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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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gekommen war. Genauso wie vermutlich Arianna, denn Grnlllll konnte keine Treppen steigen. Wahrscheinlich hatte Arianna ihn mir aufs Bett gelegt.
    Meine Augen brannten vor Tränen und Scham und mein Magen hatte sich vor Übelkeit bereits zu einem Knoten zusammengezogen.
    Vielleicht war es ja gar keine Absage. Vielleicht war die Uni auf den Ökozug aufgesprungen und in dem Umschlag befand sich nur ein Aufnahmebescheid mit Instruktionen, wie ich online an weitere Informationen gelangen konnte.
    Vielleicht.
    Bitte.
    Bitte, bitte, bitte. Ich schnappte mir meine Kette von der Kommode und umklammerte sie wie einen Talisman, während ich aufs Bett zuging. Bei jedem Schritt tat mein Magen ein bisschen mehr weh. Zitternd hob ich den Umschlag auf. Hätten die denn nicht noch zwei Wochen warten können, bis sie ihn mir schickten?
    »Ich kann das nicht«, flüsterte ich.
    »Was kannst du nicht?«, fragte Jack, der mittlerweile so neugierig geworden war, dass er die Feenpforte hinter sich hatte zugehen lassen.
    »Ich kann ihn nicht aufmachen.« Ich kniff die Augen zu und hielt ihm den Brief hin. »Mach du’s.«
    Ausnahmsweise ließ er keinen blöden Spruch ab, sondern nahm mir bloß den Umschlag aus der Hand. Mit jedem Riss durch das Papier riss auch meine Seele ein Stückchen weiter ein. Vielleicht war es gar keine Absage. Vielleicht war es gar keine Absage. Vielleicht war es …
    »Sehr geehrte Miss Green, blablabla bedanken uns bei Ihnen, blablabla bedauern es sehr, dass wir Ihre Bewerbung zurzeit leider ablehnen müssen –« Er stockte, genau wie mein Herz.
    Ich konnte die Augen nicht aufmachen. Ich wollte nicht. Ich würde nicht nach Georgetown gehen. Das war’s. Alles, wofür ich gearbeitet hatte, alles, worum ich mich bemüht hatte, seit ich die Zentrale verlassen hatte – futsch. Ich würde für den Rest meines Lebens im Diner arbeiten, hin und wieder sinnlose Aufträge für die IBKP dazwischenmogeln und irgendwann würde Lend sich mit mir langweilen und die lüsterne Laborassistentin heiraten und die beiden wären glücklich und wunderschön bis in alle Ewigkeit, während ich
    niemals
    irgendwo
    ankam.
    Meine Zukunft war nur ein gähnendes schwarzes Loch, schlimmer sogar als die Feenpfade, denn über die erreichte man wenigstens sein Ziel. Ich hatte jetzt kein Ziel mehr.
    »Du machst mir Angst«, drang Jacks Stimme schließlich zu mir durch und ich öffnete die Augen, ohne ihn jedoch wirklich zu sehen. »Okay, gut, ja, atmen. Atmen hilft, am Leben zu bleiben, wie ich festgestellt habe, weißt du? Was in aller Welt ist denn so schlimm daran, wenn so eine blöde Uni Nein sagt?«
    »Mein Leben« – keuchte ich – »ist vorbei. Es ist vorbei. Alles.«
    Er machte ein skeptisches Gesicht. »Wer will denn überhaupt an einen Ort namens Georgetown? Klingt doch lächerlich. Ich könnte deine Verzweiflung ja verstehen, wenn der Laden einen so auserlesenen Namen wie, na sagen wir, Jacktown hätte, aber so wie die Dinge liegen, reagierst du definitiv über. Warum willst du denn noch länger zur Schule gehen? Ich war mal nur für ein paar Stunden da und hab mich schon fast zu Tode gelangweilt.«
    »Aber ich – meine ganzen Pläne und –«
    Er wedelte mit der Hand durch die Luft, als wollte er all meine Träume wie lästige Fliegen verscheuchen. »Dann machst du eben neue. Das da willst du doch in Wirklichkeit sowieso nicht. Im Moment glaubst du es vielleicht noch, aber das ist doch überhaupt nicht deine Welt.« Er lächelte mich an und seine blauen Augen waren das Einzige, was ich durch meinen Tränenschleier klar sah. Ich schluchzte noch heftiger.
    Er seufzte und trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Soll ich Raquel holen? Oder Bratpfannen-Boy?«
    »Nein!« Ich konnte Lend jetzt nicht gegenübertreten, konnte ihm nicht gestehen, dass ich nicht gut genug war. Und Raquel genauso wenig. Sie wäre furchtbar enttäuscht von mir. Ich hatte versucht, normal zu sein, mir ein Zuhause in der Welt einzurichten, und war auf voller Länge gescheitert. Warum schaffte Lend es nur, in beiden Welten so gut zu bestehen, und ich noch nicht mal in einer davon? Warum war ich so eine Lebensversagerin?
    Jack straffte übertrieben die Schultern. »Wie immer muss ich wohl auch hier mal wieder das Ruder übernehmen. Zum Glück bin ich stets bereit für neue Herausforderungen.« Er packte meine Hand, öffnete eine Pforte und zog mich hindurch. Ich weinte zu sehr, um zu protestieren, als mir Lends Kette aus der Hand flog. Ich sah mich um,

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