Leandra - Die Amazonenprinzessin (German Edition)
sicher nicht.
„Ja, komm zu mir.“
„Was bist du?“, fragte Leandra. Warum war sie überhaupt seiner Stimme gefolgt?
„Denke nicht darüber nach. Komm.“
Er breitete die Arme aus, und plötzlich begriff die Prinzessin, dass das kein gewöhnlicher Traum war, und sie sich in Lebensgefahr befand. Trotzdem der Zwang zu ihm zu gehen war so stark, dass sie nicht stehen bleiben konnte.
„Bitte lass mich gehen.“
„Dein sehnlichster Wunsch ist es, mit mir zu kommen.“
Nein, das will ich nicht , dachte Leandra und merkte, dass ihre Schritte langsamer wurden.
„Komm mit mir in die Finsternis“, flüsterte die rätselhafte Gestalt, und die Prinzessin näherte sich ihr weiter, dann hörte sie plötzlich in ihren Gedanken eine weitere Stimme.
„Leandra!“
„Hier bin ich, Leura.“
Das Wesen war nur wenige Meter von ihr entfernt, als die tote Amazone zwischen ihnen erschien und sich auf es warf. Mit einem Mal war der Zwang fort, und Leandra sah hilflos den Kampf zu. Sie wünschte sich, sie könnte Leura unterstützen, aber Leandra spürte, dass sie das Wesen auf keinen Fall berühren durfte.
„Verschwinde!“, schrie Leura, und Leandra gehorchte. Sie lief in die Richtung, aus der sie gekommen war. Nach einiger Zeit blieb sie stehen und blickte zurück. Weder von Leura noch von der seltsamen Gestalt war etwas zu sehen. Sie wusste nicht, wohin sie sich wenden sollte, denn in ihrer Nähe war keine Felswand. Wie konnte sie das Lager wieder finden? Auf einmal spürte Leandra einen leichten Zug, und ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Inneren aus. Leandra wusste, dass sie dieser Empfindung vertrauen konnte, und ließ sich von ihr leiten. Dadurch fand sie die Felswand und wenig später auch das Lager.
Besorgt sahen Adain und Timor auf ihren Körper hinab. Ihren Körper? Sie kniete neben ihm, und es war seltsam, an zwei Orten gleichzeitig zu sein. Was hatte das Wesen mit ihr gemacht? War Leandra vielleicht schon tot? Was sollte aus ihr werden, wo sie noch keinem Gott die Treue geschworen hatte? Man sagte zwar, dass Rhea sich aller hilflosen Seelen annahm, doch warum sollte die gütige Göttin hier nach einer suchen? Panik stieg in ihr hoch und schmerzte wie verzehrendes Feuer. Leandra unterdrückte einen Schrei, und im nächsten Moment schlug sie die Augen auf. Ihr Atem ging stoßweise, als wäre sie stundenlang gerannt. Über sich sah Leandra die Gesichter ihrer Gefährten und begriff, dass sie wieder in ihrem Körper war.
„Den Göttern sei dank, du bist zurück“, flüsterte Timor, und rein impulsiv umarmte sie ihn.
„Bist du irgendwie verletzt?“
Sie ließ ihn los.
„Nein, Leura kam mir zu Hilfe. Hoffentlich geht es ihr gut.“
Adain fragte: „Was ist eigentlich passiert?“
Nachdem Leandra es erzählte hatte, schwiegen sie eine Zeit lang und bemerkten kaum, dass die Sonne aufging.
Der Jäger rührte sich als Erstes.
„Anscheinend ist es gefährlich, in diesem Land zu schlafen, das dem Tode näher ist als dem Leben.“
„Wir müssen so schnell wie möglich von hier fort“, sagte Timor, und sie konnte nur nicken.
„Bist du in Ordnung, Leandra?“ Leura erschien vor ihnen und trat einen Schritt auf sie zu, dabei taumelte sie und stürzte. Der Geist stand nicht wieder auf, und sie kamen zu ihm.
„Das fragst du mich? Was ist mir dir? Können wir etwas für dich tun?“
„Es war sehr anstrengend, gegen dieses Wesen zu kämpfen und dann vor ihm wegzulaufen. Als der Tag anbrach, hörte es auf mich zu verfolgen.“ Sie musterte Leandra, und ihr traten Tränen in die Augen. „Ja, du bist ganz in deinen Körper zurückkehrt. Ich dachte schon, dass noch einmal wegen mir Menschen sterben.“
Die tote Amazone fing an zu weinen, und erschreckt erkannte Leandra, dass ihre Umrisse verschwammen.
„Leura, du wirst immer blasser.“
„Vielleicht verdiene ich das.“
„Was redest du da für einen Unsinn?“
„Wir brauchen dich, Leura“, sagte Timor, und Adain nickte.
„Versteht ihr nicht? Ich habe wieder versagt!“
„Du hast Leandra gerettet.“
„Wer weiß, was dieses Wesen kann und wie weit es weg ist? Vielleicht stehen wir ihm bald gegenüber.“ Sie senkte den Kopf. „Wenn ich es sofort bemerkt hätte, wäre nichts geschehen. Also ist es meine Schuld.“
„Was ist im Krieg gegen die Trolle passiert?“, fragte Leandra, und Leura sah sie traurig an.
„Ich war einem Spähtrupp zugeteilt, aber ich schlief während der Wache ein, sodass die Trolle über uns herfallen und uns ermorden konnten.“
Jede Amazone
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