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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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Reduktion auf das Wesentliche und sich in der Kunst des Weglassens zu üben. Das wären wichtige Schritte, um aus dem Homo demens wieder einen Homo sapiens zu machen und dieser Bezeichnung auch gerecht zu werden.
    Ich kann einen Holzwagen, also einen Raum mit 28 Quadratmetern, ohne großen Aufwand autark versorgen, ein Haus mit 250 Quadratmetern hingegen nicht mehr. In letzter Konsequenz könnten wir – meine Frau und ich – unser Haus zur Gänze verlassen und ausschließlich im Wagen leben. Ich habe jetzt die Möglichkeit, zu sagen: „Ich packe meine Sachen und ich bin weg“. Ich bin zu diesem Schritt bereit und meine Frau ebenfalls.
    Mehr Windkraft, zusätzliche Sonnenkraftwerke – das ist alles sehr schön und es sind gute Wege, die aber nichts an dem Problem ändern, dass wir einfach zu viel Energie verprassen. Wir wollen nicht so weitermachen wie bisher. Wir wollen immer alles und das am liebsten so schnell wie möglich. Bloß soll es der Umwelt nicht mehr schaden. Wenn wir unseren Lebensstil wirklich ändern möchten, dürfen wir uns nicht die Frage stellen: „Wie viele Sonnenkraftwerke müssen wir noch zusätzlich bauen und wie vieleWindräder müssen wir noch aufstellen, damit wir unseren derzeitigen Energieverbrauch halten können?“ Stattdessen müssen wir den Verbrauch rigoros eindämmen. Wir müssen Dinge weglassen, damit wir keine zusätzlichen Windräder bauen müssen und keine zusätzlichen Sonnenkraftwerke. „Green Economy“ – das klingt gut, bedeutet aber letztendlich, dass weiterhin unter dem grünen Deckmantel Rohstoffe geplündert werden.
    Clemens G. Arvay: Dieses Problem ist systemimmanent. Es geht immer nur darum, den maximalen Profit herauszuholen, das maximale Wirtschaftswachstum. Greenwash ist die neue Unternehmensstrategie, weil man sich gerne ein reines Gewissen erkauft. Die Produkte sind jetzt alle grün, oder besser gesagt: Sie sind pseudogrün. Das eigentliche Problem ist aber, dass wir zu viel Unnötiges produzieren und vermarkten, was unter großem Druck und Aufwand durch Marketing geschieht. Man will den Leuten weiterhin einreden, dieses oder jenes zu benötigen und verhökert ihnen gleich das gute, grüne Gewissen mit dazu.
    Roland Düringer: Leider ja. Das sehe ich auch so. Es wird wieder und wieder etwas Neues gebaut. Noch mehr Produkte werden auf den Markt geworfen. Natürlich ist vieles in der „Green Economy“ gut gemeint, aber nicht zu Ende gedacht. Daher sollten wir die Dinge nun selbst in die Hand nehmen und jeder Einzelne in den Ländern des Überflusses müsste seinen eigenen Lebensstil Schritt für Schritt so ändern, dass der Raubbau und die Ausbeutung in der sogenannten „Dritten Welt“ endlich ein Ende finden. Ein reduziertes Leben – das weiß ich aus eigener Erfahrung – ist qualitativ hochwertiger als ein Lebensstil der Verschwendung und des Überflusses, und man begreift viel besser, was es eigentlich bedeutet „zu leben“. Wir sind dann mit unserem Boden, mit der Erde, verwurzelt und könnender Natur, die uns nährt, die Wertschätzung entgegenbringen, die sie verdient hat.
    Bei jedem Ding, das wir uns anschaffen möchten, sollten wir zuerst gründlich fragen: „Was ist das, woher kommt es, und wie viel Energie wurde verbraucht, damit dieses Ding hier im Laden stehen kann? Und: Brauche ich das wirklich?“ Dann würden wir in vielen Fällen andere Entscheidungen treffen. Solange wir diese Denkweise nicht in unsere Köpfe lassen, wird sich relativ wenig auf dem Planeten ändern. Und wenn wir die Dinge nicht ändern, dann werden sie sich von selbst ändern, weil das Maß irgendwann voll und das Spiel vorbei sein wird. Allerspätestens dann heißt es für jeden einzelnen von uns: „Leb wohl, Schlaraffenland!“
    Das Schlaraffenland wird wie ein Kartenhaus zusammenbrechen und wir werden auf uns selbst zurückgeworfen sein. Ich hoffe insgeheim mit Blick auf unsere Kinder und Enkel, dass es so kommen wird. Ich glaube aber auch, dass bis dahin einige sehr – wirklich sehr! – schwierige Phasen auf uns zukommen werden. Wir werden letztendlich für unseren Lebensstil im Überfluss bezahlen. Es wird zunächst zu noch mehr Fremdbestimmung kommen, da die wirtschaftlichen und politischen Institutionen natürlich alles daran setzen werden, zu verhindern, dass die Menschen wieder echte Eigenverantwortung übernehmen. Es wird noch mehr Regeln geben, noch mehr Überwachung. Der persönliche Freiraum wird immer kleiner werden, bis es für uns alle zu

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