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Leaving Paradise (German Edition)

Leaving Paradise (German Edition)

Titel: Leaving Paradise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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es mir erspart bleibt, das Mumu anzuziehen.
    Caleb wendet mir den Rücken zu, als ich nach draußen komme. Gut. Ich nehme eine Tüte mit Blumenzwiebeln und setze mich langsam und vorsichtig auf den Rasen. Mit einer kleinen Schaufel in der Hand beginne ich zu graben.
    »Denk daran, Margaret. Zwölf Zentimeter tief«, sagt Mrs Reynolds hinter mir und beugt sich über meine Schulter, um meine Arbeit zu begutachten.
    »Verstanden, zwölf Zentimeter.«
    »Und achte darauf, dass du die Zwiebeln mit der richtigen Seite nach oben in die Kuhle legst.«
    »Okay«, erwidere ich.
    »Und streue sie gleichmäßig. Lege kein Muster mit ihnen, sonst sieht es nachher komisch aus.«
    Die alte Dame nimmt sich einen Gartenstuhl und stellt ihn direkt neben mir hin, damit sie meine Arbeit überwachen kann.
    »Wieso beaufsichtigen Sie nicht lieber ihn?«, frage ich und zeige auf Caleb, der sich ein paar Bretter genommen hat und sie irgendwie zu sortieren scheint.
    »Er macht seine Sache gut. Außerdem weiß ich nicht das Geringste darüber, wie man einen Pavillon baut.«
    Ich grabe drei Löcher, forme sorgfältig ein Bett aus weicher Erde für die Zwiebeln und setze sie in die Löcher. Dann rutsche ich ein Stück weiter, um noch mehr zu pflanzen. Nach einer Weile schläft Mrs Reynolds in ihrem Gartenstuhl ein. Das passiert ihr mindestens einmal pro Tag und wenn ich ihr dann erzähle, sie habe eine Stunde lang gedöst, weist sie das empört von sich. Es überrascht mich, dass sie bei Calebs lautem Gehämmer überhaupt schlafen kann, aber andererseits ist sie stocktaub, wie sie nicht müde wird zu betonen.
    Ich werfe Caleb einen Blick zu. Er arbeitet schnell, er hat bereits damit begonnen, Holzdielen zusammenzunageln, als baue er tagtäglich einen Pavillon. Sein T-Shirt ist an Achseln, Brust und Rücken klitschnass vor Schweiß. Und es stört ihn offenbar nicht, dass eine meiner Bedingungen war, wir sollten einander ignorieren. Er bekommt das mit dem Ignorieren fantastisch hin. Ich glaube, er hat nicht ein Mal in meine Richtung geguckt.
    Aber jetzt hört er auf zu hämmern. Und er wendet mir immer noch den Rücken zu, als er brüllt: »Könntest du bitte damit aufhören, mich anzustarren?«

 
    23 Caleb
    Du ignorierst mich und ich ignoriere dich. Genau wie alle anderen Mädchen in meinem Leben versucht Maggie, mich zu kontrollieren. Ich habe die Spielchen satt, ich habe es satt, mich wie ein Mistkerl zu fühlen. Und vor allem habe ich es satt, angestarrt zu werden, weil ich im Gefängnis war.
    Ich weiß, dass sie mich anstarrt. Ich spüre, wie sich ihre Blicke wie winzige Nadelstiche in meinen Rücken bohren. Aus lauter Frust hämmere ich den nächsten Nagel härter in das Kantholz, als ich es normalerweise tun würde, und haue mir dabei mit dem Hammer auf den Zeigefinger.
    Ich funkle Maggie aufgebracht an.
    Das Mädchen sitzt in einem zerrissenen, fleckigen Overall auf der Erde. »Ich … ich habe dich nicht angestarrt«, stottert sie.
    »Na klar hast du das«, belle ich zurück. Ich breite die Arme weit aus. »Du willst den Exknacki angaffen? Nur zu! Aber beantworte mir eine Frage, okay? Gefällt es dir etwa, wenn die Leute dich anstarren, wenn du durch die Gegend hinkst, als würdest du jeden Moment das Gleichgewicht verlieren und auf dem Allerwertesten landen?«
    Maggie holt erschrocken Luft, dann legt sie eine Hand über Mund und Nase und humpelt ins Haus.
    Oh, verdammt.
    Mein Finger hämmert, mein Kopf pocht und ich habe ein verkrüppeltes Mädchen beleidigt – ein Mädchen, das ich zum Krüppel gemacht habe. Ich sollte auf der Stelle zur Hölle fahren, denn der Handel mit dem Teufel ist wahrscheinlich sowieso längst beschlossene Sache.
    Mrs Reynolds hat keinen Schimmer, was hier gerade abgeht. Ihr ist der Kopf auf die Brust gesunken und sie schnarcht in ihrem Gartenstuhl vor sich hin.
    Ich werfe den Hammer beiseite und gehe ins Haus, um Maggie zu suchen. Aus der Küche dringen schniefende Geräusche. Maggie steht an der Anrichte, sie holt Gemüse aus dem Kühlschrank. Dann nimmt sie ein Schneidebrett und beginnt das Gemüse mit einem großen Schlachtermesser klein zu hacken.
    »Es tut mir leid«, sage ich. »Ich hätte das nicht sagen sollen.«
    »Schon okay.«
    »Offenbar ist es das nicht, sonst würdest du nicht weinen.«
    »Ich weine nicht.«
    Ich lehne mich mit der Hüfte an die Anrichte. »Dir laufen Tränen übers Gesicht.« Ich sehe sie so klar wie nur was.
    Sie nimmt eine Zwiebel und hält sie mir entgegen. »Meine Augen

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