Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)
oberflächlich. „Hinterholz 8“ war keine oberflächliche Geschichte, sondern ging eigentlich sehr tief und der Inhalt betraf die Leute. In „Benzinbrüder“ glaubte man vielleicht im ersten Moment, dass ich über Autos redete. Es ging aber um einen jungen Mann, der mit dem Auto tödlich verunglückte, also eines vollkommen sinnlosen Todes starb. Allesamt waren es immer tragische Geschichten, die ich zu erzählen hatte. Aber es bestand für den Zuschauer nicht die Notwendigkeit, in diese Ebene des Stücks einzutauchen. Man konnte sich an der Oberfläche treiben lassen, und von der Pointendichte berieseln lassen.
Erfolg hat man und Karriere macht man als Künstler, indem man das, womit man bereits erfolgreich war, wiederholt und fortsetzt: immer wieder die gleiche Leier. Das wäre mir aber zu langweilig und daher beschloss ich, das Spiel zu beenden und etwas Neues zu machen. Mit dem Programm „Düringer ab 4,99“, eine böse Auseinandersetzung mit dem bestehenden“Konsumismus“, verlorich viele meiner alten Fans. Viele konnten damit gar nichts anfangen. Das war einfach zu radikal, da machte ich „keine Gefangenen“.
Vielleicht war es zu früh dafür. Würde ich das Programm jetzt spielen, würden die Leute möglicherweise besser verstehen, worum es mir dabei ging.
Danach begann ich damit, meine Auftritte als Vorträge zu gestalten: „Ich – ein Leben“ und „Wir – ein Umstand“, so heißen meine letzten beiden Programme. Das „Ich“ ist absichtlich durchgestrichen, was all jene verstehen werden, die sich dieses Stück angesehen haben. Der dritte Teil dieser Vortragstrilogie kommt 2014, und ich freue mich jetzt schon darauf.
Ich muss sehr dankbar für das Leben sein, das ich führen darf. Ich bin jetzt 50 und relativ gesund. Mein Körper funktioniert und ich habe eine gesunde Tochter und eine wunderbare Frau. Ich lebe am Land, baue mein eigenes Gemüse an, habe einen Beruf, der mir wirklich sehr viel Spaß macht. Ich bin dankbar, weil das alles eine Gnade ist, und ich hoffe, dass ich durch meine Arbeit und mein Tun Anderen ein wenig davon zurückgeben kann.
Plastikgeld und Banken
In den 1970er-Jahren, in meiner Kindheit, bezahlte man nur mit Bargeld. Es gab keine Kreditkarten, kein „Plastikgeld“. Wenn du also etwas kaufen wolltest, musstest du zur Bank gehen und das Geld abheben, sofern du es nicht zu Hause hattest. Es ist schon unbequem, wenn man sich immer darum kümmern muss, Bargeld zur Hand zu haben. Es ist viel bequemer, eine Plastikkarte dabeizuhaben, irgendeine Zahl in ein Gerät einzutippen und sich dann daskaufen zu können, was man haben will. Ich glaube, dahinter steckt System, denn durch die Möglichkeit der Kartenzahlung wird unser Umgang mit Geld erschwert, nicht aber vereinfacht. Wir verlieren die Kontrolle darüber, wo wir einkaufen, was wir kaufen und wie viel wir ausgeben.
Wenn du heutzutage zum Supermarkt billa gehst – der fällt mir gerade ein und ist nur ein Platzhalter für all die anderen „Bösen Buben“ –, wenn du also dort zum Einkaufen gehst und eine Vorteilskarte erhältst, muss dir klar sein, dass nicht du den Vorteil hast, sondern BILLA . Es steht ja auch darauf: „ BILLA -Vorteilskarte“. Die Supermarktkette hat also den Vorteil. Durch eine solche Karte wissen sie, was du einkaufst und wie oft. Sie kennen deine Vorlieben und können genau feststellen, welche Werbung dich anspricht, damit du wiederkommst. Aber wir alle wissen das. Es ist kein Geheimnis. Dennoch wollen alle eine Vorteilskarte haben. Jeder von uns steckt auf seine Weise in Systemen fest und erhält sie durch sein Verhalten – ob freiwillig, wissentlich oder gezwungen – aufrecht. Auch wir beiden Schlaumeier.
Clemens G. Arvay: Wir können festhalten: Es gibt keine „geheime“ Gruppe von Verschwörern, die für alles verantwortlich ist. Das muss auch einmal klipp und klar gesagt werden.
Roland Düringer: Viele wünschen sich offenbar, dass es die eingeschworenen Schuldigen gäbe – seien es die Bilderberger, die Freimaurer, das Judentum oder sonst jemand. So ist es aber natürlich nicht, das wäre zu einfach gedacht und wäre auch noch gefährlich. Die Realität ist viel – viel! – komplexer. Alles hängt irgendwie zusammen und wir hängen mittendrin, durch die Handlungen, die wir setzen, durch das, was wir tun, durch die Art, wie wir denken. Wir alle sind Teil des ganzen Wahnsinns.
Clemens G. Arvay: Ich finde es alarmierend, zu sehen, dass heutzutage sehr viele
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