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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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während die Pforte sich schloss, und da lag die Kette, ein elendes Häufchen auf dem Boden der Tatsachen.
    »Jack, ich –« Mein Atem ging stoßweise und ich kriegte nicht mehr als ein paar Worte auf einmal heraus. »Ich – will nicht – bitte –«
    Wie angewurzelt blieb er stehen und sah mich stirnrunzelnd an. Eine Augenbraue hochgezogen, als stünde er vor einem besonders vertrackten Rätsel, legte er die freie Hand in meinen Nacken und zögerte kurz.
    Dann küsste er mich.
    Aus meinem Schockzustand herausgeschockt, spürte ich seine Lippen auf meinen, aber das war auch schon alles. Gut, sie waren voll und warm, aber die komischen Mümmelbewegungen, die er vollführte, waren weit von den Küssen entfernt, die sich mit Lend immer so wunderbar anfühlten.
    Und … es war Jack. Jack. Von all den Dingen, die ich mir vorgestellt hatte, mit ihm zu machen, schlossen die meisten irgendeine Form von Gewalt mit ein. Nichts davon hatte etwas mit Lippenakrobatik zu tun.
    Ruckartig riss ich den Kopf zurück, aber das wäre gar nicht nötig gewesen, denn Jack hörte im selben Moment auf.
    Er rümpfte die Nase. »Tja, das war … interessant. Das wollte ich schon immer ausprobieren und jetzt bin ich mir ziemlich sicher, dass ein Mal auch mehr als ausreicht.«
    Erbost boxte ich ihm mit der freien Hand gegen die Schulter, fuchsteufelswild, dass ich mich mit der anderen immer noch an seine klammern musste, damit ich nicht für alle Zeit in der Dunkelheit verloren war. »Du« – box – »kleiner« – box – »Freak!« – box. »Was sollte das denn bitte?!« BOX.
    Dem nächsten Hieb wich er aus. »Und ich hatte gedacht, danach ginge es irgendwie« – er zog eine Grimasse, als ich wieder einen Treffer landete – »kuscheliger zu.«
    »Pass auf, du Penner, wenn ich gewollt hätte, dass du mich küsst, dann hätte ich drum gebeten. Hab ich aber nicht. Würde ich auch nie! Und wenn du noch ein Mal so eine Aktion bringst, dann schwöre ich, ich mache diesen Fossegrim ausfindig und dann kannst du mal nett mit ihm baden gehen!«
    Und dann – als wäre sein unbeholfener, schrecklicher Kuss noch nicht genug gewesen – fing er an zu lachen.
    »SCHNAUZE!«
    Er schüttelte den Kopf und grinste selbstzufrieden. »Siehst du? Zwei Fliegen mit einer Klappe. Eins: Das mit dem Küssen ausprobieren. Ein Riesenreinfall, ohne jeden Zweifel deine Schuld, aber trotzdem, netter Versuch. Ich sollte mal bei deiner Freundin Carlee vorbeischauen. Die ist in so was bestimmt besser als du.«
    Warum hatte ich eigentlich nur den Cover-Röntgen- und nicht den Laserblick? Nicht, um ihn umzubringen, nein. Bloß, um das Wort »Freak« in seine Stirn einzubrennen.
    »Willst du denn gar nicht wissen, was mein zweites Ziel war?« Er sah mich wimpernklimpernd an.
    »Nein, will ich nicht.«
    Er stupste mich mit dem Ellbogen in die Rippen. »Du weinst nicht mehr, stimmt’s?«
    Um ihn zu erwürgen, hätte ich seine Hand loslassen müssen. Diese Möglichkeit schied also leider aus. »Ach, und so wütend zu sein, dass ich dich am liebsten erwürgen würde, ist besser?«
    Sein Lächeln bekam einen etwas angespannten Zug. »Wütend sein ist immer besser als traurig sein. Übrigens noch eins meiner Lebensmottos. So, möchtest du dich jetzt allein in dein Zimmer hocken und heulen oder hast du Lust auf ein Abenteuer?«
    Ich zögerte, wie immer misstrauisch, was Jacks Vorstellung von einem Abenteuer wohl bedeuten mochte. Aber nach Hause wollte ich auch nicht. Und er hatte ja recht – wenigstens weinte ich nicht mehr. Ich wusste genau, sobald ich in mein Zimmer zurückkehrte und diesen Brief sah, würde ich durchdrehen. Allein der Gedanke an den Gedanken daran trieb mir schon wieder die Tränen in die Augen und … ach, vergesst es.
    Fester als nötig drückte ich seine Hand. »Was hattest du denn dabei im Sinn?«
    Seine Augen wurden schmal und er lächelte, sein Engelsgesicht wirkte plötzlich verschlagen. »Lass uns was spielen gehen.« Er zog mich hinter sich her, als er über die Pfade eilte. Immer wieder wechselte er die Richtung, änderte den Kurs nach links oder rechts, als folgte er einer sich schlängelnden Spur. Ich hatte es noch nie erlebt, dass jemand hier irgendwas anderes gemacht hatte, als stur geradeaus zu gehen.
    »Du weißt schon, wo du hinläufst, oder?«, erkundigte ich mich zunehmend nervöser. Ob nun mit Jack oder irgendwem anders, ich hatte wirklich keine Lust, mich auf den Feenpfaden zu verlaufen. Und je länger wir hier im Dunkeln umherirrten,

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