Lebe die Liebe
wenigstens melden können.«
»Er dachte, dass du glücklich wärst bei deiner Tante. Außerdem … was hätte er dir stattdessen bieten können? Ein Leben wie die Zugvögel, von einem Hotel zum anderen. Glaub mir, er ist immer nur davon ausgegangen, was für dich das Beste wäre.«
»Warum hat er mir das nicht selbst erzählt?«
»Warum sollte er? Meinst du, er will deine Dankbarkeit?«, fragte Serena ungeduldig. »Hast du denn immer noch nicht begriffen, was für eine Art Mann er ist? Er wird sehr böse werden, wenn er erfährt, dass ich es dir gesagt habe«, fügte sie ruhiger hinzu. »Ich hätte es auch nicht getan, wenn du nicht zugegeben hättest, dass du ihn immer noch liebst.« Voller Mitleid sah Serena auf ihre Schwägerin. Das Gesicht war ganz heiß, die Hände zitterten. Sie streckte ihre Hände nach ihr aus. »Diana …«
»Nein.« Sie trat einen Schritt zurück. »Und das ist wirklich die Wahrheit?«
»Natürlich. Was hätte ich für ein Interesse daran, dich zu belügen?«
Diana lachte auf. »Nein, du nicht, aber alle anderen haben mich mein Leben lang belogen.«
»Komm, wir gehen nach oben und trinken etwas.«
»Nein.« Diana nahm ihre Tasche und ging zur Tür. »Serena, ich bin dir sehr dankbar, dass du mir das erzählt hast. Es wurde Zeit, dass ich es endlich erfahre.«
Als Diana die Tür hinter sich ins Schloss zog, ließ Serena sich mit einem tiefen Seufzer in ihren Schreibtischsessel fallen. War es vielleicht doch falsch gewesen, dass sie ihre Schwägerin so einfach damit überfallen hatte? Sie wollte schon wieder aufstehen und hinter ihr herlaufen, aber dann hielt sie sich doch zurück. Wenn Diana jetzt überhaupt jemanden sehen wollte, dann bestimmt nicht sie. Serena griff nach dem Telefonhörer.
»Caine MacGregor, bitte«, sagte sie plötzlich sehr bestimmt.
Eine Stunde war bereits vergangen, aber Diana hatte sich immer noch nicht wieder unter Kontrolle. Ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Alles, was sie bisher als Tatsache angesehen hatte, war nun völlig auf den Kopf gestellt. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als Justin noch einmal zu sehen und dann endgültig zu verschwinden.
Entschlossen stand sie auf, nahm ihren Koffer und begann zu packen. Sie hoffte nur, dass noch einige Stunden vergehen würden, bis sie Justin wiedersah. Vielleicht hatten bis dahin ihre Kopfschmerzen nachgelassen und sie konnte wieder klarer denken.
Zuerst überhörte sie das Klopfen an ihrer Zimmertür, aber schließlich öffnete sie doch.
»Caine.« Diana blieb in der Tür stehen und machte keine Anstalten, ihn hereinzubitten.
»Diana.« Besorgt sah er sie an und ging dann einfach auf sie zu, sodass sie den Weg freigeben musste.
»Caine, ich bin beschäftigt.«
»Lass dich nicht stören«, antwortete er und ging hinüber zum Fenster. Er sah den halb gepackten Koffer. »Wie ist das, hast du deine Pläne geändert?«
»Wie du siehst.« Diana faltete einen Pullover und legte ihn in den Koffer. »Serena hat dir bestimmt von unserem Gespräch erzählt.«
»Sie hat mir nur gesagt, dass du sie ziemlich aufgeregt verlassen hast.«
Diana merkte, dass ihre Hände leicht zitterten, als sie eine Bluse zusammenfaltete. »Du wusstest natürlich, dass Justin all die Jahre meinen Lebensunterhalt bezahlt hat, nicht wahr?«
»Ich habe es von Serena erfahren, nachdem sie dir die Einladung geschickt hatte. Justin hat das mir gegenüber nie erwähnt.« Langsam kam er durch den Raum und hob den Ärmel eines Kleides hoch, das Diana über das Bett gelegt hatte. »Warum läufst du weg, Diana?«
»Ich laufe nicht weg.« Wütend warf sie die Bluse in den Koffer.
»Aber du packst.«
»Das ist nicht dasselbe. Ich bin sicher, Justin wird froh sein, wenn ich weg bin.«
»Wie kommst du darauf?«
Diana stützte beide Hände in die Seiten und sah ihn zornig an. »Lass mich allein, Caine.«
»Auf wen bist du eigentlich wütend, Diana?«
»Ich bin nicht wütend!« Diana drehte sich um, ging zum Schrank und riss einige Kleider so heftig von ihren Bügeln, als könnte sie daran ihren ganzen Zorn auslassen. »Alle haben mich belogen!« Sie warf die Türen mit einem lauten Knall zu und drehte sich wieder herum. »All die Jahre hat sie mich in dem Glauben gelassen, dass ich ihr alles zu verdanken hätte, und ich habe mich bemüht, all das wiedergutzumachen. Dabei steckte hinter allem Justin – nicht sie.«
Ihre Hände zerknüllten den Stoff der Kleider, ohne dass es ihr bewusst wurde. »Sie konnte noch nicht einmal seinen
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