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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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des Bewusstseins von den schwierig zu lösenden 11 . „Easy“ sind in diesem Fall die sensorischen und motorischen Fähigkeiten wie Sehen, Hören oder auch das Reagieren und die Bewegung. Das „hard problem“ betrifft aber all jene Phänomene, die Philosophen als „Qualia“ bezeichnen. Das sind die qualitativen Wahrnehmungen. Wir sehen zum Beispiel nicht nur eine Farbe, sondern wir erfahren sie. Wir wissen, wie es ist, die Farbe zu sehen, wie es ist, Musik zu hören und so weiter. Diese Innenperspektive, also der individuelle, nur von dem jeweiligen Wesen erfahrbare und sich durch sein Leben ziehende Bewusstseinsstrom mit der qualitativen Wahrnehmung, lässt sich auf neurobiologischer Ebene nicht erklären. Warum bines ich, der spricht? Weshalb bist es du, der handelt? „Es“ spricht und handelt nicht in uns, sondern wir sind diejenigen, die das tun. Und wir benutzen unser Gehirn dafür – eine Art „Denkmaschine“.
    Roland Düringer: Wahrscheinlich haben beide recht, die strengen Neurowissenschaftler ebenso wie die Philosophen und Psychologen. Es hatten früher auch diejenigen recht, die sagten, die Erde sei flach. Sie hatten „recht“, weil es damals alle glaubten. Als Wahrheit gilt ja oft das, was die Mehrheit glaubt.
    Im Falle der Bewusstseinsfrage kann man nun sagen: „Wir wissen es nicht“. Oder man kann sagen: „Beide Seiten haben recht“. Auch Leute, die meinen, ich hätte einen kompletten Schuss mit meinem momentanen Lebensstil und meinen Kugeln im Bart, haben recht: „Der Düringer spinnt jetzt total, der lebt ja jetzt im Wald als Einsiedler“. Sie haben recht, obwohl wir ja beide wissen, dass ich nicht als Einsiedler im Wald lebe. Und die, die mich wissen lassen: „Ich finde super, was Sie tun, und dass Sie Dinge nun anders machen möchten“, die haben auch recht. Beide Wahrnehmungen sind jeweils ihre persönlichen, basierend auf Informationen, die in ihrem Datenspeicher, also im Gehirn, abgespeichert sind. Es sind Informationen, die in uns eindringen und dann so etwas wie „Gewissheit“ in uns erzeugen – unsere persönliche Gewissheit. Woher diese Informationen kommen, hinterfragen wir nicht. Ist es nicht so, dass ein beträchtlicher Teil unserer Gedanken – und die daraus resultierenden Worte – in nur wenigen Fällen auf eigenen Erfahrungen beruhen, sondern nichts anderes sind als das Wiederkäuen fremder Meinungen?
    Auch in unserem Gespräch ist es doch so. Wir sollten, wenn unser Gespräch einmal niedergeschrieben ist, überprüfen, wie viele unserer Aussagen auf eigenen Erfahrungen beruhen und wie viel davon im besten Fall wiedergekäute fremde Erfahrungen sind. Imschlechteren Fall: Nachgeplappere von Nachgeplappere von Nachgeplappere, aus dem wir uns unsere Meinungen und damit unsere Wahrheiten, die möglicherweise nur Halbwahrheiten sind, bilden. Sobald eine Meinung mit unserer Programmierung – also mit unserem Weltbild – kompatibel ist, sind wir gerne bereit, sie zur eigenen Meinung werden zu lassen. Wissen ist, so denke ich, doch etwas Relatives.
    Ich halte es übrigens für möglich, dass unser Bewusstsein nicht nur in uns ist, sondern auch außerhalb von uns. Auch das ist eine Meinung, mit der ich gut leben kann. (lacht)
    Das Thema „Bewusstsein“ erinnert mich jedenfalls wieder an die Lebensenergie, über die wir vorhin gesprochen haben. Wenn die Lebensenergie, die wir an und in uns spüren und beobachten können, schwindet, dann stirbt das Wesen und verändert sich. Es zerfällt der Körper unter Mithilfe unzähliger Mikroorganismen. Wenn mich jemand fragt: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“, so kann ich sagen: „Ja!“ Es steht außer Frage, dass es auch nach unserem Tod noch Leben gibt, denn sogar unsere Körper „leben“ nach dem Tod weiter. Mikroorganismen beginnen, uns zu zerlegen und uns wieder zu unserem Ursprung, zur Erde, zurückzuführen.
    Clemens G. Arvay: Wenn Menschen fragen: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“, so meinen die meisten vermutlich: „Gibt es mich nach meinem Tod?“ Es erscheint nicht als befriedigend, zu wissen, dass es „das Leben“ nach unserem individuellen Tod noch gibt, dass unsere Kinder und Kindeskinder weiterleben werden, sich die Welt weiterdrehen wird und dass aus unseren organischen Überresten neue Lebewesen geformt werden. Auch die Tatsache, dass man uns in Erinnerung behalten wird, dass man über uns sprechen und von uns erzählen wird, tröstet nicht unbedingt über die Vorstellung des eigenen, des

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