Lebe lieber innovativ
Beispiel auch dieses Buch das unmittelbare Ergebnis einer Unterhaltung, die ich mit einem Sitznachbarn im Flugzeug führte. Wenn wir nicht miteinander ins Gespräch gekommen wären, hätte ich dieses Buch höchstwahrscheinlich niemals geschrieben.
Diesen Aspekt greift auch Tom Kelly, der Autor des IDEO-Innovationsbuches, auf. Er ist der Ansicht, man sollte sich jeden Tag wie ein Reisender im Ausland verhalten und ganz bewusst auf sein Umfeld achten. Im Alltag tragen wir tendenziell Scheuklappen und laufen, ohne innezuhalten und uns umzusehen, die ausgetretenen Pfade entlang. Doch als Reisender in einem fremden Land schauen wir uns die Umgebung mit wachen Augen an, was die Chancen, wertvolle Erfahrungen zu machen, ungemein erhöht. Wenn man sich auf
Situationen einlässt, gibt es an jeder Ecke etwas Faszinierendes zu entdecken.
Um diesen Sachverhalt zu verdeutlichen, stellt James Barlow, Leiter des Scottish Institute for Enterprise , seinen Studenten immer eine provokante Übungsaufgabe. Er lässt sie in Arbeitsgruppen um die Wette puzzeln und stoppt dabei die Zeit. Die Puzzleteile sind jeweils auf der Rückseite von 1 bis 500 durchnummeriert, so dass man sie ganz leicht zusammensetzen kann. Obwohl die Zahlen unmittelbar vor den Studenten auf dem Tisch liegen, dauert es jedoch sehr lange, bis sie ihnen auffallen – einige nehmen die Zahlen gar nicht wahr. Dabei hätten sie durch ein klein wenig mehr Aufmerksamkeit ihrem Glück gehörig auf die Sprünge helfen können.
Es kostet sehr viel Mühe, immer sorgfältig auf sein Umfeld zu achten. Um das wirklich gut zu machen, muss man sich selbst schulen, denn auch wenn wir aufmerksam sind, übersehen wir leicht Dinge, die sich direkt vor unseren Augen abspielen. Dieses Phänomen kommt in einem sehr bekannten Video deutlich zum Ausdruck. Darin werden die Zuschauer gebeten, einer Gruppe von Männern und Frauen im Video dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseitig einen Basketball zuwerfen. Die Zuschauer sollen zählen, wie häufig die Mannschaft in den weißen Hemden den Ball abspielt. Diese Frage können die meisten Zuschauer am Schluss des Videos auch beantworten. Doch in der Regel fällt niemandem auf, dass während des Spiels jemand in einem Bärenkostüm über das Spielfeld tapst. 2 Selbst wenn wir glauben, mit höchster Aufmerksamkeit bei der Sache zu sein, gibt es immer noch viel mehr zu sehen, als wir vermuten.
Dieses Phänomen zeigt auch eine weitere einfache Aufgabe, die ich meinen Studenten regelmäßig stelle. Ich schicke
sie an einen Ort, den sie kennen, zum Beispiel in das nahegelegene Einkaufszentrum. Dort bitte ich sie, eine Art »Laborversuch« durchzuführen, bei dem sie mehrere Geschäfte aufsuchen und auf die Dinge achten sollen, die normalerweise »unsichtbar« sind. Sie nehmen sich die Zeit, um Geräusche, Gerüche, die Beschaffenheit von Materialien und Farben wahrzunehmen sowie die Art und Weise, wie die Ware zum Verkauf arrangiert wird und wie sich das Verkaufspersonal und die Kundschaft verhalten. Die Studenten sehen unzählige Details, die ihnen vorher, als sie einfach nur in den Laden hinein- und wieder hinauseilten, noch nie aufgefallen waren. Diese Übung macht ihnen klar, dass sie zuvor eher mit Scheuklappen durchs Leben gelaufen sind.
Glückliche Menschen achten nicht nur verstärkt auf ihre Umgebung und begegnen interessanten Leuten, sondern sie finden immer auch ungewöhnliche Wege, um ihr Wissen und ihre Erfahrungen neu zu kombinieren. Die meisten Menschen verfügen über unglaubliche Wissensressourcen, doch sie sind nicht in der Lage, von ihnen zu profitieren. Glückliche Menschen wissen dagegen sehr wohl den Wert ihres Wissens und ihrer Netzwerke zu schätzen und können diese Goldminen bei Bedarf jederzeit nutzen. Hier ein anschauliches Beispiel aus der Rede, die Steve Jobs im Jahr 2005 bei der Verabschiedung der Stanford -Absolventen hielt. Kurz gesagt geht es darum, dass er nach sechs Monaten sein Studium hingeworfen hatte, weil er nicht wusste, warum er überhaupt studierte, und weil die Studiengebühren das Budget seiner Eltern erheblich überstiegen. Diese Situation beschrieb Steve so:
»Nach sechs Monaten konnte ich immer noch nicht erkennen, welchen Nutzen die Uni für mich überhaupt hatte. Ich hatte keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen sollte und wie die Universität dazu beitragen konnte, mir darüber klar zu werden. Trotzdem gab ich alles Geld, das meine Eltern ihr Leben lang gespart hatten, für das Studium
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