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Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition)

Titel: Leb wohl, Schlaraffenland: Die Kunst des Weglassens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Düringer , Clemens G. Arvay
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Groschen zurückgeben würde. Die Leute auf der Bank mussten also die Guten sein, so lernten wir es damals.
    Das ist die Konditionierung, die man so hat. Mittlerweile weiß man, dass es mit den Banken ein wenig anders funktioniert.
    Wenn das Bargeld wegfällt, und im Computer nur mehr Zahlen eingetippt werden, hat die Bank logischerweise die Möglichkeit, auf simple Weise Gewinne zu machen. Durch das Eintippen von Zahlen entsteht plötzlich Geld, das es nicht gibt. Ganz so einfach, wie ich es jetzt erkläre, ist es natürlich nicht. Die Sache ist komplizierter, aber das Grundprinzip funktioniert so.
    Wenn du zum Beispiel für Renovierungsarbeiten an deinem Haus einen Kredit von, sagen wir, 100.000 Euro benötigst, dann weißt du, dass dein persönlicher Bankberater diesen Kredit vielleicht genehmigt. Du gehst zu ihm, erzählst ihm, was du vorhast, und er fragt: „Gibt es Sicherheiten?“
    „Ja, das Haus. Das ist ohnehin schon mit einer Hypothek belastet.“
    „Okay, geht in Ordnung.“
    Was passiert auf einer Bank, die dir einen Kredit gegeben hat?Der Bankbeamte verbucht 100.000 Euro vom Konto der Bank auf dein Konto, das ebenfalls bei dieser Bank eingerichtet ist. Das heißt, die 100.000 Euro haben die Bank nie verlassen. Das virtuelle Geld ist nur von einem Konto auf das andere verschoben worden. Jetzt hast du ein Guthaben von 100.000 Euro auf deinem Konto und schuldest der Bank diese Summe. Die Handwerker kommen zu dir und sanieren das Haus. Sie stellen eine Rechnung über 100.000 Euro. Du überweist das Geld von deinem auf das Konto der Handwerker, die ebenfalls nur Zahlen in einem Computer erhalten. Falls die Handwerksfirma ihr Konto bei derselben Bank hat wie du, hat das Geld diese Bank niemals verlassen. Wenn das Konto der Firma bei einer anderen Geschäftsbank eingerichtet ist, dann steht diese natürlich in Zusammenhang mit den anderen Banken, da es entsprechende Geldkreisläufe zwischen den Banken gibt. In jedem Fall aber erhalten die Handwerker bei der Überweisung von 100 000 im Grunde nur Zahlen in Computern. Das heißt, die Bank hat niemandem Geld gegeben. Dennoch schuldest du der Bank plötzlich die betreffende Summe.
    Im Gegensatz zur Bank kannst du selbst aber nur Geld machen, indem du arbeitest. Du musst jetzt 100.000 Euro erarbeiten, weil du glaubst, du schuldest der Bank so viel Geld.
    In Wirklichkeit hingegen schuldet die Bank dir etwas, weil sie dir nie 100.000 Euro gegeben hat. Sie hat nur Zahlen in einen Computer eingetippt. Solltest du an dem Tag, an dem du den Kredit bekommst, die 100.000 Euro in bar abheben, dann schuldest du der Bank diese Summe. Solange du das nicht tust, ist es umgekehrt, und die Bank schuldet dir die Summe.
    Das ist vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber im Prinzip ist es tatsächlich so, dass Banken einfach Geld erzeugen können. Das geht natürlich nur mit virtuellem Geld. Mit Scheinen und Münzen wäre das unmöglich, denn dann müssten sie ja Geld fälschenoder kopieren. Nur mit virtuellem Geld funktioniert das Spiel der Banken. Daher glaube ich, dass System dahintersteckt, wenn uns die Banken das Bargeld wegnehmen wollen. Eines Tages wird es so sein, dass man gewisse Zahlungen – zum Beispiel über 2.500 Euro – nicht mehr bar tätigen darf, sondern nur mehr übers Konto. Und irgendwann werden wir uns total zufrieden damit fühlen, kein Bargeld mehr zu benötigen, sondern nur mehr eine Karte einstecken zu müssen, mit der wir alles erhalten, was wir wollen.
    Wenn dann aber wieder eine Zeit des Bankensturms eintreten sollte, der berüchtigte „Bankrun“, die Leute also noch schnell ihr Geld in Sicherheit bringen wollen, dann hat sich dieser erübrigt, weil ja kein Geld mehr auf der Bank liegt, und Zahlen im Computer kann man ja schlecht mit nach Hause nehmen und unter das Kopfkissen legen.
    Im Rahmen meines Selbstversuchs löste ich mein Privatkonto auf. Ich hatte davor zwei Konten: ein Geschäftskonto, das es nach wie vor gibt, und ein Privatkonto, das jetzt der Vergangenheit angehört. Mein Ziel wäre es, eines Tages gänzlich ohne Konto zu leben, aber ich glaube, man stößt dabei sehr schnell auf Grenzen. Ohne Konto werden dir einige Steine in den Weg gelegt. Das beginnt schon damit, dass du zum Beispiel für jede Barüberweisung eine Gebühr von etwa vier Euro bezahlen musst. Dahinter vermute ich Strategie. Ich hätte jedenfalls ein besseres Gefühl dabei, wenn ich gar kein Konto mehr hätte. Alles, was ich auf mein Geschäftskonto

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