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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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viel mit Eigenverantwortung zu tun. Natürlich nicht nur, denn Unglücksfälle oder Schicksalsschläge können passieren, darin besteht kein Zweifel. In der Regel kann man aber selbst sehr viel zum eigenen körperlichen Wohlbefinden beitragen.
    In einer Studie, die ich gelesen habe, wurde einmal gefragt: „Wer ist Ihrer Meinung nach für Ihre Gesundheit verantwortlich?“ 52 Prozent der Befragten kreuzten an: „Die Sozialversicherung“. 26 Prozent sagten: „Der Arzt“. Die wenigsten meinten, sie selbst seien für ihre Gesundheit verantwortlich. Das ist grotesk.
    Beim Erlangen oder Bewahren körperlicher Fähigkeiten hilft das mechanische Denken sehr. Unsere Körper sind zwar etwas Lebendiges und Beseeltes, haben aber auch eine biomechanische Komponente. Wir haben Gelenke, eine Gelenksschmiere wie Öl, eine Zentralpumpe, die alles versorgt. Unser Herz schlägt von alleine und wird nicht über das Gehirn gesteuert, sondern über das vegetative Nervensystem. Wir verfügen über ein Entgiftungssystem, nämlich das Lymphsystem. Wir sind also auch mechanische Wesen. Wenn man dann Mechanik versteht, begreift man auch, wie der Körper funktioniert. Ein Elektroniker versteht womöglich nur das Gehirn. (lacht)

Leben und Sterben
    Clemens G. Arvay: Im 18. Jahrhundert herrschte ein streng mechanisches Bild des menschlichen Körpers vor. Das war die Zeit derfrühen Industrialisierung, der Zahnräder und der Hebel. Gemäß des damaligen Standes der Technik erklärte man sich den menschlichen Körper als durch und durch mechanisch. Ich finde es interessant, wie sehr das sich in ständigem Wandel befindende Menschenbild Hand in Hand mit den Technologien der jeweiligen Zeit geht. Heute leben wir im EDV -Zeitalter, und viele Menschen halten daher unser Gehirn für einen Computer. Der menschliche Geist wäre dann eine Art Software.
    Roland Düringer: Die große Frage lautet nach wie vor: „Kommt das Bewusstsein nach dem Gehirn oder vor dem Gehirn?“ Erzeugt also unser Gehirn das Bewusstsein oder ist das Bewusstsein vom Gehirn unabhängig und durchdringt dieses?
    Clemens G. Arvay: So, wie man im 18. Jahrhundert in der Zeit der aufkommenden Mechanik lebte, befinden wir uns jetzt im Zeitalter des neurowissenschaftlichen Weltbildes, das natürlich eng mit der Informatik verknüpft ist. Viele Neurobiologen gehen davon aus, unser Bewusstsein sei das Ergebnis von rein neuronalen Gehirnaktivitäten, die in verschiedenen Bereichen des Gehirns ablaufen. Diese Annahme wird wiederum von anderen Wissenschaftlern – darunter auch Biologen, Psychologen und Bewusstseinsphilosophen – bestritten. Der amerikanische Philosoph und Universitätsprofessor Alva Noë zählt beispielsweise zu den Kritikern des neurowissenschaftlichen Menschenbildes. Auch er vergleicht unser Gehirn zunächst mit einem Computer, gelangt aber gerade deswegen zu dem Schluss, dass es für sich alleine keinen vernünftigen Gedanken formulieren könnte. In seinem Buch „Du bist nicht dein Gehirn“ 10 vertritt er die These, unser Bewusstsein entstehe durch die Interaktion eines ganzheitlichen Lebewesens mit seiner Umwelt. Ein relativ kleiner Kreis medienpräsenter Neurobiologenverlautbart indes, das Geheimnis des Bewusstseins gelöst zu haben. Diese Wissenschaftler gehen davon aus, dass sie ihr Gehirn sind . Alva Noë kritisiert diese Vorstellung als „Gehirn-im-Tank-Hypothese“, wonach wir Gehirne wären, die in einem Tank – also im Schädel – aufbewahrt werden und sich mit Hilfe des Körpers artikulieren und durch die Welt bewegen. Obwohl sich dieses Menschenbild medial großer Aufmerksamkeit erfreut, wird es vom Großteil der Wissenschaftler nicht geteilt. Ein Gehirn dürfte für sich alleine ebenso wenig Bewusstsein aufweisen, wie dies bei Computern der Fall ist. Auch Computer „denken“ erst, indem sie benutzt werden. Man könnte das Gehirn also auch als Denkmaschine betrachten, die uns zur Verfügung steht. Gleichzeitig ist es ein Rekonstruktionsapparat, mit dem wir im Laufe unseres Lebens die phänomenale Außenwelt rekonstruieren, dabei aber stets mit dieser Außenwelt in Austausch stehen. Laut diesem Ansatz kann unsere „Welt“ also kein reines Konstrukt, keine beliebige Erfindung unseres Gehirns sein.
    Interessant sind auch die Überlegungen des international bekannten australischen Philosophen David J. Chalmers, der das „hard problem of consciousness“ vom „easy problem of consciousness“ unterscheidet, also die einfach zu lösenden Fragen

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