Lebe die Liebe
zur Schule gegangen. Sie erkannte mich und so stieg sie ein. Eine Zeit lang haben wir uns unterhalten – so über alles Mögliche, wie es uns ergangen ist seit der Schule, was wir jetzt machen. Sie gefiel mir immer besser, während ich mit ihr durch die Gegend fuhr, und schließlich hab ich ihr weisgemacht, ich müsste unbedingt noch was aus der Werkstatt holen.«
»Und sie hat nicht protestiert?«
Diana entging es nicht, dass sich auf seiner Stirn Schweißperlen gebildet hatten. »Ich hab ihr gesagt, dass ich unbedingt noch Werkzeug holen müsste. Als wir ankamen, bin ich über sie hergefallen.«
»Hat sie sich gewehrt?«
»Ja, ich hab ein paarmal zugeschlagen.« Er griff in die Hemdtasche und holte noch eine Zigarette heraus. Diana sah, dass seine Finger zitterten.
»Und dann?«
»Dann hab ich ihr das Zeug vom Leib gerissen und sie vergewaltigt!«, schrie Chad sie plötzlich an. »Was wollen Sie eigentlich noch alles hören? Jede Einzelheit?«
»Was trug Beth an jenem Abend?«
Er hielt die noch nicht angezündete Zigarette zwischen den Fingern, während er sich mit der freien Hand durchs Haar strich. »Eine graue Cordhose.«
»Sind Sie sich da ganz sicher?«
»Ja, ja, ich bin mir sicher. Einen rosa Pullover mit weißem Kragen und die graue Cordhose.«
»Und beides haben Sie ihr vom Leib gerissen?«
»Ja, hab ich doch schon gesagt.«
Diana legte den Kugelschreiber zur Seite und sah ihn an. »Es hatte ihr aber niemand die Kleider vom Leib gerissen, Chad. Was Beth an dem Abend trug, war völlig unversehrt.«
»Quatsch! Das muss ich doch besser wissen.« Er strich sich über die schweißnasse Stirn. »Dann hat sie sich eben umgezogen, bevor ihre Mutter sie ins Krankenhaus gebracht hat.«
»Nein, das Mädchen hatte die Sachen an, die Sie beschrieben haben, und die waren in Ordnung. Sie haben ihr weder die Kleider vom Leib gerissen, Chad, noch haben Sie sie vergewaltigt. Warum wollen Sie mir etwas vormachen?«
Der Junge warf die Zigarette in den Aschenbecher, stützte beide Ellbogen auf den Tisch und vergrub sein Gesicht in den Händen. »Verdammt! Warum kann ich denn nie etwas richtig machen?«
Diana schwieg einen Moment und sah auf den gesenkten Kopf des Jungen. Dann sagte sie leise: »Und Sie haben ihr auch nicht die Schrammen im Gesicht beigebracht, nicht wahr?«
Langsam schüttelte Chad den Kopf, hielt seine Augen aber immer noch verborgen. »Nein«, flüsterte er. »Ich könnte ihr niemals wehtun.«
»Sie lieben sie, ja?«
»Ja.«
»Fangen Sie noch einmal von vorn an«, befahl Diana ihm mit fester Stimme. »Aber diesmal erzählen Sie mir die Wahrheit.«
Mit einem tiefen Seufzer nahm Chad die Hände vom Gesicht und begann zu erzählen.
Beth und Chad waren wirklich zusammen zur Schule gegangen, ohne dass sie sich allerdings jemals besonders beachtet hätten. Sie waren in unterschiedlichen Cliquen und hatten überhaupt keine Berührungspunkte. Dann aber, vor etwa einem halben Jahr, hatte sie eines Tages ein Auto zur Reparatur in die Werkstatt gebracht, in der Chad arbeitete. Da hatte es plötzlich zwischen den beiden gefunkt.
Sie hatten sich ein paarmal verabredet, aber als ihr Vater dahinterkam, hatte er Beth den Umgang mit Chad verboten und von ihr verlangt, dass sie mit dem Jungen Schluss mache. Von da an trafen sie sich heimlich.
»Es war beinahe wie ein aufregendes Spiel«, sagte Chad und lachte unsicher. »Keiner wusste davon, noch nicht einmal meine Freunde oder die Mädchen, mit denen sie befreundet war. Zu Hause erfand sie immer andere Ausreden, um mich sehen zu können. Wenn es ihr gelang, sich abends aus dem Haus zu stehlen, gingen wir in die Werkstatt, haben miteinander geredet und uns geliebt. Ich hatte schon begonnen, von meinem Lohn jeden Monat etwas abzuzweigen, damit wir bald heiraten konnten.«
»Was ist in der Nacht passiert, als man Sie festgenommen hat?«
»Wir hatten Streit miteinander. Beth sagte, sie wolle so nicht mehr weitermachen, mit diesen Heimlichkeiten. Es war ihr egal, dass wir noch nicht genug Geld zusammenhatten, sie wollte unbedingt von daheim weg und sofort heiraten. Ich konnte sagen, was ich wollte, sie war einfach nicht davon abzubringen. Schließlich begann sie zu weinen, sprang auf, lief zu ihrem Auto und fuhr ab. Ich hab noch ein paar Bier getrunken, bevor ich nach Hause gegangen bin. Dann kam plötzlich die Polizei.«
»Aber wieso ist Beth darauf gekommen, Sie wegen Vergewaltigung anzuzeigen?«
»Ich weiß den Grund.« Seine Augen waren
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