Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)
eng wird, und die Leute irgendwann nicht mehr umhinkommen, zu sagen: „Jetzt ist es vorbei! Jetzt leckt uns am Arsch.“ Und dann wird es im schlimmsten Fall krachen. Das sind keine schönen Aussichten, dessen bin ich mir bewusst. Aber wir werden die wirkliche Rechnung für unseren Konsum erst bezahlen müssen und ich hoffe, dass wir, also die Angehörigen unserer Generationen in den frühindustrialisierten Ländern, dafür geradestehen werden müssen und nichtunsere Kinder und der Rest der Welt. Das wäre nur gerecht. Denn eine Gesellschaft, die 50 Prozent der produzierten Lebensmittel jeden Tag in den Mülltonnen der Supermärkte verschwinden lässt und Tiere so schlecht behandelt, als wären sie leblose Waren, darf nicht ungeschoren davonkommen. Vielleicht werden wir früher als wir glauben Verantwortung übernehmen müssen. Spätestens wenn das Wasser, in dem wir wie die Frösche schwimmen, kocht. Schmeißt man einen Frosch in einen Topf mit kühlem Wasser und erhöht die Temperatur langsam und sanft, bleibt er so lange im Topf, bis er kocht. Ich habe das noch nicht probiert, aber angeblich wäre das so. Schmeißt man ihn aber vom kalten Wasser in einen lauwarmen Topf, ergreift er sofort die Flucht.
Clemens G. Arvay: Ich habe Freunde in Wales in Großbritannien, die dort in einer Ökogemeinschaft leben und mehrere Bauernhöfe gemeinsam betreiben. Sie versorgen sich zu hundert Prozent selbst mit Strom und Energie, haben Windräder errichtet und nutzen Wasser- und Sonnenkraft. Das Geniale an dieser Kombination ist, dass bei jeder Wetterlage ausreichend Energie zur Verfügung steht. Wenn es regnet und windig ist, laufen die Wasser- und Windräder auf Hochtouren. Wenn die Sonne scheint, dominiert die Sonnenenergie. Der Strom wird in einer alten U-Boot-Batterie gespeichert, die sie irgendwo aufgetrieben haben.
Es handelt sich um circa 20 Personen, denen auf diese Weise ausreichend Energie zur Verfügung steht, um sogar elektrische Geräte inklusive Computern zu betreiben.
Roland Düringer: In überschaubaren Dimensionen lassen sich solche Vorhaben leicht umsetzen. Übrigens überlege auch ich, mir für meinen Holzwagen zusätzlich zur Fotovoltaik ein kleines, gebrauchtes Windrad aufzustellen. Das brächte mir im Winter einenVorteil. Jetzt, im Sommer, während ich wenig Energie verbrauche, sind meine Stromspeicher immer voll. Im Winter, wenn ich beispielsweise mehr Energie für Licht benötige, habe ich wenig Reserven. Derzeit habe ich keine Möglichkeit, Überschüsse aus der warmen für die kalte Jahreszeit zu speichern.
Die Energiefrage ist jedenfalls ein sehr wichtiges Menschheitsthema. Weil wir von Fremdenergie abhängig sind, gleichen wir derzeit Wachkomapatienten, die einfach an den Maschinen hängen und deswegen weiterleben. Wenn du in Wien, in Berlin, in Zürich oder in welcher Stadt auch immer einfach alle Stecker herausziehst – wie viele Tage gibst du den Bewohnern, bevor die Situation eskaliert?
Inzwischen hat es nichts mehr mit Verschwörungstheorien oder Spinnerei zu tun, wenn man glaubt, dass bald eine Epoche zu Ende geht, ein Umdenken passieren wird, vielleicht ein Finanzcrash auf uns zu kommt. Wir spüren, dass das Ende des Schlaraffenlandes naht, und dass die Zeit und die Macht des „weißen Mannes“ vorbeigehen wird. Unsere Kultur, die eigentlich gar keine mehr ist, wird genauso zerfallen, wie viele andere Kulturen zuvor. Ich könnte mir vorstellen, dass Hochkulturen immer automatisch an den Punkt gelangen, an dem sie einfach auseinanderbrechen, sich selbst auflösen.
Das soll nicht heißen, das morgen alles zusammenbrechen wird. Wir wissen nicht, wann es passiert, wie viele Jahre oder Jahrzehnte es noch dauern wird, aber ich denke, dass kommende Generationen in einer anderen Welt leben werden. Die Frage ist nur, wie wir mit dieser Situation umgehen werden. Ich beobachte, dass sich sehr viele Leute schon jetzt Sorgen um ihr Geld machen und sich fragen, wie sie ihr Erspartes für Krisenzeiten am besten investieren. Die einen kaufen Edelmetalle, die anderen Grund und Boden. Immobilien sind momentan besonders hoch im Kurs.
Würde mich jemand fragen: „Herr Düringer, worin sollte man jetzt investieren?“, dann würde ich einfach sagen: „In sich selbst.“
Investieren Sie in Ihren Körper, in Ihre Gesundheit, in Ihren Geist. Sie werden einen kräftigen, gut koordinierten Organismus viel nötiger haben als Erspartes oder Materielles. Gesund sein und damit überleben zu können hat auch
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