Lebe lieber innovativ
Aufgabe des einen Partners ist es, eine Party vorzubereiten und seinem Gegenüber dazu Vorschläge zu unterbreiten. Der andere Partner muss jede Idee ablehnen und irgendeinen Grund dafür nennen, warum sie nicht funktionieren wird. Sagt der eine Partner zum Beispiel: »Lass uns für Samstagabend eine Party planen«, so würde der andere sagen: »Nein, da muss ich mir die Haare waschen.« Dieses Spiel geht dann ein paar Minuten so weiter und derjenige, der gerade versucht, gute Vorschläge zu machen, wird in der Regel immer frustrierter. Danach werden die Rollen getauscht und der andere Partner muss nun die Party planen. Allerdings muss sein Gegenüber jetzt zu allem »Ja« sagen und die Ideen weiterentwickeln. Wird zum Beispiel gesagt: »Lass uns am Samstagabend eine Party feiern«, wäre eine mögliche Antwort: »Ja, und ich bringe einen Kuchen mit.« Das geht dann eine Weile so weiter und die Ideen werden
mitunter immer verrückter. Es kam sogar schon vor, dass die Party unter Wasser oder auf einem anderen Planeten stattfinden sollte, und es gab alle erdenklichen exotischen Snacks und Show-Einlagen. Das Energieniveau im Raum steigt in dieser Phase der Übung normalerweise stark an, die Stimmung ist ausgelassen und es entstehen jede Menge Ideen.
Auch bei einer effektiven Brainstorming-Sitzung sollte diese Art Energie im Raum zu spüren sein. Natürlich muss man an einem bestimmten Punkt letztendlich entscheiden, was realisierbar ist, doch das sollte man nicht schon in der Phase der »Ideen-Erzeugung« tun. Denn beim Brainstorming geht es darum, die konventionellen Ansätze für Problemlösungen über Bord zu werfen. Man sollte sich die Freiheit nehmen, Ideen auf den Kopf zu stellen, ihr Innerstes nach außen zu kehren und sich von den Zwängen der Normalität zu befreien. Am Ende einer Brainstorming-Sitzung dürften die meisten von der Vielfalt der neuen Ideen überrascht sein. In fast allen Fällen sind zumindest einige der vorgebrachten Anregungen so gut, dass es sich lohnt, sie weiterzuverfolgen.
Man darf aber nicht vergessen, bei der Ideenfindung die breite Palette an Möglichkeiten auszuschöpfen. Es kostet nichts, verrückte Einfälle zu haben, und man ist keineswegs gezwungen, sich auf einen von ihnen festzulegen. Vielmehr ist es das Ziel, sich über gängige Regeln hinwegzusetzen und sich eine Welt vorzustellen, in der andere Naturgesetze gelten und in der es keinerlei Einschränkungen gibt. Wenn man diese Phase abgeschlossen hat, ist es an der Zeit, mit der »Erschließungsphase« fortzufahren und die Ideen auszuwählen, die man weiterverfolgen will. Dann ist der richtige Moment gekommen, die Vorschläge aus einem kritischeren Blickwinkel zu betrachten.
In jeder Organisation und bei jedem beliebigen Verfahren kann man gegen Regeln verstoßen. Ein großartiges Beispiel dafür ist Cooliris , ein junges Unternehmen, das das Surfen im Internet zu einem fesselnden Abenteuer machen will. Im Wesentlichen wandelt Cooliris herkömmliche, eindimensionale Internetseiten in eine Art 3-D-Videowand um, wodurch der Eindruck entsteht, dass das Surfen schneller und direkter wird. Auf unserem Bildschirm bauen sich die Bilder der Reihe nach auf und erwecken den Eindruck, als ob wir durch eine Bildergalerie schweben würden.
Josh Schwarzepel und Austin Shoemaker, zwei Stanford -Studenten, haben Cooliris gemeinsam mit dem erfahrenen Unternehmer Souyanja Bhumkar ins Leben gerufen. Sie erhielten eine kleine Fördersumme für ihr Unternehmen, doch sie taten sich schwer, neue Mitarbeiter zu finden. Das war ein ernsthaftes Problem, denn sie würden es niemals schaffen, ihre ambitionierten Ziele in der Produktentwicklung zu erreichen, wenn sie nicht Dutzende talentierter Mitarbeiter einstellen würden. Doch dafür mussten sie nun ihre Vorgehensweise grundlegend ändern.
Josh, der für die Personalakquise zuständig war, setzte anfangs bei der Suche nach Mitarbeitern auf traditionelle Vorgehensweisen: Er schickte Stellenangebote an Jobbörsen im Internet, er inserierte auf den Internetseiten von sozialen Netzwerken wie LinkedIn und Facebook und engagierte sogar einen professionellen Personalvermittler. Doch das alles brachte keinen Erfolg. Deshalb beschlossen die beiden Jungunternehmer, die gesamte Personalsituation einmal aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und die üblichen Vorgehensweisen zu verwerfen. Statt junge, talentierte Leute davon zu überzeugen, in ihrem Unternehmen mitzuarbeiten, konzentrierten
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