Schade, dass du nicht daran gedacht hast, ein Kartenspiel von Zuhause mitzunehmen.“
„In dem Moment hatte ich anderes im Kopf, Vater.“
Der Jäger grinste, und Timor erwiderte es. Als Leura zufällig zu Leandra blickte, rief sie entsetzt: „Ihre Seele ist fort!“
„Was?“, fragten Adain und Timor gleichermaßen erschrocken und sprangen auf.
„Keine Zeit für Erklärungen. Ich muss sie finden, bevor ihr etwas geschieht.“
Im nächsten Augenblick war der Geist fort, und Adain und sein Sohn sahen sich verwirrt an. Dann eilten sie zu Leandra und knieten neben ihr. Eigentlich sah die Prinzessin aus, als würde sie tief schlafen, aber sonst war sie immer gleich aufgewacht, wenn man sich ihr näherte.
„Was hat das zu bedeuten?“
„Ich weiß es nicht“, antwortete sein Vater.
„Ich werde versuchen, sie zu wecken.“
„Lass das lieber, vielleicht schadest du ihr damit.“
Hilflos betrachtete Timor Leandras Gesicht, und sein Herz zog sich zusammen. Ihnen blieb also nichts anderes übrig als abzuwarten und zu hoffen, dass Leura Leandra zurückbrachte.
Eine bleiche Gestalt hatte durch ihre Gedanken gespukt, und im Traum versuchte sie zu ergründen, woher die Stimme kam.
„Komm“, lockte sie Leandra.
Die Prinzessin wusste nicht warum, trotzdem folgte sie dem Ruf und sah auf einem Felsen ein menschengroßes Wesen. Es trug einen schwarzen Umhang, und die Kapuze war so tief ins Gesicht gezogen, dass sie nicht erkennen konnte, ob es ein Mensch war. Nein, ein Mensch war es
Weitere Kostenlose Bücher