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Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers

Titel: Lebe lieber übersinnlich - 02 - Dreams 'n' Whispers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kiersten White
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es für einen Sinn, jemanden zu hassen, wenn man nichts gegen ihn unternimmt?« Er legte mir den Arm um die Schultern und drehte mich so, dass ich mir das Inferno mit ihm ansehen musste. »Du kannst mir nicht erzählen, dass dich das nicht zufrieden macht, nicht nach dem, was du gesehen hast. Den Feen ist ja nicht viel wichtig, aber ihre kleinen Spielzeuge liegen ihnen schon sehr am Herzen. Dieses Schiff war der besondere Liebling der Königin, von dem See ganz zu schweigen. All die Jahrhunderte, die sie gebraucht hat, um sich diese Landschaft zurechtzubasteln, und dann PAFF! Eine einzige hervorragend gezielte Feuerbombe und du hast sie so viel Wut und Schmerz gelehrt, wie sie es vermutlich noch nie erlebt hat. Und trotzdem noch viel weniger, als sie verdient hätte.«
    Während ich in die Flammen starrte, war es, als schlängelte sich der Rauch, der mich immer noch einhüllte, in meine Brust, dunkel und schleichend, und verwandelte meine Angst in Wut. Er hatte recht. Sie hatten es verdient. Sie verdienten noch viel, viel Schlimmeres als das.
    Ich kniff die Augen zusammen, bis die leuchtende Linie aus Feuer das Einzige war, was ich sehen konnte. Wenn ich recht drüber nachdachte, war sie genau das, was dieser Landschaft noch gefehlt hatte. Sie gehörte hierher.
    Ich drehte mich zu Jack um. »Was hast du sonst noch vor?«
    Er strahlte so sehr, dass sich seine Grübchen zeigten. »Ich wusste, dass du zu was zu gebrauchen bist. Wir müssen nur kurz Nachschub holen und dann –«
    »Du. «
    Wir zuckten beide erschrocken zusammen und drehten uns zur Quelle dieser schrecklichen, heiseren Stimme um. Ein wild aussehendes, zusammengekrümmtes Wesen. Zerzaustes, verfilztes Haar über eingesunkenen Gesichtszügen. Kleider, die zweifellos einmal elegant gewesen waren, jetzt jedoch bis zur Unkenntlichkeit verschmutzt und zerrissen. Dann erst sah ich die Augen – ihre Augen. Rubinrote Augen. Zu denen einst eine Stimme wie zersplitterndes Glas gehört hatte.
    Fehl.
    Das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte, war in Lends Küche gewesen, als Vivian versucht hatte, ihr die Seele auszusaugen. Sie war mit dem Leben davongekommen, aber offensichtlich ziemlich mitgenommen. Keine Spur mehr von der ätherischen, unnahbaren Grazie der Feen. Sie war nur noch ein wildes Tier, mit fiebrigem Blick und abgehackten, fahrigen Bewegungen.
    »Du hast mir das angetan. «
    Ich hob die Hände und wich einen Schritt zurück. »Nein, hab ich nicht. Es tut mir leid, aber –« Ich zögerte. Es tat mir nicht leid. Fehl hatte sich an den Regeln vorbeigewunden, die sie an die IBKP banden, um mit Vivian gemeinsame Sache zu machen und mich in den Tod zu führen. Und fast wäre ihr das auch gelungen. Außerdem hatte ich ihr in jener Nacht sogar das Leben gerettet, indem ich Vivian davon abhielt, sie vollkommen auszusaugen. Rückblickend hätte ich das wohl besser sein lassen. Ich straffte die Schultern. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du dir das ganz allein zuzuschreiben.«
    Sie lachte auf, ein Geräusch irgendwo zwischen Krächzen und Husten. »Ja, was für ein Lohn für meine harte Arbeit. Aber wenn ich den Auftrag zu Ende bringe – wenn ich meiner Königin doch noch verschaffe, wonach sie verlangt –, dann wird sie mich wieder lieben. Sie wird mich heilen.« Fehl richtete sich gerade auf und zog eine Grimasse, als bereite ihr diese Haltung Schmerzen.
    »Du hast ’ne Fee auf dem Gewissen?« Ohne den Blick von ihr zu wenden, wich Jack zurück. »Eine kleine Vorwarnung wäre nicht schlecht gewesen. Ich will nicht sterben, jetzt, wo hier endlich mal Leben in die Bude gekommen ist.«
    »Ganz ruhig«, fauchte ich. »Wir sterben schon nicht. Die kann mir nichts tun.«
    Fehl stieß wieder ein Lachen aus und diesmal kam ein Hauch ihrer alten Glasscherbenstimme durch. »Kleines Mädchen, du hast keine Ahnung, was ich alles kann.«
    »Kommst du mit ihr klar?«, fragte Jack und mir fiel auf, dass er zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, ängstlich klang. Ich wollte gar nicht wissen, was er schon alles von den Feen hatte erleiden müssen. Feen wie Fehl. Ich würde nicht zulassen, dass ihm wieder wehgetan wurde.
    Ich spreizte die Finger und fragte mich, wie sich eine Fee wohl anfühlen würde, während ich Fehl im Auge behielt, die ihr Gewicht vor und zurück verlagerte und zuckte wie eine Katze, die sich zum Angriff bereit machte. Es war nicht falsch, es konnte nicht falsch sein, ihr ein bisschen von ihrer Seele zu nehmen, wenn ich damit mich und hilflose

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