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Leaving Paradise (German Edition)

Leaving Paradise (German Edition)

Titel: Leaving Paradise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Vic. »Ich schlage vor, du triffst deinen Freund lieber in seinem Sandkasten oder ich werde deine Eltern mit ins Spiel bringen müssen, klar?«
    Jetzt wäre es langsam Zeit, dem Cop die Wahrheit zu sagen: dass ich auf Anweisung des Departement of Corrections von Illinois, Abteilung Jugendstrafvollzug, in Hampton bin. Aber das mache ich nicht.
    »Klar«, sagt Vic.
    Der Officer steigt wieder in seinen Streifenwagen und befiehlt Vic und seinen Freunden weiterzufahren. Er folgt Vics Auto. Ich sehe ihnen hinterher, bis beide Wagen außer Sichtweite sind.
    Als ich mich nach meinem Rucksack umsehe, wird mir rasch klar, dass er verschwunden ist. Wahrscheinlich hat einer von Vics Leuten ihn sich gekrallt. Aber das ist das Geringste meiner Probleme.
    Mein Kiefer fängt an, gegen Vics Schlag zu protestieren, und ich hebe die Hand ans Gesicht, um zu fühlen, ob ich blute. Als ich das mache, kommt Maggie aus ihrem Versteck.
    Unsere Blicke treffen sich.
    Der Bus nach Paradise kommt rumpelnd die Straße entlang und wir steigen beide ein. Ich setze mich auf meinen üblichen Platz ganz weit hinten und sie folgt mir und setzt sich neben mich. Ich bin überrascht, bis mir auffällt, wie stark ihre Hände zittern.
    Sie hat Angst.
    Es ist verrückt und seltsam nach allem, was passiert ist, aber sie fühlt sich in diesem Augenblick sicher bei mir. Ich wage nicht, sie zu berühren, denn damit würde ich dem hier mehr Bedeutung beimessen, als es hat. Und ich weiß, dieses … dieses Gefühl von Freundschaft ist bloß eine vorübergehende, flüchtige Sache. Was mich zu Tode ängstigt, ist, dass irgendein Teil meines Hirns beschlossen hat, die unbedeutende Tatsache, dass Maggie sich neben mich gesetzt hat, verleihe mir irgendeine Form von Macht, alles wieder in Ordnung zu bringen, was in meinem Leben falsch gelaufen ist.
    Was es umso bedeutender macht.

 
    24 Maggie
    Heute in der Schule habe ich Caleb gesehen. Die Gerüchteküche über die Prellungen in seinem Gesicht brodelt.
    Keins der Gerüchte stimmt.
    Nach der Schule steige ich in den Bus zu Mrs Reynolds. Ich gehe den Gang bis zu Calebs Platz entlang und setze mich neben ihn, so wie gestern. Er hält den Kopf gesenkt.
    Doch dieses Mal läuft er nicht hinter mir her, nachdem wir aus dem Bus gestiegen sind. Wir gehen Seite an Seite zu Mrs Reynolds’ Haus, als herrsche ein unausgesprochenes Einvernehmen zwischen uns. Ich bin die Einzige (abgesehen von Vic und seinen Schlägerfreunden), die weiß, woher Caleb seine Blutergüsse hat. Der Kampf gestern hat mir Angst gemacht. Hat Caleb sich auf die Prügelei eingelassen, weil Vic mich beleidigt hat? Was auch immer der Grund dafür war, es hieß wir gegen sie . Caleb und ich waren im selben Team und wir hatten nicht die geringste Chance, den Kampf zu gewinnen.
    Deswegen bin ich hinter einen Baum gerannt und habe von meinem Handy aus die 911 gewählt. Um ihn/uns zu beschützen, denn er hätte es nie im Leben geschafft, ganz allein mit drei Typen fertigzuwerden, und Gott weiß, meine arme Schultasche war am Ende. Ich konnte Prügeleien sowieso noch nie ausstehen. Der Kampf ist vorbei, aber seine Folgen sind noch immer spürbar.
    Und nun steht uns ein weiterer Tag bei Mrs Reynolds bevor, unter deren Dach wir zusammen arbeiten, andererseits aber auch wieder nicht.
    Caleb hält sich immer noch an meine Bedingungen: Er redet nicht mit mir, während er an dem Pavillon arbeitet, und ich pflanze weitere Narzissen.
    Ich summe Lieder bei der Arbeit. Manchmal summt Mrs Reynolds mit, bis sie beginnt Worte zur Melodie zu schmettern, und zwar so laut, dass ich aufhöre zu arbeiten, und mir die Augen über diese alte Dame reibe, die sich nicht darum schert, was andere von ihr denken. Es ist wirklich verblüffend.
    Als Mrs Reynolds eindöst, gehe ich ins Haus und gieße mir ein Glas Wasser ein. Ehe ich die Küche verlasse, schütte ich auch Caleb eins ein. Schweigend stelle ich es neben ihn auf eine der Holzplanken.
    Als ich ins Haus zurückkehre, um einen kleinen Imbiss vorzubereiten, fällt mir ein, dass ich letzte Woche den Plätzchenteller auf dem Dachboden vergessen habe. Ich gehe die Treppe bis zum Speicher hinauf, wo ich den Teller von der Truhe nehme.
    Die Tür fällt hinter mir zu und ich stoße einen erschrockenen Schrei aus. Caleb steht neben mir auf dem Dachboden, das Wasserglas in der Hand. »Oh, mein Gott!«
    »Ich werde dir nichts tun, Maggie. Ich wollte dir nur für das Wasser danken und … na ja, mir ist klar, dass es nicht leicht für dich

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