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Lebe die Liebe

Lebe die Liebe

Titel: Lebe die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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und sah zum Fenster hinaus. Den Kaffee hatte sie völlig vergessen. Wenn sie Glück hatte, würde es ihr schon zu Anfang des Prozesses gelingen, aus Beth die Wahrheit herauszuholen. Aber wenn das Mädchen wirklich so viel Angst vor seinem Vater hatte, dann würde es schwer werden. Vielleicht liebte sie Chad auch gar nicht und hatte ihre Affäre mit ihm nur als ein Abenteuer betrachtet.
    »War der Morgen schlimm?«, kam plötzlich Caines Stimme von der Tür her.
    Diana drehte sich um. »Ja.« Es tat so gut, ihn zu sehen. Endlich jemand, mit dem sie die Sache durchsprechen konnte, der sie verstehen würde. »Bist du sehr beschäftigt?«
    Caine dachte an die Akten, die oben auf seinem Schreibtisch auf ihn warteten. Trotzdem schüttelte er den Kopf. »Nein, aber ich könnte jetzt einen Kaffee gebrauchen.« Er nahm die Dose vom Regal, füllte die Kaffeemaschine und stellte sie an. »Hast du Chad Rutledge besucht?«
    »Oh Caine, das ist so ein armer Junge.« Diana ließ sich auf einen der Stühle am kleinen Küchentisch fallen. »Er wollte mir den starken Mann vorspielen, doch seine Finger zitterten, und auf seiner Stirn stand der Schweiß …«
    »War es schwer mit ihm?«
    »Zuerst hat er versucht, mich auszuspielen, dann gestand er plötzlich, dass er Beth Howard vergewaltigt hätte.«
    Caine wollte gerade den Kaffee einschenken. Mitten in der Bewegung stoppte er. »Was sagst du da?«
    »Ja, er hat ein volles Geständnis abgelegt. Aber als ich ihn dann nach Einzelheiten fragte, hat er sich immer mehr in Widersprüche verwickelt. Er wollte mir einreden, dass er mit Beth zur Werkstatt gefahren sei, dass sie sich gewehrt habe und er ihr dann die Kleider vom Leib gerissen und sie vergewaltigt habe.«
    »Aber ihre Kleidung war nicht zerrissen«, wandte Caine ein.
    »Richtig, das habe ich ihm auch vorgehalten. Schließlich stellte sich heraus, dass er sich diese ganze Geschichte nur ausgedacht hatte, um das Mädchen zu schützen.«
    Caine nahm einen Schluck Kaffee und lehnte sich zurück, während Diana ihm ausführlich von ihrem Gespräch mit Chad erzählte. Sie war sich gar nicht bewusst, wie genau Caine sie beobachtete. Er fand schnell heraus, dass Diana vergeblich dagegen ankämpfte, persönliche Gefühle in diesen Fall einzubringen.
    »Wenn Chad die Wahrheit gesagt hat, dann wird Beth mit Sicherheit im Zeugenstand zusammenbrechen und den wahren Sachverhalt schildern«, sagte Caine, als Diana geendet hatte.
    »Caine, ich glaube dem Jungen. Er wollte sie mit seinem Schuldeingeständnis wirklich nur beschützen. Als ich ihn in die Enge getrieben hatte, rückte er mit der Wahrheit heraus.« Diana griff nach ihrem Aktenkoffer und zog ein Blatt heraus. »Ich habe eine Liste mit ihren gemeinsamen Freunden und Bekannten. Die beiden meinen zwar, sie hätten ihr Verhältnis vor aller Welt geheim gehalten, aber vielleicht ist ihnen das ja doch nicht ganz gelungen.«
    Caine sah, wie nah ihr die Sache ging, und er machte sich Vorwürfe, dass er ihr diesen Fall übertragen hatte. Einerseits hatte er gewollt, dass etwas von Dianas sorgsam aufgebauter Schutzmauer abbröckeln würde. Andererseits wusste er jedoch, dass sie darunter leiden würde, wenn sie den Fall nicht mehr objektiv betrachtete, sondern emotional reagierte.
    Diana sah ihn besorgt an. »Hoffentlich war ich nicht zu hart zu ihm.«
    »Mach dir keine Vorwürfe«, antwortete Caine. »Wir können unsere Klienten nicht immer mit Samthandschuhen anfassen, das weißt du doch.«
    »Ja, sicher. Und trotzdem … Mir ist noch niemals vorher klar geworden, dass Worte allein eine solch gefährliche Waffe sein können. Ich habe ihn ganz bewusst in die Enge getrieben, bis er keinen Ausweg mehr sah. Er war ganz bleich, die Finger zitterten, auf seiner Stirn stand Schweiß. Der Junge hat mir so leidgetan, Caine, und trotzdem habe ich ihm kein Zeichen meiner Sympathie gegeben.«
    »Du hast völlig richtig gehandelt, Diana, und du hast ihm damit geholfen, dass du nicht weich geworden bist und aus lauter Mitleid seine Lüge geglaubt hast. Sympathie und Mitgefühl bekommt er von seiner Mutter. Du hast die Aufgabe, ihm die bestmögliche Verteidigung zu geben.«
    »Ja, du hast recht. Ich muss abwarten, bis ich Beth im Zeugenstand vernehmen kann. Und dann muss es mir gelingen, ihren Vater auseinanderzunehmen. Selbst wenn alles so abläuft, wie ich mir das wünsche, wird den Mann keine hohe Strafe erwarten. Falsche Zeugenaussage vor der Polizei – was bringt das schon? Der Junge dagegen würde

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