Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
hätte sich nach so einem Vorfall schwere Vorwürfe gemacht, und diese hatten Leura dreihundert Jahre gequält.
„Die Vergangenheit kannst du nicht mehr ändern“, sprach Adain. „Du hast nur die Möglichkeit, in der Gegenwart zu handeln. Siehst du nicht ein, dass ohne dich Leandra verloren gewesen wäre? Keiner von uns beiden hätte sie zurückholen können, und wir brauchen dich weiterhin.“
Langsam begriff Leura, worauf sie hinauswollten, und sie wischte die Tränen weg.
„Ich werde mein Bestes geben, um euch zu helfen, aus dem Land der Roten Nebel zu entkommen.“
Zufrieden nickte der Jäger.
„Gut so, kannst du weiter?“
Leura stand auf und sackte wieder zusammen.
„Nein, meine Lebenskraft ist verbraucht.“
„Kannst du als Geist keine absorbieren? Nimm dir etwas von meiner.“
„Vielen Dank, Adain, doch Leandras Licht ist stärker als deins.“
Die Prinzessin wusste nicht so recht, was Leura mit Licht meinte. Alles, was sie spürte, war ein leichtes Kribbeln, während Leuras Umrisse wieder stärker wurden. Danach marschierten die vier Gefährten eilig weiter, und Leandra dachte über die vergangene Nacht nach. Bislang hatte sie keine wirkliche Angst gehabt zu sterben, weil die Priesterinnen lehrten, dass das Totenreich ein wundervoller Ort war. Außerhalb ihres Körpers hatte sich Leandra allerdings keinen Augenblick wohlgefühlt. Sie wandte sich an Leura.
„Wenn das der Tod war, kann ich verstehen, dass so viele Menschen ihn fürchten.“
Die Amazone lächelte.
„Wenn du tot bist, siehst du die Dinge anders. So unwohl, wie du dich gestern in der Geisterwelt gefühlt hast, wirst du dich in der Welt der Lebenden fühlen, wenn dein Dasein endet.“
„Du musst dich sehr verloren fühlen.“
„Ja, und ich glaube, ich wäre verrückt geworden, wenn ich nicht ein paar Mal die Welt gesehen hätte, die da drüben auf mich wartet. Die Geisterwelt der Menschen ist ganz anders als die der Dämonen.“
Sie hörte die Sehnsucht aus der Stimme heraus und war erleichtert. Sie gelangten an einem See, und Leandra sah kurz etwas gelb auf der anderen Seite aufglitzern.
„Wartet“, flüsterte sie und blieb stehen.
Adain und Timor drehten sich um.
„Was ist denn?“
„Da war etwas in der Nähe der großen Felsen.“
„Ich schau mal nach.“ Leura machte sich unsichtbar, und die drei Menschen beobachteten angespannt die gegenüberliegende Uferseite. Als der Geist wieder erschien, sagte er: „Leandra hat recht, da sind fünf Wesen, die sehen fast aus wie-“
„Riesige Katzen“, beendete Timor den Satz, denn die Geschöpfe hatten ihre Deckung verlassen und begannen, um den See zu laufen. So schnell wie sie waren, konnten sie ihnen auf keinen Fall entkommen. Es sei denn …
„Ins Wasser!“, rief Leandra und sprang in den warmen See. Die beiden Männer folgten ihr, und sie schwammen vom Ufer fort. Die Prinzessin wandte den Kopf. Wie erhofft trauten sich die katzenähnlichen Wesen nicht ins Wasser, dafür verteilten sie sich um den See und entblößten ihre Raubtierzähne.
Adain schlug vor, die Felswand zu untersuchen, aber sie stellten fest, dass diese zu glatt zum Hochklettern war. Sie saßen in der Falle.
Timor fragte: „Was sollen wir nun tun?“
Keinem fiel etwas ein, und Leandra lehnte sich an die Felsen und blickte nach oben. Es war bereits nach Mittag, und ihnen blieb nicht mehr viel Zeit. Plötzlich streifte eine kalte Strömung ihren Fuß.
Adain und Timor bemerkten ihren verwunderten Gesichtsausdruck.
„Was ist, Leandra?“
„Vorhin habe ich kurz kaltes Wasser gespürt. Ich sehe mal nach, woher es kommt.“
Leandra tauchte einige Meter hinab und fand in der Felswand einen Tunnel, woraus das kalte Wasser floss. Er war groß genug, um hindurch zu schwimmen. Bevor sie ihn erforschte, musste sie den anderen Bescheid geben. Sie kehrte an die Oberfläche zurück.
„Leandra, hast du etwas entdeckt?“
„Ja, da gibt es einen Gang. Ich werde herausfinden, ob er durch die Felswand führt.“
„Das ist zu gefährlich.“ Adain traten Schweißtropfen auf die Stirn. „Dort ist es so dunkel, dass du dich langsam vorantasten musst. Was ist, wenn dir auf dem Weg die Luft ausgeht?“
„Gegen die Dunkelheit kann ich etwas tun.“ Leura wurde zu einem kleinen Lichtball. „Ich werde dir den Weg leuchten.“
„Danke, das wird mir sehr helfen.“
Adain ergriff Leandra an den Schultern und sie erkannte Besorgnis in seinen Augen.
„Überleg es dir noch einmal.“
Aufmunternd lächelte sie den Jäger an und löste
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