Lebe die Liebe
etwas erleben«, flüsterte Diana hinter vorgehaltener Hand, als der Verkäufer verschwand.
»Im Gegenteil, ich bin gerade dabei, dir mindestens zehn Prozent zu ersparen«, antwortete er. »Dafür kannst du mich dann zum Mittagessen einladen.«
Caine blieb vor einer schlanken Messinglampe mit einem tief gezogenen Glasschirm stehen. »Wie gefällt dir die? Zu dem Schreibtisch würde sie sehr gut passen.«
»Oh ja, die ist hübsch.« Diana trat noch einen Schritt näher, dann drehte sie den Kopf und sah ihn an. »Ich habe den Eindruck, dir macht das Feilschen sehr viel Spaß, oder?«
»Das steckt mir wohl im Blut. Schließlich verdient mein Vater damit seinen Lebensunterhalt – und nicht einmal schlecht.«
»Ich warne dich, Caine. Ich werde den Schreibtisch kaufen, ob sie nun mit dem Preis runtergehen oder nicht.«
In diesem Augenblick kam der junge Verkäufer zurück, ein triumphierendes Lächeln auf dem Gesicht. »Ich habe ein sehr gutes Angebot für Sie.«
Eine Viertelstunde später folgte Diana Caine hocherfreut aus dem Laden. »Woher hast du gewusst, dass sie zehn Prozent nachlassen würden?«
»Erfahrung«, antwortete er, »alles Erfahrungssache.«
Diana strich sich verlegen die Haare aus dem Gesicht und sagte dann leise: »Danke für die Lampe. Es war sehr nett von dir, sie mir zu kaufen. Und die Pistolen? Willst du sie deinem Vater schenken?«
»Ja, er hat bald Geburtstag.«
»Aber für dich selbst hast du bisher noch gar nichts gekauft«, fiel ihr plötzlich ein. »Gibt es denn gar nichts, was du haben willst?«
»Doch.« Blitzschnell nahm er sie mitten auf dem Bürgersteig in den Arm und küsste sie.
Die Passanten mussten um die beiden herumgehen. Manche schauten beinahe beleidigt, andere schmunzelten. Zwei Frauen blieben sogar neben ihnen stehen und stießen sich gegenseitig an. »Ist das nicht reizend?« Diana hörte es nicht.
Als Caine sie schließlich losließ, sah Diana sich verstohlen um. »Ich habe fast den Eindruck, du hast es gern, wenn Leute dich anstarren.«
Lachend legte er den Arm um ihre Schulter. »Wie wäre es jetzt mit einem Mittagessen?«
»Ja, das hast du dir verdient.«
»Du aber auch. Hier gleich um die Ecke gibt es ein hübsches kleines Restaurant.«
»Charley?«
Diana war überrascht, dass er es kannte. Sie hatte es während ihrer Studienzeit entdeckt und war oft dort gewesen – allerdings ohne je ihrer Tante etwas davon zu sagen. Bei ihr hätte es bestimmt auf der Liste der Lokale gestanden, die eine Dame nicht aufsuchte.
Das Lokal war ganz im viktorianischen Stil eingerichtet, mit vielen dunkel gerahmten Porträts an den Wänden, Lampen mit gläsernen Schirmen und goldgeränderten langen Spiegeln.
»Möchtest du Wein zum Essen?«, fragte Caine und griff über den Tisch hinweg nach ihren kalten Händen. »Das wärmt dich auf.«
»Ja, gern. Einen trockenen Rotwein am liebsten.« Sie überließ ihm ihre Hände. Der Montagmorgen würde schnell genug kommen, und dann wäre ihr Verhältnis wieder rein geschäftlicher Natur.
»Caine, erzähl mir etwas von deiner Familie«, sagte sie plötzlich ganz spontan. »Die MacGregors kennt ja wohl jedes Kind in Boston.«
Caine lächelte und strich mit einem Finger sanft über ihren Handrücken. »Wahrscheinlich wirst du den Rest der Familie selbst kennenlernen müssen, um dir wirklich ein Bild davon machen zu können, was nun wahr und was erfunden ist an dem Ruf, den meine Familie hat. Mein Vater ist ein großer, breitschultriger Mann mit roten Haaren, der seine schottische Herkunft niemals verleugnen könnte. Ich glaube, er könnte eine ganze Flasche Whiskey austrinken, ohne mit der Wimper zu zucken. Seine dicken Zigarren dagegen hält er vor meiner Mutter versteckt. Sobald er einen von uns in die Finger bekommt, hält er uns vor, wir sollten doch gefälligst endlich dafür sorgen, dass die Familie MacGregor nicht ausstirbt. Dabei schiebt er immer unsere Mutter vor, weil sie sich doch angeblich so sehr Enkelkinder wünscht. Vermutlich würde er niemals zugeben, dass er sie sich mindestens ebenso sehr wünscht.«
Der Ober kam mit dem Wein, ließ Caine kosten und schenkte dann beide Gläser ein. »Und was sagt deine Mutter dazu?«, wollte Diana wissen.
»Meine Mutter ist eine sehr ausgeglichene, ruhige Frau – eigentlich das Gegenteil meines Vaters. Wahrscheinlich führen sie deshalb eine so harmonische Ehe.« Gedankenverloren spielte Caine mit dem schlanken Goldarmband an Dianas Handgelenk.
»Ich kann mich nur an ganz
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