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Leaving Paradise (German Edition)

Leaving Paradise (German Edition)

Titel: Leaving Paradise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Elkeles
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Wand, als wäre das Stillleben einer Obstschale das Faszinierendste, was ich je gesehen habe.
    »Margaret, erinnerst du dich, wie du zu mir gesagt hast, ich sollte mir einen Pavillon bauen lassen?«
    »Ja«, erwidere ich zurückhaltend.
    Mrs Reynolds reckt das Kinn in die Höhe. »Nun, Caleb wird mir helfen, diesen Traum wahr werden zu lassen. Es wird sicherlich einige Wochen dauern, aber …«
    Einige Wochen? »Wenn er bleibt, kündige ich«, stoße ich hervor. Einige Wochen ?
    Ich höre es klappern, als Calebs Gabel auf den Teller fällt, dann steht er auf und stürmt aus dem Raum.
    Mrs Reynolds stützt ihr Gesicht in beide Hände und sagt: »Margaret, was soll dieser Unsinn, dass du kündigen willst? Aus welchem Grund?«
    »Ich kann nicht mit ihm arbeiten, Mrs Reynolds. Er hat mir das angetan«, sage ich schluchzend.
    »Was angetan, Kind?«
    »Ich war im Gefängnis, weil ich betrunken Auto gefahren bin und Maggie angefahren habe«, sagt Caleb, der plötzlich wieder in der Tür steht.
    Mrs Reynolds schnalzt missbilligend mit der Zunge, dann sagt sie: »Jetzt sitzen wir in der Patsche, was?«
    Ich sehe sie verzweifelt an. »Bitte machen Sie, dass er geht.«
    Es sieht ganz danach aus, als würde sie meinem Wunsch Folge leisten. Sie wird Caleb anweisen, ihr Haus zu verlassen.
    Mrs Reynolds geht zu Caleb und sagt: »Sie müssen verstehen, dass meine erste Sorge Margaret gilt. Ich werde im Seniorenzentrum anrufen und sie bitten, Kontakt zu demjenigen aufzunehmen, der Sie für die Sozialstunden einteilt.«
    »Bitte, Mrs Reynolds«, sagt Caleb zu ihr, seine Stimme klingt flehend. »Ich möchte nur diesen Job hier machen und danach einfach … wieder frei sein.«
    Mrs Reynolds blickt zurück zu mir, ihre weisen Augen sagen mehr als tausend Worte. Vergib ihm.
    Ich kann ihm nicht vergeben. Ich habe es versucht. Wenn er versehentlich die Kontrolle über seinen Wagen verloren und mich angefahren hätte, wäre es verzeihlich gewesen. Aber ich weiß nicht, ob der Unfall aus Versehen geschehen ist. Gott, tief in meinem Herzen kann ich nicht glauben, dass er mich absichtlich mit dem Auto angefahren hat. Aber zu viele Fragen sind immer noch unbeantwortet.
    Fragen, von denen ich mir wünsche, dass sie unbeantwortet bleiben.
    Sie haben gesagt, er habe mich auf der Straße liegen lassen wie ein Tier. Das ist unverzeihlich. Ich weiß nicht, ob ich je darüber hinwegkommen werde. Denn es erinnert mich zu sehr an das, was mein Vater getan hat. Er hat mich verlassen, ohne je einen Blick zurückzuwerfen. Und schlimmer noch, Caleb hat mir die eine Chance genommen, die ich hatte, um meinen Dad zu beeindrucken. Ich schiebe mich an Caleb vorbei und wende mich Richtung Dachboden. Einen Ort, wo es dunkel und einsam ist und ich allein sein kann. Ich denke nicht mal mehr an Schwarze-Witwen-Spinnen, als ich die Speichertür öffne und hineinhinke.
    Mein Gott, früher betete ich den Boden an, auf dem Caleb wandelte. Er war groß, sah gut aus … und er gehörte klar zu den beliebten Leuten, während Leah und ich jederzeit in die Bedeutungslosigkeit hätten abrutschen können. Und als wäre das noch nicht genug, schien ihm nichts etwas anhaben zu können. Vielleicht lag es daran, dass Typen wie er stets bekommen, was sie wollen. Sie müssen nie hart um etwas kämpfen. Vielleicht bin ich im Grunde meines Herzens froh, dass er gerade so eine schwere Zeit durchmacht. Und im Grunde meines Herzens weiß ich auch, wie selbstsüchtig es ist, so zu denken. Ich sollte mich nicht am Unglück von jemand anderem erfreuen.
    Aber wie heißt es noch gleich? Keiner ist mit seinem Schmerz gern allein. Und ich leide Schmerzen, innerlich wie äußerlich. Da ist es doch nur fair, wenn die Person, die mit mir leidet, der Junge ist, der dafür gesorgt hat, dass es mir so mies geht.
    Mrs Reynolds ist mir hinterhergekommen, das verrät mir der puderige Duft, der sie stets umgibt.
    »Da hast du dir ja ein interessantes Versteck ausgesucht. Ich dachte, du hättest Angst vor Spinnen.«
    »Die habe ich auch, aber im Dunkeln kann ich sie nicht sehen. Ist er weg?«, frage ich hoffnungsvoll.
    Sie schüttelt den Kopf. »Wir müssen uns unterhalten.«
    »Muss ich wirklich?«
    »Lass es mich so sagen: Du wirst diesen Speicher nicht verlassen, bis du mich angehört hast.«
    Geschlagen hocke ich mich auf eine der Truhen. »Ich höre.«
    »Gut.« Sie nimmt auf dem Stuhl Platz, der noch immer hier oben steht. »Ich hatte eine Schwester«, sagt sie. »Ihr Name war Lottie. Sie war jünger

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