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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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des Computers als punktgenau und treffsicher.
    Hierbei war ich fasziniert von dem Potenzial der Elektronik, eben weil mir das Phänomen nicht begreiflich war und ich mit der Sichtweise des Mechanikers, der ich bin, keine Erklärung fand.
    Es ist für mich auch nicht begreifbar, weshalb so ein kleiner Kasten wie ein Laptop oder ein Mobiltelefon Filme und Musik abspielen kann, und wir uns auf der ganzen Welt damit ins Internet einloggen können. Es steckt schon ein gewisser Zauber in der Elektronik, die uns Menschen fasziniert und begeistert, dadurch übt sie diese Faszination auf uns aus und wir kippen sehr leicht in diese Dinge hinein. Es ist mir auch unverständlich, wie diese kleinen Filmkameras, mit denen wir in diesem Moment unser Gespräch aufzeichnen, so gestochen scharfe Bilder produzieren können. Vor zwanzig Jahren hätte man dazu noch riesengroße Geräte und starke Beleuchtung benötigt. Heute kauft man das Equipment dazu um relativ wenig Geld, obwohl es mehr kann als früher. Dies wirkt aber auf mich auch etwas beängstigend. Wenn du etwas nicht verstehst, wenn du also das Warum nicht erkennen kannst, sondern nur das Ergebnis siehst, dann kann es passieren, dass die Technologie in deiner Wahrnehmung etwas Göttliches erhält. Genauso hatten früher Blitz und Donner für die Menschen etwas mit Göttern zu tun. Man konnte sich nicht erklären, was da am Himmel vor sich ging.
    Prinzipiell wäre es also besser, wir würden uns – wenn wir technische Geräte benutzen, in denen immer ein Geist wohnt, nämlich der Geist des Erfinders – mit der Funktionsweise auseinandersetzen. Auch beim Motorradfahren hilft es sehr, die Funktionsweise des Motorrads zu verstehen. Wenn du das Fahrzeug zerlegst, wenn du jedes einzelne Teil da drinnen kennst und weißt, welche Aufgabe es erfüllt, dann verstehst du auch, warum das Motorrad gelegentlich Dinge tut, die es nicht tun sollte. Du kannst dich dann hineinfühlen, weil du es verstehst und die mechanischen Vorgänge visualisieren kannst. Du stellst dir vor, wie im Vergaser der Schieber hinaufgeht – langsam – und wie sich die Düsennadel aus der Düse praktisch heraushebt und dadurch mehr Sprit in das Saugrohr des Vergasers gelangen lässt. Auf der anderen Seite strömt durch dieSaugwirkung des Motors das Luft-Benzin-Gemisch in zerstäubter Form in den Verbrennungsraum und wird gezündet. Wenn du diese Vorgänge in deiner Vorstellung ablaufen siehst, dann verstehst du, weshalb ein Motor bei einer gewissen Drehzahl zu ruckeln beginnt. Er wird „zu fett“ oder „zu mager“.
    Benutzt du hingegen ein Motorrad und hast keine Ahnung von dem, was darin vor sich geht, welche Aufgabe das Fahrwerk, also die Einstellung der Federelemente, aber auch so etwas Banales wie der richtige Reifendruck, hat, so bringst du dich damit in Gefahr. Bei Autos ist das nicht so schlimm, denn die sind mittlerweile idiotensicher. Tritt auf die Bremse, und der Wagen bleibt dank Elektronik stehen. Wenn du aber bei einem Motorrad zu stark bremst, vielleicht sogar noch in Schräglage, dann lernst du, was es mit dem Aufstellmoment auf sich hat, und siehst der Botanik, oder noch schlimmer, dem Gegenverkehr in die Augen.
    Im Umgang mit Tieren ist es sehr ähnlich. Wenn ich mit Tieren lebe, mit einem Pferd zum Beispiel oder mit einem Hund, dann muss ich das Wesen des Tieres verstehen. Damit haben viele Menschen ein großes Problem. Sie glauben, der Hund funktioniere wie sie selbst und verstehe immer, was man ihm sagt. Wenn ich in eine Richtung zeige und rufe: „Dort ist der Ball!“, wird der Hund nicht auf den Ball blicken, sondern einfach nur auf meinen Finger.
    Wenn ich Pferde nicht verstehe, kann ich mich höchstens als Hobbyreiter draufsetzen, mich von dem Tier umhertragen lassen und mich darüber wundern, dass das Pferd manchmal scheinbar grundlos stehenbleibt, dann wieder schneller wird. Verstehe ich aber sein Wesen, so komme ich damit leicht zurecht und kann mit dem Pferd kommunizieren, kann mich in es einfühlen.
    Etwas nicht in dessen Wesen zu verstehen, bedeutet, von der Gunst dieses Gegenübers abhängig zu sein. Und das macht Angst. Darum habe ich vor Pferden und elektronischen Systemen Angst.

    In seinem Kinofilm „Die Viertelliterklasse“ spielte Roland Düringer gleich alle vier Hauptrollen. Herr Zorn, einer dieser Charaktere, erwägt, gegen den Hersteller seines Handys, das einfach nicht gehorcht, Amok zu laufen. Nachts an einer Bushaltestelle sitzend und unschlüssig darüber,

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