Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
seine Hände von ihren Schultern.
„Keine Sorge, Bogenschießen, Reiten und Tauchen waren die einzigen Disziplinen, in denen mich Tessa nie schlagen konnte.“
Nach diesen Worten tauchte sie hinab, schwamm in den Tunnel hinein und folgte seinem Verlauf. Auf einmal tanzte Leura auf und ab, dann schwebte sie ganz nach oben. Als Leandra nachsah, was der Geist wollte, entdeckte sie, dass der Gang hier nicht voll Wasser war. Den Göttern sei dank , dachte sie. Viel länger hätte die Prinzessin den Atem nicht anhalten hätte können.
„Leandra, vor uns im Wasser ist etwas.“
Rasch zog sie ihren Dolch und rechnete mit einem Angriff. Was konnte das für ein Wesen sein? Da tauchte der Kopf eines Otters vor ihnen auf, und Leandra steckte erleichtert den Dolch weg.
„Hoffentlich ist der Weg, den du gekommen bist, auch breit genug für uns. Komm, Leura, beeilen wir uns.“
Sie schwamm weiter, und nach einiger Zeit wurde die Decke des Tunnels so tief, dass sie wieder tauchen musste. Auf einmal leuchtete über Leandra ein Licht, und sie folgte ihm. Bald stellte sie fest, dass das Licht nichts anderes als die Sonne gewesen war und sie sich in einem See befand, der von hohen Bäumen umgeben wurde. Die Prinzessin hörte eine Lerche singen und dachte, dass obwohl das Asol-Gebirge rau und unfreundlich war, Menschen trotzdem mit seinen Gefahren fertig werden konnten. Wie ein Schmetterling tanzte Leura um sie herum.
„Oh, Leandra, wir haben den Ausgang gefunden.“
„Lass uns schleunigst zurückkehren und die anderen holen.“
„Ja.“
So schnell Leandra konnte, schwamm sie zurück und hoffte, dass nicht inzwischen schlimmere Wesen aufgetaucht waren.
Es schien bereits eine Ewigkeit vergangen zu sein, seit Leandra verschwunden war, und allmählich machte sich auch Timor Sorgen um sie. Sein Vater murmelte zum unzähligen Male, dass er sie nicht hätte gehen lassen sollen, als die Amazonenprinzessin neben ihnen wieder auftauchte.
„Leandra, geht es dir gut?“
„Selbstverständlich, und wir können nach Hause, weil der Tunnel in einem See auf der anderen Seite des Nebels endet. Zu unserem Glück ist ein Teil des Ganges nicht ganz mit Wasser gefüllt.“
„Das ist ja toll.“
„Folgt mir.“
Timor ließ sich das nicht zweimal sagen, holte tief Luft und tauchte Leandra hinterher. Er war froh, als sie die Luftblase erreichten. Beinahe wären seine Lungen geplatzt. Er warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, wie es Adain ging, aber der war nicht da.
„Wo ist mein Vater?“
„Ich weiß nicht. Ist er uns nicht gefolgt?“
Was war bloß geschehen? fragte Timor sich und schwamm hastig zurück. Beruhigt sah er Adains paddelnde Beine und tauchte fast gleichzeitig mit Leandra auf. Sein Vater hatte die Stirn gegen die Felsen gelehnt.
„Was ist?“
Er reagierte nicht, und Timor berührte ihn vorsichtig.
„Vater, wir müssen verschwinden.“
„Ich kann nicht. Geht alleine.“
„Alleine? Ich würde dich nie hier zurücklassen!“
Adain wandte den Kopf, und in seinen Augen stand nackte Angst.
„Ich kann es wirklich nicht.“
„Warum? Hat dich irgendeine böse Macht in ihren Griff?“
„Eine böse Macht? - Vielleicht kann man Erinnerungen so nennen. Der Sturm kam so plötzlich und zerstörte unser Schiff. Ich kämpfte gegen die Wellen, dennoch die Strömung zog mich nach unten. Fast wäre ich ertrunken, doch dann kam Enos.“ Sein Vater lächelte schwach. „Obwohl er blind war, ergriff er mich und brachte uns nach oben. Um ein Haar wären wir von einer Tür erschlagen worden, die der Sturm aufs Wasser drückte. Wir hielten uns an ihr fest und wurden an die Küste Tehunas getrieben.“
Timor war sprachlos. So lange hatte er gehofft, dass sein Vater ihn etwas über die Reise nach Tehuna erzählte, und nun hatte er die Wahrheit erfahren.
„Hat Enos euch nicht vor dem Sturm gewarnt?“, fragte Leandra.
„Die Göttin des Krieges hat ihn geschickt.“
„Was?“
„Sie hat uns unser Leben gestohlen.“
Verzweifelt presste Adain die Stirn gegen den Felsen.
„Wenn ich unter Wasser bin, sehe ich mich wieder in die Tiefe des Meeres versinken.“
„Vater, du musst deine Angst überwinden. Ohne dich werde ich nicht gehen.“
„Wir werden dich nicht ertrinken lassen.“ Leandra holte das Seil aus der Tasche. „Leider ist der Gang zu schmal, um nebeneinander zu schwimmen, aber vielleicht hilft es dir, wenn einer dich führt.“
„Mach du das, Leandra, ich werde hinter ihm herschwimmen. Was sagst du dazu, Vater?“
Stürmisch riss er
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