Lebe die Liebe
mich so, dich wiederzusehen, Justin.«
Er erwiderte ihre Umarmung, und dabei fiel sein Blick auf Caine. Er hätte nicht sagen können, wieso, aber Justin wusste mit einem Mal, dass zwischen seiner Schwester und seinem Freund Caine eine Beziehung bestand, die sich nicht auf die gemeinsame Arbeit in der Kanzlei beschränkte. Er sah Caine fragend an, aber der Freund ging nicht darauf ein. Es war ihm nicht anzumerken, ob er die Frage in Justins Blick verstanden hatte.
Dabei wusste Caine genau, was Justin dachte. Er hatte genau dasselbe erlebt, damals, als er festgestellt hatte, dass seine Schwester und Justin zusammenlebten. Im ersten Moment hatte er gegen ein Gefühl der Eifersucht ankämpfen müssen, weil ihm plötzlich bewusst geworden war, dass seine kleine Schwester erwachsen geworden war und nun ein anderer Mann in ihrem Leben die Hauptrolle spielte, nicht mehr der große Bruder. Caine konnte sich nur zu gut vorstellen, dass sein Freund jetzt mit ähnlichen Empfindungen kämpfte.
»Ja, zum Teufel, werde ich denn heute unseren Besuch auch noch einmal begrüßen dürfen?«, schallte Daniel MacGregors kräftige Stimme durch den Raum. »Lass mich deine Schwester anschauen, Justin. Serena, mein Glas ist leer.«
»Mich willst du wohl gar nicht begrüßen, oder?« Caine ging auf seinen Vater zu.
»Komm nur her«, antwortete Daniel grollend und zog die buschigen Augenbrauen zusammen. »Schämst du dich gar nicht, deine arme Mutter so lange warten zu lassen? Wieso kommst du so spät?«
Er wartete die Antwort seines Sohnes gar nicht ab. »So, Sie sind also Diana?« Er nahm ihre beiden Hände zwischen seine und betrachtete sie von oben bis unten. »Sie sind ein hübsches Mädchen, Diana. Und die Ähnlichkeit mit Justin ist unverkennbar. Ich sag’s ja, aus einem guten Stall seid ihr beide.«
»Danke für die Einladung, Daniel«, antwortete Diana lächelnd.
»Hübsches Mädchen, nicht wahr, Anna?«, wandte er sich an seine Frau.
»Ja, wirklich.« Caines Mutter stand auf und streckte Diana beide Hände entgegen. »Sie dürfen sich nichts daraus machen, Diana, dass Daniel Sie so ungeniert mustert. Das ist nun mal seine Art. Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir.«
»Was ist meine Art?«, polterte Daniel gleich dazwischen. »Darf ich mir ein hübsches Mädchen etwa nicht mehr ansehen?«
»Als ob du dir das verbieten lassen würdest.« Caine lachte und setzte sich auf die Lehne des Sofas neben seiner Mutter.
Daniel lehnte sich wieder in seinen Thronsessel zurück und streckte die langen Beine aus. »So, dann haben wir also jetzt noch einen Anwalt in der Familie«, bemerkte er und übersah einfach den warnenden Blick, den Caine ihm zuwarf. »Ich habe großen Respekt vor dem Recht, müssen Sie wissen«, wandte er sich wieder an Diana. »Alan hat ja auch Jura studiert, aber jetzt steckt er so tief in der Politik, dass er für nichts anderes mehr Zeit hat.«
»Jetzt bist du dran«, flüsterte Caine seinem Bruder zu und lächelte breit.
»Und Sie haben auch in Harvard studiert?«, fragte Daniel und nahm noch einen Schluck aus seinem Glas. »Ja, ja, die Welt ist klein. Jetzt seid ihr beide Partner in einer Kanzlei.«
»Wir sind keine Partner«, antworteten Caine und Diana gleichzeitig.
»So, ihr seid keine Partner?«, fragte das Familienoberhaupt gedehnt zurück, und jeder im Raum wusste, dass er das Wort »Partner« natürlich nicht nur auf die Kanzlei bezog. »Wie komme ich denn darauf?«
»Serena hat mir erzählt, dass Sie auch in Boston aufgewachsen sind, Diana«, rettete Anna die Situation. »Kennen Sie die Familie O’Marra?«
»Ja, meine Tante war befreundet mit Louise O’Marra.«
»Louise, richtig. Und wie hieß ihr Mann …? Ach ja, Brian. Brian und Louise O’Marra. Ich kann mich noch gut an sie erinnern«, sagte Anna MacGregor und nahm ihre Handarbeit wieder auf. »Sie konnten stundenlang Bridge spielen. Mir völlig unverständlich.«
»Wie war das, Anna«, mischte Daniel sich wieder ein, »haben die O’Marras nicht drei Enkelkinder?«
»Wobei wir wieder beim Thema wären«, murmelte Caine.
»Mögen Sie Kinder, Diana?«, wandte Daniel sich dann direkt an sie und beobachtete Diana dabei sehr genau.
»Kinder?« Die Frage überraschte sie, und ihr Blick ging Hilfe suchend zu Caine. »Ich habe eigentlich nicht viel Erfahrung mit kleinen Kindern.«
»Kinder sind das Wichtigste überhaupt auf dieser Welt«, antwortete Daniel und unterstrich dabei jedes seiner Worte, indem er mit dem Finger auf die Lehne
Weitere Kostenlose Bücher